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von Brigitta Hochuli, 08.06.2012

DREI FRAGEN AN...

DREI FRAGEN AN...
Andy Jud an der Arbeit in seinem Studio in Romanshorn. | © zVg

... ANDY JUD, Produzent der Rap-Hymne „Thurgau mini Heimat“, zum aktuellen Ruf der Platte und dazu, wem der Wurm wohl am ehesten schmecken sollte.

Herr Jud, das Jugend-Internetfernsehen Joiz hat Ihren Thurgau-Song auf Platz 10 der „schlechtesten Mundart Raap-Songs ever“ platziert. Giaccobo/Müller lassen keine Sendung mehr aus, ohne sich über das „Sterben im Thurgau“ lustig zu machen. Wie fühlt man sich als Produzent dabei?

Andy Jud: Der Song polarisiert. Giaccobo/Müller war für uns ein absoluter Glückstreffer. Um parodiert zu werden muss eine Qualität vorhanden sein. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass der Track mit sehr viel Herzblut auf musikalischem sowie technischem Top-Level produziert wurde. Wir haben in den letzten 15 Jahren zahlreiche Songs und Singles in den Radios platziert und können somit unsere produzierte Qualität und die entsprechenden Medienresonanzen gut abschätzen. Es ging uns von Anfang an darum, einen Dialog mit der Gesellschaft herzustellen und die Kultur aus dem Kanton Thurgau national zu präsentieren. Dies ist uns gut gelungen. Der YouTube Videoclip wurde fast 90'000 mal angesehen und das in gut zwei Monaten. Ich bin der Meinung, dass der Wurm nicht dem Fischer schmecken muss, sondern den Fischen.

Die Beurteilung durch Joiz lautet, der Reimrammler „Thurgau mini Heimat“ oder
„Leben und Sterben im Thurgau…“ sei an sich als Produktion gar nicht mal so schlecht. „Aber irgendwie trotzdem: Fremdscham.“ Müssen wir uns jetzt tatsächlich fremdschämen?

Andy Jud: Es ist einfach, sich über bestehende und mit viel Aufwand produzierte Songs zu äussern oder diese ins Lächerliche zu ziehen. Oftmals stellt sich dabei heraus, dass gerade in diesem Genre "gedisst" wird. Ich empfehle, die Energie in eigene Projekte zu investieren und es noch besser zu machen. Die Sonne scheint für alle und spannend finde ich, dass der Song doch so viele Plays erhält. Wenn einem etwas wirklich gar nicht gefällt, schaut man es sich nicht bis zum Schluss an oder hört es auch nicht nochmals durch. Ich weiss, dass es Menschen gibt, denen die Musik gefällt und für genau diese Menschen soll sie auch sein. Musik ist Geschmacksache und das ist gut so. Es war nie das Ziel, einen Titel zu produzieren, der allen gefällt. Dass der Thurgau in der Schweiz nicht der beliebteste Kanton ist, zeigen uns auch Karikaturen wie "die Gans" aus der Werbung. Gemäss einer Umfrage in der Rekrutenschule, ist der Kanton Thurgau der unbeliebteste Kanton in der Schweiz. Umso beeindruckender finde ich es, wenn die Jugend mit einem Track und dem selbstgeschriebenen Text so klar Stellung zu ihrer Heimat bezieht.

Auf Facebook danken Sie Joiz für die Promo. „Endlich mal Platz 10 in den Charts“, freuen Sie sich. Ist das Galgenhumor oder ernst gemeint?

Andy Jud: Ich kann sehr gut mit Kritik umgehen und habe auch keine Mühe damit. Meinungen anderer Menschen sind immer eine Bereicherung. Schliesslich kann ich ja selber entscheiden was ich davon annehmen möchte und was nicht. Konstruktive Kritik bereichert mich jeden Tag! Ich betreibe mein Tonstudio Sonic Lab seit über 15 Jahren in Romanshorn und kann gut davon leben. Dies scheint mir mitunter auch ein Zeichen zu sein, dass wir nicht allzuviel falsch machen. Das Musikbusiness ist in der heutigen Zeit kein einfaches Pflaster. Umsomehr freuen wir uns, wenn wir mit einem neuen Titel über die Landesgrenzen hinaus kommen. Zudem sind wir niemandem Rechenschaft schuldig. Wir haben ein super Team, Top Musiker und ein tolles Resultat! (ho)

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