von Brigitta Hochuli, 04.11.2012
„Lueg, en Tiger!“

Unter dem Motto „Sprung über die Generationen“ gastierte das Tanzfestival TanzPlan Ost in Steckborn. Am Samstag machten auch dreijährige Kinder mit.
Brigitta Hochuli
Tanzen sei das beste Mittel gegen Altersdemenz, sagen Neurologen. Für die Kleinsten ist es einfach ein Spass. Den „Sprung über die Generationen“ schaffen sie zusammen mit Müttern und Vätern im Phönixtheater locker. Zwei Tanzstücke ab zwei und fünf Jahren sind angesagt: „Pic Pac“ von „Bollwerk“ und „Ganz und gar wandelbar“ mit der Compagnie Mafalda. Danach dürfen die Kinder in einem workshop selber mitmachen.
Stampfen wie ein Elefant
Sie tanzen nach, was die Tänzerin und der Tänzer von „Mafalda“ in ihrem Stück vorgetanzt haben: wie man mit Klebeband kämpft, wie sich eine Kiste in einen Hund verwandelt, wie man friert, zittert und als Kranich die Schwingen ausbreitet, wie man Papier isst, wie man darum streitet und sich in Raubtiere verwandelt. „Lueg, en Tiger!“, ruft deshalb eines der drei- bis zehnjährigen Kinder aus den Zuschauerrängen, als die Tänzer sich als stampfende Elefanten gebärden.
Video
Nach der Vorführung nahtlos der workshop. Nicht alle Kinder haben den Mut mitzumachen. Aber alle sind konzentriert dabei, als es gilt, sich in Blumen zwischen Himmel und Erde zu verwandeln, mit imaginierter gelber und roter Farbe Sonne, Apfel und Orange zu malen, zu schwänzeln wie ein Hase, aufzutrumpfen wie ein Dinosaurier und zum Schluss wie die Künstler zuvor den Elefanten zu geben. Gisela Frank von TanzPlan Ost war genauso hingerissen wie Phönix-Leiter Philippe Wacker, der sich für den weiteren Verlauf der Tanzsaison bis Mitte Dezember mehr Zuschauer wünscht, als es beim Start der Fall gewesen sei.
Tournee-Schluss
TanzPlan Ost beendete in Steckborn die Tournee 2012. Neben den Kindervorstellungen traten am Freitag im Wechselspiel zwischen Tanz und bildender Kunst fünf Ostschweizer Kompanien mit aktuellen Kurzstücken auf. Stefanie Grubenmann mit «STAR», Philip Amann & Kilian Haselbeck mit «restle yourself into the ground», Alberto Franceschini mit «distances within», die Rotes Velo Tanzkompanie mit «Alberto, der Mann der geht» und Nelly Bütikofer mit «counting». Der Samstagabend begann - auf Sand getanzt - mit dem Solo «Caso & Caos» der Cie Prototype Status und endete mit «Ja!Ja!Ja!» der amerikanischen Choreografen Sara Pearson und Patrik Widrig. Sie hatten mit acht Ostschweizer Tanzschaffenden von 22 bis 64 Jahren ein Tanzstück geschaffen. Die Kulisse war im Sommer mit Laien am Steckborner Seeufer gefilmt worden.

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