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von Brigitta Hochuli, 03.06.2014

Erotisches Versteckis

Erotisches Versteckis
Schlüsselübergabe im Departement für Bau und Umwelt: Regierungsrat Jakob Stark übergibt das Departement an seine Nachfolgerin Regierungsrätin Carmen Haag. | © id

Brigitta Hochuli

Acht grosse Tafeln, entstanden zwischen 1996 und 1998, je 200/50 Zentimeter gross, in verschiedenen Techniken auf Leinwand appliziert, rückseitig betitelt und signiert von Urs Graf, Künstler in Ermatingen. Die Tafeln hatte das Kunstmuseum Thurgau 1998 erworben, installiert wurden sie damals im grossen Sitzungszimmer des alten Regierungsgebäudes. Das ist der Hintergrund, vor dem Carmen Haag (CVP), Chefin des Departements für Bau und Umwelt (DBU), künftig regieren wird. Ob sie sich der Bedeutung bewusst ist?

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Wir helfen vorsorglich nach und fragen den Künstler. „Was mich freut“, sagt Urs Graf, „ist die Tatsache, dass es mir gelungen ist, in einigen Tafeln etwas zu verstecken.“ Entweder werde dies nicht gesehen, weil nicht richtig angeschaut, oder es werde nicht hinterfragt. Die Arbeiten seien aber gar nicht so harmlos und schon gar nicht einfach nur dekorativ. „Warum“, fragt Urs Graf, „sind zum Beispiel die Abdeckstreifen auf dem schwarz-gelben Streifenbild nicht abgenommen? Oder warum wendet sich der Thurgauer Löwe nach links und warum steht er im Sturm?“

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Wir tippen auf ein für Urs Graf typisch verstecktes erotisches Motiv. Und das nicht nur wegen des steinernen Herzens, das Regierungsrat Jakob Stark der Kollegin überreicht. Graf selbst macht auf Anfrage eine „ziemliche“ Andeutung und findet es bemerkenswert, dass der Löwe im ehemaligen Büro eines SVP-Regierungsrats hängt. Das herzige steinerne Herz sei aber sicher auch nicht gross auf seine Symbolik hinterfragt worden, ergänzt Graf. „Es ist ja oft auch schwierig, passende Geschenke zu finden... und vielleicht wird ja aus der neuen Regierungsrätin eine ,Steinere Lady‘!“

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Ziemlich weit gefehlt, lieber Urs Graf! Für Stark hat das Herz nämlich mit der Liebe zum DBU zu tun. Erotik ist dabei nicht unbedingt im Spiel. Denn in der Geschenkkiste liegen unzweideutig ein Metermass für den Hoch- und Tiefbau, ein Schneckenhaus für die Raumplanung, ein Fisch als Schlüssel für die Denkmalpflege, Moos für das Forstamt und ein Leuchtstab für das Generalsekretariat. Als Dank - wie süss! - bekommt Köby von Carmen später einen grossen Maikäfer aus Schokolade. Ob beim Verzehr die Erotik erst ihren Anfang nimmt, entzieht sich allerdings unserem künstlerischen Vorstellungsvermögen.

P.S.: Den Thurgauer Löwen hat Urs Graf dem Kanton übrigens geschenkt!

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Eine lustige Animation zum Thema finden Sie auf Urs Grafs Webseite.

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