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von Brigitta Hochuli, 29.01.2011

200 Jahren Thurgauer Verlagsgeschichte

200 Jahren Thurgauer Verlagsgeschichte
Hansrudolf Frey | © ho

Gottlieben: Mit Texten von Gotthelf bis Amos Oz erfreute das Bodmanhaus gut 50 Zuhörer. Der Anlass war aber auch eine Hommage an Hansrudolf Frey, Buch-Programmleiter bei Huber.

Brigitta Hochuli

„Nachtgespräche mit Halldor Laxness“ nennt Hansrudolf Frey, was er als junger Mann mit dem isländischen Schriftsteller und Nobelpreisträger erlebt hat: „Es war die wilde Zeit, in der ich mit meinem Volkswagen-Camper (mit dem ich damals unter anderem für den Huber Verlag während acht Jahren Buchhandlungen in Deutschland als Verlagsvertreter besuchte) mit vielen Autoren zu Lesungen fuhr, zum Beispiel auch mit Halldor Laxness, der etwas Schwedisch sprach und mit dem ich mich gut unterhielt: Ich vorne am Steuer, er sass hinten am Tisch und hatte eine Flasche "Isländischer Tod" mit. So fuhren wir durch die Schweiz.....“

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“

Und so kann man sich Hansrudolf Frey lebhaft vorstellen: immer für die Herzensangelegenheit Buch unterwegs.

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Man spürt seine Leidenschaft noch heute, obwohl er bald in Pension geht und obwohl der Verlag Huber Frauenfeld, den er seit 1996 leitete, der Orell Füssli Verlag AG gehört und der Thurgauer Leiter der Füssli Buchverlage auf Stufe Gesamtunternehmen, Alex Aepli, dies bereits getan hat. Man hört, es solle Bestrebungen geben, das Huber Programm sicherzustellen. Finden Gespräche statt? Steht ein Kauf bevor? Hansrudolf Frey winkt ab und deutet an: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

Das Frühlingsprogramm

Ausserdem ist Frey beschäftigt: Das Frühlingsprogramm will bis Ende März „zuverlässig lanciert“ werden. Darunter sind wie gewohnt Titel mit Thurgauer Bezug: Der Thurgauer Journalist Martin Sinzig schreibt über Louis Chevrolet, die Thurgauer Journalistin Daniela Schwegler über Diakonissinnen. Dann werden die Inkunabel-Schätze der Kantonsbibliothek Thurgau präsentiert sowie jüdisches Leben am Bodensee. Adolf Jens Koemeda hat Erzählungen geschrieben und schliesslich lesen wir von Ernst Mühlemann „Ermatingen-Kasachstan retour“.

„Die Zeiten sind garstig“

Er kam einem vor wie eine Abschiedsvorstellung, der erste Abend im Rahmen des Schwerpunktthemas „Parallelwelten“ im Gottlieber Bodmanhaus, wo Hansrudolf Frey zurzeit zu den Intendanten gehört. Die Schauspielerin Regula Imboden las Texte aus 200 Jahren Huber Büchern. Der Literaturkritiker, Literatur-Herausgeber und Kenner besonders der Schweizer Literatur, Charles Linsmayer, las zusammen mit ihr und rekapitulierte 200 Jahre Huber Verlagsgeschichte. Es war ein zum Teil heiterer Streifzug, zum Teil staunte man über die Breite des Angebots, das von Goethe über Praktisches Rechnen bis hin zu - eben - Halldor Laxness reicht. Verlegerisch gab‘s Hoch und Tief. In den Jahren, die Linsmayer Revue passieren liess, sah man bei Huber viele kommen und gehen. Zum Beispiel Peter Keckeis, der 1975 die internationale Ausweitung begann oder einen Verwaltungsratspräsidenten, der ausser Militaria und Thurgoviana alles eliminieren wollte. Das hat der Verlag (vorläufig) überlebt. „Aber die Zeiten für Buchverleger sind garstig“, sagt Hansrudolf Frey, dem zum Schluss der Veranstaltung wenigstens ein warmer Applaus sicher war.

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