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von Brigitta Hochuli, 02.04.2012

Was für ein schöner Thurgau!

Was für ein schöner Thurgau!
Im Land, wo die Magnolien blühn: Kartause Ittingen. | © Brigitta Hochuli

Brigitta Hochuli

Der 30. März hatte es in sich. Nicht weniger als dreimal wurde an diesem Tag der Thurgau neu besungen.

♥ In Romanshorn hoben junge Menschen den Rap „Thurgau mini Heimat“ aus der Taufe. Toll, frisch, peppig, melodiös, gut gemacht, finde ich. Eine Liebeserklärung an den schönen Thurgau!

♥ In Weinfelden erklang im Rahmen der Musiktage das Orchesterstück “Spiel mir das Lied vom Thurgau”. Versetzt mit Western-Groove gefiel mir als neues Leitmotiv das immer noch hörbare Lalala des klassischen Thurgauerlieds „Oh Thurgau Du Heimat, wie bist du so schön…“

♥ In Amriswil meinte die deutsche A-cappella-Band Viva Voce indirekt auch den Kanton. „Welcher andere Ort in der Schweiz hat so viele schöne Seiten?“

Bei so viel Lust, den Thurgau schön zu singen, gab es auch Kritik. Der Rap sei peinlich, das Video zwar professionell gemacht, die Jungs sympathisch, die lila Pyjamas der Tänzerinnen aber nicht unbedingt jedermanns Geschmack; eine mostindische Parodie wäre besser gewesen. Um die neue, traditionell komponierte Hymne gab‘s ebenfalls Misstöne – das Orchester habe zu wenig geübt! Nichtsdestotrotz wird es hoffentlich noch oft gespielt werden. Schliesslich der Amriswiler Song: er ist komplett austauschbar. Jedes Kaff der Welt kann sich bei Viva Voce einen solchen bestellen.

Doch was für ein schöner Thurgau muss das sein, dass er nun neben der alten drei neue Hymnen besitzt! Den Grund für den Hype kann ich nur im Frühling sehen und darin, dass die Magnolie spriesst und der Öpfelbluescht naht.

***


Kommentare zu «Was für ein schöner Thurgau!»

Daniel Badraun | 04.04.2012, 20.32 Uhr
Es ist für viele Einwohner des Kantons merkwürdig, wenn der Thurgau neu besungen wird. Es hat wohl mit der Bescheidenheit oder dem fehlenden Selbstbewusstsein zu tun, dass wir es nicht so machen wie die Berner, die jedem Teich (Louenersee) und jedem Regionalflughafen (Bälpmoos) ein Lied widmen. Nicht jeder dieser Songs ist gelungen, nicht jeder Gangsterrap, der die Zürcher Langstrasse glorifiziert, ist geschmacklich einwandfrei. Wen kümmert das?
Wir haben eindeutig zu wenige Thurgau-Songs, es wird Zeit, dass diese Gegend noch fleissiger besungen wird! Erst dann können wir eine Qualitäts-Diskussion führen. Ich warte jetzt schon auf die Gruppe ‘Stiller Biber’, die mit ihrem Song ‘De Thur na’ dem Berner Vorbild die Worte um die Ohren schlägt.


Brigitta Hochuli | 09.04.2012, 11.36 Uhr
Man kann den Rap “Thurgau mini Heimat” auch satirisch interpretieren. Dies jedenfalls taten Giacobbo/Müller in ihrer Ostersendung im Schweizer Fernsehen. Den Thurgau empfindet Giacobbo als unheimlich, weil er ständig von Gangsterrapperbands vorgesungen bekomme, wie schön Sterben im Thurgau sei. Diese Sterbesehnsucht im “Kantonswerbevideo” assoziiert Partner Müller zudem mit den toten Delphinen im Connyland und mit Dignitas.
Den Bekanntheitsgrad hat die Band mit der Sendung schlagartig erhöht. Ob wir jedoch als Sterbekanton in die Geschichte eingehen sollen, möge Satire bleiben.


Richard Clavadetscher | 09.04.2012, 16.44 Uhr
Es ist zweifellos schön, im Thurgau geboren zu werden. Und es ist zweifellos schön, im Thurgau zu sterben. Frage aller Fragen aber: Was macht man dazwischen?


Brigitta Hochuli | 14.04.2012, 10.57 Uhr
«Thurgau mini Heimat» sei in aller Munde, stellt die Thurgauer Zeitung fest. Auch Anfragen für einen Auftritt gebe es schon. Produzent Andi Jud sagt: «Wir warten jetzt noch ein bisschen ab und schauen, ob wir den Song in andere Projekte einbinden können.” Darauf ist man nicht nur im Thurgau gespannt!

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