18.08.2020
Inspiration Beethoven
Vom 28. bis 30. August 2020 bietet das Festival Kammermusik Bodensee auf dem Lilienberg farbig instrumentierte Konzerte mit erstklassigen Musikern. Aber auch kulinarische Köstlichkeiten und die Möglichkeit, vor Ort in den schönen Gästezimmern im ruhig gelegenen Park zu übernachten, gehören dazu.
Gerade in diesem schwierigen Jahr setzt das Festival Kammermusik Bodensee ein optimistisches Zeichen: Mit einem neuen und frischen grafischen Auftritt blickt das Festival mit Schwung und Zuversicht vorwärts in die 20er-Jahre. Dem 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens erweist das Programm die Referenz, indem seine Musik in beziehungsreichen Kontext zu seinen Vorgängern, Zeitgenossen und Nachfolgern gestellt wird. Die Konzerte zeichnen sich durch ungewöhnlich farbig instrumentierte Besetzungen aus. Neben das Schweizer Klaviertrio treten als zweiter kammermusikalischer Klangkörper die Bläsersolisten Aargau in Besetzungen vom Bläsertrio bis Bläseroktett. Dazu kommen die Bratschistin Ruth Killius und die Pianistin Milana Chernyavska.
Das Schweizer Klavierttrio mit Martin Lucas Staub (Mitte), dem künstlerischen Leiter des Festival Kammermusik Bodensee. Bild: zvg
Das erste Konzert am Freitagabend zeigt unter dem Titel „Beethoven – Seine Vorgänger, sein Meistertrio“ Wege auf, die zu Beethoven hinführen. Mit einem Bläserquartett von Carl Stamitz wird deutlich, wie dieser hervorragende Komponist und Vertreter der Mannheimer Schule grossen Einfluss auf Mozart und Beethoven ausübte. Mozarts Klavierquintett für vier Bläser und Klavier wiederum diente als direktes Vorbild für Beethovens eigenes Quintett op. 16. Beethoven selber kommt dann sozusagen als Ziel der musikalischen Reise mit seinem grössten Meisterwerk für Klaviertrio zu Wort, mit seinem schon beinahe romantisch zu nennenden Erzherzogtrio op. 97.
Die Bläsersolisten Aargau spielen am Samstag und Sonntag auf. Bild: zvg
Der Samstagabend steht unter dem Motto „Beethoven – Seine Zeit, seine Wirkung“. Hier stehen Beethovens Zeitgenossen und seine Wirkung auf spätere Komponisten im Fokus. Mozarts tiefgründiges Bläseroktett in c-Moll verlässt die Welt harmloser Serenadenmusik. Von Franz Krommer, der zur gleichen Zeit wie Beethoven in Wien wirkte, erklingt seine von üppigem und vollem Klang geprägte Bläserpartita in C-Dur. Einen Kontrast dazu bilden Beethovens Variationen op. 44 für Klaviertrio, die einen simplen musikalischen Gedanken konstruktiv ausreizen und nach und nach ungeahnte Stimmungstiefe erreichen. Beethoven hat ganze Komponistengenerationen fasziniert und beeinflusst. So auch Gustav Mahler und Alfred Schnittke, deren Klavierquartettsätze eng verknüpft sind.
Förderangebot für Nachwuchsmusiker*innen und Matinee
Tagsüber finden am Samstag öffentliche und kostenlose Workshops für junge Pianisten und Kammerensembles unter der Leitung der Pianistin Milana Chernyavska und des Bratschisten Alexander Moshnenko statt. In der Matinee am Sonntagmorgen spielen dann die Teilnehmer der Workshops ein virtuoses und abwechslungsreiches Programm aus Kammermusik und Solowerken für Klavier. Damit setzt das Festival Kammermusik Bodensee sein Engagement für den musikalischen Nachwuchs auch in diesem Jahr fort.
Die Bratschistin Ruth Killius zu Gast am Samstag und Sonntag. Bild: zvg
Mit dem Schlusskonzert unter dem Titel „Divertissements“ klingt das diesjährige Festival aus. Divertissement steht für Unterhaltung und Vergnügen, oft verwendet für heiter-tänzerische Bläserwerke. Diesen Titel trägt auch der 2. Satz des funkensprühenden Sextetts für Bläser und Klavier von Francis Poulenc. Davor erklingen geistreiche Bläserwerke von Giulio Briccialdi über Themen aus Rossinis „Barbier von Seviglia“ und von Darius Milhaud. Geistreich auch Beethovens erstes und letztes Werk für Klaviertrio: Ein kurzer Triosatz des 14-jährigen und ein lyrisches, schon beinahe schubertsches Allegretto von 1812. Es führt nahtlos in den träumerischen Beginn von Robert Schumanns Klavierquartett, für den die Auseinandersetzung mit Beethoven eine wesentliche Inspirationsquelle darstellte.
Die Pianistin Milana Chernyavska tritt u.a. am Sonntag auf dem Lilienberg auf. Bild: zvg
Zusammen mit den traditionellen anekdotischen Einführungen versprechen diese Konzerte auf höchstem internationalem Niveau und mit hochkarätigen Musikern unmittelbare und genussvolle Musikerlebnisse. Die passende Atmosphäre für ein entspanntes Musikwochenende bietet der Lilienberg mit seinem hellen Konzertsaal, dem grosszügigen Park mit Blick auf den Untersee und dem umfassenden Angebot mit hochstehender Gastronomie, sehr schönen Gästezimmern und einem Hallenbad mit Sauna.
Für das Wohlbefinden der Gäste ist gesorgt mit einem Schutzkonzept für Konzerte und Gastronomie gemäss den geltenden Vorschriften. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit allen Musikfreunden auf dem Lilienberg.
(Redaktion)
Infos und Tickets online in der Agenda von thurgaukultur.ch oder auf www.kammermusikbodensee.com.
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