von Brigitta Hochuli, 03.02.2014
Action mit Senioren

Brigitta Hochuli
Im Thurgau gibt es nicht nur immer mehr Angebote für Fastnochbabys, Kinder und Jugendliche, es gibt auch immer mehr Perlen für Senioren. Mindestens kulturell werden sie hier von allen Seiten umschmeichelt.
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Toll finde ich zum Beispiel den Effort, den „Kultur psychiatrie münsterlingen“ am 30. April macht. Da konzertiert nämlich die rund 150köpfige POPchor&band60plus Bodensee, die vom Schweizer Ehepaar Magdalena und Toni Dubach gegründet wurde und der 33 Prozent hiesige Sängerinnen und Sänger angehören.
Ein Thurgauer Seniorenorchester gibt es übrigens schon seit 1987, es wird seither von der Pro Senectute unterstützt und ist unter anderem am 30. März in Pfyn zu hören. Seine Webseite heisst thurso-ch.net.
„Generation superior“ nennt die Thurgauer Psychologin und Bodensee-Frauenseminargründerin Julia Onken ihre neue Zeitschrift. Darin sind nicht nur kluge Beiträge über den höheren Bewusstseinsgrad älterer Menschen zu lesen, nein, darin wird auch ein Schreibwettbewerb angepriesen. Wer gewinnt, darf an ein Seminar oder etwas hören über Gefühle und das Glück schlafloser Nächte. Einsendeschluss ist der 30. Juni. Mitmachen können Sie aber nur, wenn Sie über 65 Jahre alt sind! Und das ist gut so.
Noch diese Woche (5. Februar) lädt die Seniorenakademie Berlingen zu einem Vortrag über die arabische Revolution und den Westen. Sie nennt sich zwar neuerdings nur noch Akademie. Vielleicht weil sie „offen für Neues“ ist? Ihr Programm, jeweils frühnachmittags angesetzt, dürfte trotzdem eher in die Agenda älterer Semester passen. Und das ist eigentlich schade.
Ebenfalls noch diese Woche, am Donnerstag und Sonntag, gibt die Seniorenbühne Frauenfeld im Alterszentrum Park ein Lustspiel zum Besten. Ob „Leih mir dini Frau“ allerdings auch im Alter ein Jungbrunnenrezept ist, entzieht sich meiner Vorstellungskraft.
Wer sich grad keine Frau leihen, sondern mit einer tanzen will, gehe am Donnerstag nach Münchwilen ins „Dance inn“. Dort gibt‘s - was denn sonst? - Oldies mit DJ Alexander.
Ganz anderes als Fremdgehen und Tanzen hat das Zentrum für Spiritualität, Bildung und Gemeindebau der Evangelischen Landeskirche Thurgau (tecum) in der Kartause für die Senioren parat. Am 14. März findet die Tagung „Kultur und Spiritualität in der Arbeit mit älteren Menschen“ statt und passt wunderbar ins ganzheitliche Bemühen BEIDER Ittinger Museen!
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Den Ausdruck Senioren finde ich übrigens nicht so schlimm wie es manche New-Ager tun oder Julia Onken, die von der „Generation superior“ spricht. Wobei superior natürlich einleuchtet. Denn Senioren sind ja weiterentwickelte Junioren: die Pubertät ist zum Glück überwunden und action ist trotzdem erlaubt.
Bitte, liebe Seniorinnen und Senioren, helft meiner Gedächtnisleistung auf die Sprünge und ergänzt diese Liste. Denn ich bin auch nicht mehr die jüngste.

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