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Was Tanz kann

Was Tanz kann
Sind bei TanzPlan Ost 2018 dabei: Die Compagnie Križaj/Wehrli/Gisler mit ihrem Stück "Nature Poetry" | © Saša Huzjak

Das Festival Tanzplan Ost wurde gegründet, um dem Tanz überregionale Aufmerksamkeit zu verschaffen. Das soll auch bei der fünften Ausgabe gelingen, die im November wieder im Thurgau Station macht.

Wer schon immer mal Teil einer ungewöhnlichen Tanz-Performance werden wollte, der sollte sich den Samstag, 10. November, freihalten. Dann gastiert die belgisch-schweizerische Compagnie Tumbleweed in Steckborn und lädt zum gemeinsamen Flashmob ein. «Ausgehend von der Praxis der fliessenden Bewegung einer Zweier-Beziehung im Stück «The Gyre» rufen wir zu einem kollektiven Begegnungsmoment auf. Unterschiedliche Paare kommen zusammen und formen eine Art Meer schwankender „Schaukeln“, das sich dann in gemeinsames Tanzen und Zusammensein auflöst», schreiben sie im Internet. Gesucht werden dafür Menschen jeglichen Alters und Geschlechts mit ein bisschen körperlicher Fitness (Tanzkenntnisse sind keine Voraussetzung). Wer sich berufen fühlt, kann sich noch bis bis 1. November 2018 als Paar oder Einzelperson per E-Mail unter cietumbleweed@gmail.com bewerben.

Die Aktion von Tumbleweed ist Teil des Festivals „Tanzplan Ost“, das in diesen Tagen (vom 26. Oktober bis 17. November) wieder Station in der Ostschweiz (im Thurgau im Phönixtheater Steckborn) und in Lichtenstein macht. Entstanden ist das Ganze vor Jahren als kulturpolitisches Instrument, um dem Tanz überregionale Aufmerksamkeit zu verschaffen. „Oft sind Compagnien nur lokal oder regional bekannt, das wollen wir mit dem Festival ändern“, sagt Linda Zobrist, Geschäftsleiterin der veranstaltenden ig tanz ost. Ziel des Festivals sei es auch, den zeitgenössischen Tanz dem Publikum näher zu bringen. „Verständnis für ungewöhnliche Dinge fördern, internationalen Austausch ermöglichen, Auftrittsmöglichkeiten für Compagnien schaffen und ihnen auch einen Resonanzraum für ihre Arbeiten zu geben, gehörte von Anfang an zu den Aufgaben, die wir uns als Festival gestellt haben", erklärt Zobrist.

Egal, wie man es als Mutter macht, man macht es falsch. Davon handelt die Chreographie  «Mother is the be(a)st» der  St. Galler Tanzkompanie House of Pain
Egal, wie man es als Mutter macht, man macht es falsch. Davon handelt die Chreographie «Mother is the be(a)st» der St. Galler Tanzkompanie House of Pain. Bild: Tanja Dorendorf

 

Es wird nicht mehr alles überall gezeigt

Zum Konzept von „Tanzplan Ost“ gehört, dass die ausgewählten Stücke auf Reisen gehen und so einen Querschnitt des aktuellen zeitgenössischen Tanzschaffens abbilden. Insgesamt fünf Inszenierungen werden bis 17. November an acht verschiedenen Orten gezeigt. Neben dem Phönixtheater Steckborn wird das Programm unter anderem auch in der Lokremise St. Gallen, dem TanzRaum Herisau und dem Tanzhaus Zürich gezeigt. Anders als in früheren Jahren wird aber nicht mehr alles überall gezeigt, sondern auch in Absprache mit den einzelnen Veranstaltungsorten werden geeignete Stücke ausgewählt, erklärt Linda Zobrist (mehr zu den einzelnen Stücken siehe im Kasten unten).

Seit 2014 ist die schweizerisch-chinesisch-vietnamesische Choreographin und Tänzerin Simone Truong künstlerische Leiterin von „Tanzplan Ost“. Gemeinsam mit ihrem künstlerischen Beirat (Simon Mayer und Daniel Morgenthaler) hat sie in diesem Jahr Stücke der Compagnien Fabrice Mazliah, Chollet/Huber/Steijn, House of Pain Physical Dance Theatre, Krizal/Wehrli/Gisler und Tumbleweed ausgewählt. „Mit ihren Körpern und (Bewegungs-)Sprachen entwerfen sie kompromisslos eigene Sichtweisen auf die heutige Welt und fordern neue Ausdrucksformen“, heisst es in einer Medienmitteilung zum Programm. 

Das diesjährige Thema: „Na(c)haltigkeit“

Thema und sanfte Klammer aller Stücke soll diesem Jahr der Begriff „Na(c)haltigkeit“ sein. Das „c“ ist in Klammern gesetzt, um sich auch an den Begriff „Nähe“ heranzutasten, wie Geschäftsführerin Linda Zobrist erläutert: „Denn Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur, Bestehendes zu erhalten. Das Wort verpflichtet auch dazu, das, was einem am Herzen liegt, in unserer Nähe zu halten, eben ‚nah zu halten‘. In unserer Gegenwart, wo sich Zeit und Raum immer mehr verdichten und uns neuen Möglichkeiten in immer schnellerem Rhythmus eröffnen, scheint dies umso wichtiger“, so Zobrist weiter. 

Im Rahmen des Festivals wird auch der Förderpreis für Choreografie von TanzPlan Ost im Gesamtwert von 5000 Franken vergeben. Erhalten wird den Preis dieses Jahr die Kompanie HorizonVertical mit ihrem Stück «Nacht­feder». Die Preisvergabe findet am Freitag, 26.Oktober, im Anschluss an alle Vorstellungen in der Lokremise St. Gallen statt.

 

Tanzplan Ost: Das Programm im Überblick

Phönixtheater Steckborn

 

Donnerstag, 15. November, 20.15 Uhr: Fabrice Mazliah „In Act and Thought - Six potentialities for TanzPlan Ost“ sowie Tumbleweed „The Gyre“:

 

Darum geht es: „Im Rahmen von TanzPlan Ost erarbeitet Fabrice Mazliah 2018 mit vier lokalen Tanzschaffenden und zwei Westschweizer TänzerInnen das Stück. Ausgangspunkt ist die Untersuchung des verkörperlichten Wissens der TänzerInnen: Wie können Ideen, die zuerst implizit ausgetauscht werden, im Stillen und nur unter den KünstlerInnen, verbalisiert werden und schliesslich zwischen den Körpern und mit dem Publikum geteilt werden? Die Teilnehmerinnen erforschen zahlreiche Strategien, kombinieren Bewegung mit Sprache, entwickeln Details in durchdachten Beschreibungen, werden poetisch.“ (aus der Selbstbeschreibung des Stücks)

 

 

Tumbleweed „The Gyre“: «The Gyre» ist ein Duett, basierend auf der simplen Tätigkeit des Gehens. Durch Beharrlichkeit und stetiges Kreisen entsteht eine präzise und doch zerbrechliche Partitur. Sie sind getrieben von einem ununterbrochenen Energiefluss und bestreiten so das autarke Räderwerk ihrer Beziehung. Diesem Wechselspiel unterworfen, verflechten sich die Konturen ihrer Körper und laden zum zeitlosen Treiben ein.“ (aus der Selbstbeschreibung des Stücks)

 

 

Lokremise St. Gallen

 

Freitag, 26. Oktober, ab 19 Uhr: Fabrice Mazliah „In Act and Thought - Six potentialities for TanzPlan Ost“ sowie Križaj/Wehrli/Gisler „Nature Poetry“

 

Darum geht es: «Nature Poetry» lädt die Gegensätze zum Tanz: Natur und Kultur. Oder: Natur und Poesie. Mit unerschöpflichem Eifer schlagen sich die ChoreografInnen Jasmina Križaj und Simon Wehrli zusammen mit dem Musiker Daniel Gisler in die Büsche und machen Naivität zu ihrer Tugend. Sie reimen dabei die Bewegung, singen Ohrwürmer zu betörenden Synthesizer-Klängen und rezitieren selbstverfasste Gedichte. (aus der Selbstbeschreibung des Stücks)

 

Nature Poetry-Teaser from Simon Wehrli on Vimeo.

 

Samstag, 27.Oktober, ab 19 Uhr: House of Pain - Physical Dance Theatre „Mother is the be(a)st“; Tumbleweed „The Gyre“; Chollet/Huber/Steijn „holding it together: Act 4 – myself & the other(s)“

 

Darum geht es: 

 

Das Tanzstück «Mother is the be(a)st» überprüft allgemein gültige Thesen und Vorurteile zum Thema Mutter. Egal, wie man es als Mutter macht, man macht es falsch. Wann wird ein Mindestmass an Liebe unterschritten und wann droht man in ihrem Überfluss zu ertrinken? Die Beste und zugleich ein Biest: Diese Kluft will die Tanzkompanie hier ausloten. (aus der Selbstbeschreibung des Stücks)

 

 

«holding it together» ist eine Kollaborations- und Performance-Serie, an deren Ausgangspunkt der Wunsch nach einer Praxis und Ästhetik des Austausches steht. Dafür hat die Choreographin und Tänzerin Jessica Huber von 2012 bis 2015 immer wieder Künstlerinnen und Künstler eingeladen, um in unterschiedlichen Konstellationen mit ihnen an der Frage zu arbeiten, wie wir mit der Dunkelheit und dem Unbekannten und mit unserer Umgebung in Verbindung treten und stehen. (aus der Selbstbeschreibung des Stücks)

 

holding it together/Trailer (excerpts of the series) from Jessica Huber on Vimeo.

 

Sonntag, 28. Oktober, ab 18 Uhr: Fabrice Mazliah „In Act and Thought - Six potentialities for TanzPlan Ost“

 

Tanzhaus Zürich

 

Freitag, 9.November, Saal: Fabrice Mazliah „In Act and Thought - Six potentialities for TanzPlan Ost“ & Tumbleweed „The Gyre“ 

Freitag, 9. November, Studio A: Križaj/Wehrli/Gisler „Nature Poetry“ 

Samstag, 10.November, Saal: Fabrice Mazliah „In Act and Thought - Six potentialities for TanzPlan Ost“

Sonntag, 11. November, Saal: House of Pain - Physical Dance Theatre „Mother is the be(a)st“ sowie Chollet/Huber/Steijn „holding it together: Act 4 – myself & the other(s)“

 

Informationen zum Ticketverkauf und alle weiteren Aufführungsorte und Termine gibt es auf der Internetseite des Festivals: www.tanzplan-ost.ch  

 

 

 

 

 

 

 

 

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