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Vom Zauber des Nebels

Vom Zauber des Nebels
«Das Nebelmännle hat Dinosaurier geärgert und ist auf Mammuts geritten, und unter dem hausdicken Eis der Eiszeit spielte es mit den Fischen Fangen.» Illustration und Text aus «Das Nebelmännle vom Bodensee» | © Daniela Drescher

Ein feines, kleines Buch: Anke Klaaßen hat aus einer alten Bodensee-Sage die Geschichte „Das Nebelmännle vom Bodensee“ gemacht. Für Kinder ab 4 Jahren.

Wer rund um den Bodensee lebt, der kennt das: Dieser Nebel in den dunklen Monaten kann einen manchmal ganz schön nerven. Dass genau dieser Nebel aber auch seine magischen Seiten haben kann, das zeigt jetzt ein neues Kinderbuch von Anke Klaaßen (Text) und Daniela Drescher (Illustration). Es heisst „Das Nebelmännle vom Bodensee“ und erzählt auf der Basis einer alten Sage die zauberhafte Geschichte des kleinen Nebelmännle, der mit seinen rauschenden Nebelfesten oft die ganze Region ins Ungefähre, ins Verschwommene gleiten lässt.

Wer Dinge auf diese Weise verschwinden lässt, macht sich nicht nur Freunde. Einem Ritter, „der auf einer stolzen Burg, die über dem Bodensee bei Bodman thronte“, gefiel das alles ganz und gar nicht: „Der Nebel ging ihm gewaltig auf die Nerven. Ständig kam er zu spät zu Geschäftsterminen. Handelsreisende verliefen sich auf dem Weg zur Burg. Und das Schlimmste: der Nebel raubte den Reben die Sonne, und bisweilen verschwanden sogar ganze Trauben.“

«Das Nebelmännle liebte es damals wie heute, über Wälder, Wiesen und Wasser zu tanzen. Zusammen mit seiner Geliebten, der Waldfrau mit den moosgrünen Haaren, tanzte er seine silbernen Tänze auch um die Rebstöcke. Und mit ihm feierten die anderen Seegeister: Wassernymphen und Wellenkugler, die Mossfeen und Baumtrolle, die Sonnenelfen und Wolkenzwerge.» Bild: Daniela Drescher

 

„Ich finde es schön, wenn Kinder mit lokalen Sagen aufwachsen.“

Anke Klaaßen, Autorin

Es kommt, wie es kommen musste: Der Ritter befiehlt: Der Nebel muss verschwinden. Und ändert damit mehr als er schliesslich selbst ertragen kann. 

Die in Konstanz lebende Anke Klaaßen hat mit ihrem „Nebelmännle“ eine sehr fantasievolle, sprachlich feine Geschichte geschrieben, die die grossen und kleinen Leser mitnimmt auf eine Reise in die magischen Nebelwelten: „Kennt ihr das? Vielleicht wart ihr ja auch schon einmal ganz plötzlich vom Nebel umhüllt. Dann steht für einen Augenblick die Zeit still. Man befindet sich in einer anderen, geheimnisvollen Welt. Das eigene Wort klingt dumpf und hohl.“

Klaaßen hat sich bewusst für diese Geschichte entschieden: „Ich finde es schön, wenn Kinder mit lokalen Sagen aufwachsen. Als ich die vom Nebelmännle gelesen haben, wusste ich sofort, das ist die Geschichte, die ich erzählen möchte. Auch weil ich selbst den Nebel wahnsinnig schön und beeindruckend finde“, erzählt die Autorin im Gespräch mit thurgaukultur.ch 

Aus dem Buch entsteht auch ein Erzähltheater und vielleicht ein Film

Für das Projekt hat sie sich Zeit genommen. Von der ersten Idee bis zum Drucks des Buches sind drei Jahre vergangen. Drei Jahre, in denen sie nicht ständig, aber doch immer mal wieder daran gearbeitet hat. Klaaßen kommt ursprünglich vom Film, sie hat an der Ludwigsburger Filmakademie Drehbuch studiert. Das merkt man dem sehr szenisch geschriebenen „Nebelmännle“ an. Ob sie daran denkt, das Buch auch zu verfilmen? „Das könnte ich mir  vorstellen, ist aber noch nicht konkret geplant“, sagt Klaaßen. Konkreter ist eine andere Idee: Die Geschichte zum Erzähltheater auszubauen und damit durch die Bodenseeregion zu touren: „Solche Naturgeschichten in der Natur zu erzählen, finde ich eine schöne Form der Vermittlung“, sagt die Autorin.

Erschienen ist „Das Nebelmännle vom Bodensee“ im anthroposophischen Verlag „Urachhaus“ (Stuttgart) und es ist laut Verlag für Kinder ab 4 Jahren geeignet.

Das Buch

 Anke Klaaßen, Daniela Drescher: Das Nebelmännle vom Bodensee. 40 Seiten gebunden. Verlag Urachhaus Stuttgart. ISBN 978-3-8251-5214-7. Preis: 18 Euro.

 

«Der Ritter folgte dem Licht und gelangte an einen einsamen, knöchrigen alten Baum.» Illustration und Text aus «Das Nebelmännle vom Bodensee» Bild: Daniela Drescher

 

 

 

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