von Claudia Koch, 29.05.2019
Im Zeichen der Musik

Vom 31. Mai bis 2. Juni findet in Kradolf das 25. Thurgauer Kantonalmusikfest statt. Während zweier Tage messen sich 56 Musikvereine in verschiedenen Stärkeklassen. Eine besondere Leistung stellt die zweijährige Organisation dar.
Kradolf rüstet sich für einen musikalischen Grossandrang. Mit Pauken und Trompeten werden Anfang Juni 2000 Musikanten in das 3500-Seelen Dorf einmarschieren. Dazu gesellen sich zwischen 5000 bis 7000 Musikfans von Brass Bands und Harmonien. Um einen solchen Grossanlass auf die Beine zu stellen, braucht es Menschen mit viel Herzblut und organisatorischem Geschick. Fünf Personen berichten über ihre Vorbereitungszeit, ihre Motivation und ihren grössten Herausforderungen. Ein Anliegen ist allen fünf Engagierten gemein: Das Kantonale, wie das Fest kurz genannt wird, muss auf jeden Fall weiterbestehen.
Der OK-Präsident

Mit Werner Messmer, dem ehemaligen Präsidenten des Baumeisterverbandes und bis 2011 FDP-Nationalrat, konnte der Musikverein Kradolf-Schönenberg eine bekannte Persönlichkeit gewinnen. „Der bevorstehende Anlass wurde aus der Not geboren“, sagt Messmer auf die Frage, warum sein Wohnort Kradolf das Kantonale ausrichtet. Alle fünf Jahre findet ein solches Musikfest statt, wobei die Teilnahme der Thurgauer Musikvereine obligatorisch ist. Als der kantonale Thurgauer-Musikverband TKMV keinen Organisator finden konnte, hat sich der MV Kradolf-Schönenberg die Machbarkeitsfrage gestellt. Fünf Enthusiasten, darunter Messmer, wollten das Risiko eingehen und überzeugten auch die Kritiker. Messmer sagt dazu:“ Die Angst einer Überforderung und vor einem finanziellen Verlust war gross.“ Um dem finanziellen Risiko entgegenzuwirken, kümmerte sich Messmer um die Sponsorenbeiträge. Und war schlicht ernüchtert. „Trotz meiner guten Kontakte musste ich drei Wochen lang täglich telefonieren“, so Messmer. Die Sponsorengelder sprudeln nicht mehr so munter wie früher, da die Anfragen sich häufen. Die zweite grosse Herausforderung lag bei den erforderlichen Helferinnen und Helfer. „Erst als alle Vereine ihre personelle Unterstützung zugesagt hatten, konnten wir mit der Planung des Festes beginnen“, so Messmer.
Die Personalverantwortliche

Sybille Roth war bis 2017 während 11 Jahren Präsidentin des MV Kradolf-Schönenberg und gehört zu jenen Personen, die sich für ein solches Fest begeistern konnte. „Zwei Drittel der 36 Vereinsmitglieder haben sich, trotz kritischer Stimmen, dafür ausgesprochen“, sagt Roth. Sie übernahm mit Elan die Ressortleitung Personal und staunte nicht schlecht, als sich aus den 18 Vereinen gegen 300 Helferinnen und Helfer meldeten. Inzwischen liegt die Zahl bei 500. Bis vor kurzem fehlte noch Personal für rund 50 Schichten. „Nach einem erneuten Aufruf, auch Familienmitglieder und Bekannte einzuspannen, sind diese nun belegt“, sagt Roth, die stolz darauf ist, das Kantonale in Kradolf durchführen zu können.
Die Helferin und der Helfer

Lilian Brander sind die Nöte bei der Suche nach Hilfskräften als OK-Mitglied des Mammut Flossrennens bestens bekannt. „Ich liess mich von der Idee eines Musikfestes sofort anstecken“, sagt Brander. Die Präsidentin des Damenchors Sulgen konnte 18 Mitglieder des Chors zur Mithilfe motivieren. Sie bewirtschaften die Kaffeestube im Luftschutzraum der Mehrzweckhalle in Kradolf. Den Einsatzplan hat sie auf die Bedürfnisse ihrer Vereinsmitglieder angepasst „Die über 70-Jährigen waren fast beleidigt, als ich diese nur für eine Schicht einteilen wollte“, sagt Brander. Sie freut sich, ein solch grossartiges Fest direkt vor der Haustüre zu haben.
Die Motivation ist bei Raffael Schoch dieselbe. Er unterstützt seinen Vater, ein Vereinsmitglied, bei der Absperrung der Parademusikstrecke. Ausserdem hilft er beim Auf- und Abbau, wo es ihn gerade braucht. „Mein Bruder und ich haben schon als Buben bei Konzerten geholfen“, sagt Schoch. Er nimmt dafür extra eine Woche Ferien. Vom Fest selber, weder am Freitagabend am Dorffest für die Bevölkerung, wie auch an den Wettspieltagen, wird er wenig haben. Er ist jedoch gerne einer, der im Hintergrund wirkt.
Der Präsident der Musikkommission

Die Vorteile eines Kantonalen liegen für Stefan Roth, Dirigent des Musikverein Kradolf-Schönenberg, eindeutig in der Qualität der Musik. „Die Vereine müssen nebst einem Wahl- auch ein Pflicht- und ein Parademusikstück aufführen“, sagt Roth, für den die Musik im Mittelpunkt steht. Da sind bei jedem Verein Zusatzproben angesagt, was die Qualität verbessert und den Ehrgeiz anspornt. Die Jurymitglieder kommen aus verschiedenen Kantonen und teilweise aus dem Ausland, was ihm für eine faire Bewertung wichtig ist. Roth ist als Präsident der Musikkommission des TKMV ebenfalls eine wichtige, treibende Kraft für das Fest. Ihm bereitet das Wetter am meisten Sorge: „Die Musikanten müssen mit ihren Instrumenten vom Probe- ins Wettspiellokal wechseln, da mag es keinen Regen leiden.“ Ausserdem würde die Parademusik buchstäblich ins Wasser fallen. Auf was sich Roth besonders freut? „Am Sonntagabend mit befreundeten Dirigenten auf ein gelungenes Fest anzustossen.“
Das Festprogramm
Am Freitag, 31. Mai, findet ein Dorffest mit Einstimmung der MV Kradolf-Schönenberg und einem Konzert der Blaskapelle Fihuspa statt. Am Samstag, 1. Juni starten die Wettspiele um 8.45 Uhr, die um 19 Uhr enden. Am Abend spielen Dai Kimoto & die Swing Kids auf. Am Sonntag, 2. Juni beginnen die Wettspiel um 8.30 Uhr, die bis 13.30 Uhr dauern. Um 14 Uhr ist der Start der Parademusik mit Evolutionen. Die Rangverkündigung und der Schlussakt beginnt um 15.30 Uhr. Weitere Informationen unter www.kmf2019.ch
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