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von Zora Debrunner, 11.07.2012

„Nordwestbrise“ im wilden Osten

„Nordwestbrise“ im wilden Osten
„Romeo und Julia in der Ostschweiz“, so fasst die Autorin Monika Dettwiler ihren Roman „Nordwestbrise“ zusammen. | © Sascha Erni.

Monika Dettwilers Roman „Nordwestbrise“ bildet die Grundlage für das Freilufttheater, das der „Theaterverein Eschenz Goldener Becher“ 2015 aufführen will.

Zora Debrunner

Am ziemlich schwülen Donnerstag vor dem Openair trafen wir uns in Frauenfeld mit Monika Dettwiler, der Autorin des Buches „Nordwestbrise“. Wir unterhielten uns über ihr Buch, das dazugehörige Theaterstück, ihre Protagonisten und das Internet.

Romeo und Julia

Während um uns herum getunte Autos wummern, das Wiler-Bähnli kreischend vorbei rollt und laute Rap-Musik ertönt, lassen wir uns von Monika Dettwiler in die Zeit der Alemannen und Franken mitnehmen. Fasziniert hänge ich an ihren Lippen, während sie den Plot ihres Romans in kurzen Worten zusammenfasst: Romeo und Julia in der Ostschweiz. Alemannen gegen Franken. Kriege. Hier war vor ein paar Jahrhunderten echt der Bär los. Das Kloster St. Gallen als Mittelpunkt der Region, wo sich wichtige Männer mit anderen wichtigen Männern treffen. Und immer mittendrin Otmar, der sich gegen starre kirchliche Regeln und fürs Miteinander einsetzt.

St. Gallen und Einsiedeln

Ein wenig erinnert mich Otmar an @abtmartin, der mit seinen Tweets ebenfalls Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen bringt. Monika Dettwiler stimmt mir zu und vergleicht das heutige Kloster Einsiedeln mit den damaligen Verhältnissen in St. Gallen. Wir unterhalten uns über das Internet. Die Geschichtswissenschaftlerin und Journalistin hat für ihren Roman umfangreiche Recherche betrieben – nicht nur in Büchern, sondern eben auch im Netz. Viele Originale konnte sie so auf ihrem Bildschirm studieren. Für „Nordwestbrise“ ein grosser Gewinn und in Zeiten der historischen Buchlawinen eine wohltuende Abwechslung vom Bekannten.

Beata vom Zürichgau

Monika Dettwiler erwähnt schliesslich auch Beata vom Zürichgau als grossen Einfluss auf die Romanfiguren. Beata war in jener Zeit eine mächtige Frau. Im Gegensatz zu den damaligen Gepflogenheiten erscheint sie namentlich in Urkunden, obwohl sie verheiratet ist und die Männer das Sagen haben. Beata unterstützte den Freiheitskampf der Alemannen mit viel Geld und verschwindet schliesslich während einer Italienreise, die sie zum Papst hätte führen sollen, wie ein Blatt im Fluss der Zeit. Was mit ihr passiert ist, weiss niemand.

2015 das Theaterstück aus Eschenz

Wir unterhalten uns über das Theaterstück, das aufgrund ihres Buches geschrieben werden wird. Der innovative Theaterverein Eschenz Goldener Becher mit seinem Präsidenten Anders Stokholm wird nach der Aufführung von „Dorfmais“ im Jahr 2006 wieder ein Stück auf die Beine stellen, das die Zuschauer in seinen Bann zieht. Welche Protagonisten werden es neben den Hauptdarstellern auf die Bühne schaffen? Als leidenschaftliche Freilufttheaterliebhaberin hoffe ich natürlich auf Beata. Die gefällt mir. Ich jedenfalls freue mich auf 2015. Dann soll das fertige Stück aufgeführt werden. Wir bleiben dran.

*****

„Nordwestbrise“ ist dieses Jahr im Appenzeller Verlag erschienen und der fünfte historische Roman der Wahl-Zugerin und Co-Chefredaktorin der „Reformierten Presse“ Monika Dettwiler. Eigentlich hätte sie ein Theaterstück schreiben sollen, entschied sich aber für die Romanform und überlässt die Dramatisierung lieber Spezialisten im Umfeld des Theatervereins Eschenz Goldener Becher. Die Autorin liest am 20. September in der Kantonsbibliothek Frauenfeld und am 7. Dezember auf Schloss Arbon aus ihrem neusten Werk.
*
Hier geht‘s unter anderem zur interessanten Vita von Monika Dettwiler.

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