von Jeremias Heppeler, 26.05.2017
Die Geschichte einer Band

Am 27. Mai steigt in Schaffhausen wieder der Kammgarnstar-Contest: Nachwuchsbands ringen um einen Startplatz bei dem Festival "Stars in Town". Mit dabei sind dann auch: The Rising Lights aus Frauenfeld. Wir stellen Euch die Band vor.
Als junge Band kommt man dieser Tage kaum noch drumherum sich in öffentlichen Bandcontests zu messen. Die postmodernen Sängerfehden bieten dem Nachwuchs eine ansprechende Bühne und Präsentationsfläche. Am Samstag, 27. Mai, 21 Uhr, findet in Schaffhausen einer der renommiertesten Wettbewerbe der Schweiz statt. Im Zuge des Kammgarnstars-Contests kreuzen fünf junge Schweizer Bands die Gitarren. Zu gewinnen gibt es einen Auftritt beim „Stars In Town"-Festival in Schaffhausen – dafür hat jede der Bands 20 Minuten Zeit um dem Publikum so richtig einzuheizen.
Am Ende entscheiden die wilde Meute (mit einem 40 prozentigen Stimmrecht) und die fachkundige Jury (mit 60 Prozent). Im Finale treten an: 45 Bullet aus Steinach, Crystal Rose aus Wettingen, The Bears Cave aus Rapperswil, One Day Remains aus Luzern – und aus dem Thurgau The Rising Lights! Der perfekte Anlass also, um das Frauenfelder Trio vorzustellen. Um ein möglichst vielfältiges Bild der Truppe aufzuzeigen, haben wir in Zusammenarbeit mit Sänger Dennis Koch und Bassist Jovin Langenegger das Band-Nähkästchen geöffnet und ein intermediales Interview zusammen gebaut. Anhand von Fotos, Videos und Aufnahmen hangeln wir uns durch Geschichte von The Rising Light.
Euer erstes gemeinsames Bandbild (siehe Bild oben) zeigt euch bereits auf einer Bühne: Wie waren die Anfangstage von The Rising Lights?
Dennis: Ich habe damals als Matura-Arbeit einen eigenen Song umgesetzt. „We Are Awakening" schrieb und produzierte ich zusammen mit einem Freund, der nicht zur Band gehört. Die Instrumente dazu habe ich abgesehen von den Drums selber eingespielt. Eigentlich dachte ich, dass es das schon war – jedoch kam bald die Idee dazu, das Ganze noch zu verfilmen. Für das Musikvideo brauchte ich also eine Band, die den Song auch live spielen konnte und jemanden, der filmt. So kam ich auf Simeon und Jovin zusprechen, da ich von den musikalischen Qualitäten der Beiden wusste und sie als enge Freunde sowieso schon am Projekt beteiligt waren. Die ganze kreative Zusammenarbeit gab somit unser Bandfundament.
Jovin: Die Anfangstage der Band unterscheiden sich nicht gross von der heutigen Bandsituation. Es wurde fleissig geprobt, Songs geschrieben und Konzerte gespielt.
Wurde das Video (siehe oben) in eurem Proberaum aufgenommen?
Jovin: Das Video wurde im Homestudio bei Simeon zu Hause aufgenommen. Schon damals haben wir alles selber organisiert - Tonaufnahmen, Video-Bearbeitung, Drehbuch und so weiter... Aus den vielen Projekten hat sich jedoch bald das Label Revolta gegründet, bei dem der Filmemacher Jann Kessler noch dabei ist, der bei vielen Musikvideos als Kameramann dabei war.
Was genau steckt hinter Revolta?
Dennis: Revolta ist ein Künstlerkollektiv, das aus dem Filmemacher Jann Kessler und meinen beiden Bandkollegen Simeon und Jovin besteht. Angefangen hat dies schon zur Zeit der Kanti Frauenfeld mit dem Gedanken „Gemeinsam mehr erreichen". Man kann zwar nicht wirklich sagen, dass wir für Revolta arbeiten – aber unsere Musikvideos veröffentlichen wir unter dem Namen Revolta, da Jann bei diesen meistens sehr stark involviert ist.
Wie steht ihr heute zu euren ersten Gehversuchen?
Jovin: Wir waren ziemlich zufrieden mit unseren Aufnahmen, vor allem, da sie komplett selber von uns in unserem Bandraum realisiert wurden. Heute jedoch, können wir sagen, dass wir mit der aktuellen EP ganz klar auf einem anderen Level stehen - was ja auch wünschenswert ist.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Produzent Thomas Fessler und Sängerin Sina? Was kann man sich bei so "alten Hasen" abgucken?
Dennis: Die Zusammenarbeit mit Sina und Thomas Fessler war der Preis für den 1. Platz am Ostschweizer Bandcontest „Contest 13". Das war unser allererster Bandcontest – und das Casting dazu unser aller erstes Konzert überhaupt – und den konnten wir für uns entscheiden.
Jovin: Dennis und Simeon genossen ein sehr umfängliches Gesangscoaching mit Sina, was sich enorm positiv auf die Aufnahmen auswirkte. Der Umgang mit Sina und Thomas war sehr einfach und kollegial - als kenne man sich schon so lange. Von Thomas konnten wir ebenfalls wirklich viel lernen - vor allem Studio-Technisches.
Gibt es ein Konzert, das euch besonders in Erinnerung geblieben ist? Und: Wie wichtig ist euch das Live-Spielen?
Jovin: Ja, das war 2016 am Kufstein Unlimited Festival. An diesem spielen wir übrigens auch dieses Jahr im Juni wieder. Die Stimmung war einfach umwerfend und crazy, die Leute haben trotz Regen getanzt und gesungen. Die ganze Altstadt-Strasse von Kufstein war gefüllt und es war eindeutig eines unserer besten Konzerte. Wir als Band spielen ganz klar am liebsten live - da ist für uns die ultimative Verwirklichung von Musik. Live-Musik lebt immer im Moment und kann nie ganz geplant werden. Es ist wie Magie. Vorbilder haben wir verschiedene und auch aus ganz vielen verschiedenen Bereichen. Von Coldplay, über John Mayer, bis hin zu den alten Hasen wie The Rolling Stones oder AC/DC oder sonst irgendwelche Indie-Bands - wir lassen uns von überall inspirieren.
Man braucht kein Experte sein, um eure konsequente Weiterentwicklung zu bemerken - wie hart arbeitet ihr im Proberaum?
Jovin: Wir arbeiten sehr hart. Wir investieren sehr viel Zeit für unser Bandprojekt, sei es im Proberaum, bei Interviews, im Tonstudio, bei Organisatorischem, Meetings oder beim Songwriting... Es gab bei uns noch nie eine Trockenstrecke. Es läuft immer was.
Könnt ihr unseren Leser beschreiben, wie euer Arbeitsprozess von der Songidee bis zum fertigen Song und Video aussieht?
Dennis: Ich schreibe die Songtexte selber, da ich schon seit klein auf sehr befahren mit der Englischen Sprache bin und allgemein gerne schreibe, und bringe sie dann zusammen mit einer musikalischen Idee in die Bandprobe. Dort werden die Songs dann in Zusammenarbeit mit Simeon und Jovin weiterentwickelt. Es ist bei mir also meistens so, dass ich ein musikalisches Motiv wie ein Gitarrenriff oder eine Hook und einen Textpart, etwa Zeilen aus dem Refrain, die Strophe oder auch nur ein Leit-Wort im Kopf habe und von dort an weiter aufbaue. Inspiration dazu kommt aus dem Leben. Gefühle, Emotionen, Erlebnisse – halt alles, was mich oder uns als Band bewegt. Somit haben die meisten Songs auch einen autobiografischen Hintergrund. Beim Aufnehmen wird neben der Musik dann meistens der Songtext nochmals genauer unter die Lupe genommen und auch von verschiedenen Native English Speakern überprüft.
Im aktuellen Video singt ihr über Kalifornien - das ist wohl die meist besungene Gegend weltweit. Warum ausgerechnet California ? Habt ihr euch schonmal überlegt auf deutsch zu singen?
Dennis: Ich war 2015 im Zuge eines Englisch Sprachkurses in Kalifornien. Grob zusammengefasst kann ich sagen, dass es eine unglaublich erlebnisreiche Zeit war. Ich genoss den American Way Of Life, sah die bisher schönsten Sonnenuntergänge und hatte natürlich stets meine kleine Reisegitarre dabei. Da ist es fast schon einleuchtend, dass sich musikalisch einiges tat. Ich verarbeitete viele persönliche Themen, da ich allein dort war und viel Zeit dazu hatte. Was ich spannend finde und was sich auch im Song „California" zeigt, ist das Träumerische an diesem „perfekten" Ort, der für viele so alltäglich ist und der beim zweiten Blick vielleicht gar nicht so ist. Für mich als Schweizer war es jedoch wie ein kleiner Traum, der fast schon surreal war – daher wird Kalifornien in „California" auch so plakativ dargestellt.
Jovin: Wir singen auf Englisch, da wir alle aus dem Thurgau sind - was dialekttechnisch eher schwierig ist.
Tickets für die Show am Samstag, 27. Mai, kosten 15 Franken. Türöffnung ist um 20.30 Uhr, Beginn um 21 Uhr. Mehr zum Finale des Festivals "Kammgarnstars" gibt es hier: http://www.kammgarnstars.ch

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