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von Andrin Uetz, 03.06.2021

Goldhoffnung

Goldhoffnung
Hat mit ihrem neuen Album «Gold» zu sich gefunden: Die Sängerin Jasmin Albash. | © zVg

Erdiger Soul und sphärischer Klang: Die Popmusikerin und Sängerin Jasmin Albash erhält in diesem Jahr einen der sechs mit 25’000 Franken dotierten Förderbeiträge des Kanton Thurgau. (Lesedauer: ca. 3 Minuten)

Der Herbst 2020 war für Jasmin Albash eine besondere Zeit. Im September veröffentlichte sie ihr Album „Gold“, bei dem sie „irgendwie zu sich selbst gefunden” habe, erklärt die Sängerin. Einen Monat später, im Oktober 2020 fand die Plattentaufe zum Album in der Kaserne Basel statt. Sogar mit Publikum, es war die Zeit der Öffnungen zwischen den Coronawellen.

Danach kam dann die erzwungene Vollbremsung: Alle anderen Konzerte mussten wegen der Pandemie abgesagt werden. So ein Album rauszugeben, und dann damit nicht auf Tour zu können, das sei schon deprimierend gewesen. „Da platzt du fast vor Energie, hast soviel von Dir da reingegeben, und dann kannst Du das nicht umsetzen. Ich hoffe, wir können die Songs im Sommer und Herbst dieses Jahres spielen”, sagt Albash. Aufgewachsen ist sie in Altnau am Bodensee, heute lebt sie in Basel

Musikvideo: «Going out to see you» vom Album «Gold»

Gold kann, aber muss nicht immer glänzen

Auch wenn man Jasmin Albash gerade nicht live sehen kann, das Album selbst kann man aber sehr wohl hören. Über die Loopstation (ein Fusspedal, mit welchem man Spuren live aufnehmen und im Loop abspielen kann) kam sie mehr und mehr mit elektronischer Popmusik in Kontakt.

Heute arbeitet sie vor allem mit der Musiksoftware Ableton. So habe sie die Songs fürs Album geschrieben und vorproduziert, und sei damit dann ins renommierte Neubau Music Studio in Berlin gefahren. Das Resultat kann sich hören lassen.

Musikvideo: «Sink» vom Album «Gold»

Eine Suche nach den eigenen Wurzeln

Das Album ist im weitesten Sinn eine Auseinandersetzung mit Themen wie Herkunft und Ent- und Verwurzelung. Die Familie väterlicherseits ist aus Palestina nach Jordanien geflüchtet. Erst vor zwei Jahren besucht der Vater zusammen mit seiner Tochter die vermeintliche Heimat.

Fern ab von orientalistischer Folklore nähert sich Albash mit ihren musikalischen Mitteln dieser Thematik an. „Das sind eher Bilder und Emotionen, welche in die Musik einfliessen”, beschreibt sie diesen Arbeitsprozess: „Irgendwie habe ich dabei schon zu mir selbst gefunden, darum veröffentliche ich die Musik auch unter meinem Namen und nicht mehr als The RK.”

Mit erdiger Stimme, sphärischen Synthesizern und satten Bässen schafft sie so etwas wie eine eingängige Behutsamkeit, die gleichzeitig berührt und zum Tanzen anregt.

Video: Sijada Session #3 mit Annie Goodchild

Feminismus ist mehr als nur ein Marketing-Gag

Neben ihrem Engagement für Helvetia Rockt und für das Female Music Lab hat Jasmin Albash die Sijada Sessions auf YouTube ins Leben gerufen. Um Musikerinnen nicht nur mehr Aufmerksamkeit zu widmen, sondern auch den Austausch über den eher im Verborgenen stattfindenden Schaffensprozess zu fördern.

Jeweils eine Künstlerin wird dabei eingeladen auf einem weissen Teppich (Sijada im Arabischen) einen Song zu Performen, und danach in einem Gespräch etwas mehr darüber zu erzählen. „Es geht dabei sicherlich um ein Empowerment der Frauen und Förderung der Diversität, doch darüber hinaus können diese Videos hoffentlich für alle etwas Lehrreiches vermitteln und uns irgendwie weiter bringen.”

Video: Kalemi-Konzert in der Kaserne Basel

In einem Wohnzimmer im Ramallah

Auf Einladung der Kaserne Basel verbrachte Jasmin Albash 2018 zusammen mit der Rapperin La Nefera eine Woche in Ramallah, wo sie zusammen mit Maysa Daw und Rasha Nahas die Band Kallemi كلّمي gründete. Innerhalb von fünf Tagen stellten die vier Frauen in einem improvisierten Studio in einer Wohnung ein Programm zusammen.

Die palestinensischen Musikerinnen kamen darauf in die Schweiz, es wurde nochmals eine Woche geprobt und es folgten Konzerte an der Palestine Music Expo, in Toronto, Berlin und in verschiedenen Schweizer Städten. Auch dieses Projekt musste coronabedingt eine Pause einlegen, doch weitere Konzerte sind in Planung. „Das Popbusiness ist kaum subventioniert. Unter den derzeitigen Bedingungen lohnt es sich für die meisten Veranstalter nicht zu öffnen”, gibt Albash zu bedenken.

Da kommt der Förderpreis zum richtigen Zeitpunkt: „Es ist für mich vor allem toll, dass ich dadurch zum ersten Mal wirklich Zeit habe etwas neues auszuprobieren, ohne gleich ein Resultat vorweisen zu müssen. Und natürlich auch eine ermutigende Anerkennung meiner Arbeit.”

Auf der Bühne: Jasmin Albash. Bild: zVg

 

Mehr über Jasmin Albash

Nach einer Ausbildung zur Primarlehrerin studierte Jasmin Albash an der WIAM (Winterthurer Institut für aktuelle Musik) sowie am Complete Vocal Institute in Kopenhagen Gesang. In Basel gründete sie ihre eigene Gesangsschule, bietet Einzel- und Gruppenunterricht an, leitet Chöre. Über Jahre hinweg trat sie unter dem Namen „The RK”, kurz für The Richard Kingston Projekt, auf. Im September 2020 veröffentlichte sie das Album „Gold”, bei welchem sie “irgendwie zu sich selbst gefunden” habe, und dabei passenderweise als Jasmin Albash auftritt. Mit dem YouTube-Kanal „Sijada Session” will sie die sicht- und hörbarkeit von Frauen im Musikbusiness zu fördern. Dann gibt es noch die Band „Kallemi”, welche aus einem Austausch mit Musikerinnen aus Palestina entstanden ist. Nicht zuletzt ist Jasmin Albash seit einigen Wochen Mutter eines Sohnes.

 

Reinhören: Das Album Gold kann man auch auf Spotify hören. 

Die Kulturförderbeiträge

Einmal im Jahr vergibt der Kanton Thurgau seine Kultur-Förderbeiträge an KünstlerInnen, die mit einem überzeugenden Vorhaben den nächsten Schritt ihrer Karriere gehen wollen. In diesem Jahr werden drei Frauen und drei Männer ausgezeichnet aus den Sparten Bildende Kunst, Theater und Musik. Der Preis ist mit jeweils 25'000 Franken dotiert. Die Preisverleihung findet digital statt - am Donnerstag, 3. Juni, 19 Uhr. Wer dabei sein will: Alle Informationen zur Anmeldung gibt es hier.

 

Die Preisträger sind: Jasmin Albash (Musikerin), Fabian Alder (Regisseur), Claudia Bühler (bildende Künstlerin), Susanne Hefti (bildende Künstlerin), Daniel V. Keller (bildender Künstler) und Pablo Walser (bildender Künstler). Fabian Alder (hatte zuletzt 2019 mit der Theaterwerkstatt Gleis 5 «Der Held der westlichen Welt» inszeniert) und Daniel V. Keller (hat die 18. Ausgabe der Facetten-Reihe der Kulturstiftung gestaltet) erhalten den Förderbeitrag nach 2013 (Fabian Alder) bzw. 2016 (Daniel V. Keller) bereits zum zweiten Mal.

 

Die Serie: In einer Porträtserie stellen wir alle PreisträgerInnen vor. Alle Teile der Serie werden in unserem Dossier zu den Förderbeiträgen gebündelt. Dort finden sich auch Porträts zu früheren PreisträgerInnen.



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