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Kunst unter Tage

Kunst unter Tage
Unterwasserwesen? Leuchtende Aliens? Die Arbeit Hallucigenia OMEN von Martin Walde (Installation, 2013) lässt viele Möglichkeiten offen. | © Luca Rüedi

Vor 10 Jahren hat Dierk Maass die Galerie „The View“ in Salenstein gegründet. Er hat dafür aussergewöhnliche Orte geschaffen und bringt so immer wieder spannende Künstler an den Bodensee.

Aussergewöhnliche Ausstellungen erkennt man auch daran, dass an ihnen Kunst nicht einfach nur gezeigt wird, sondern Ort und Kunst eine spezielle Verbindung eingehen. Wie das sehr eindrücklich gelingen kann, hat in den vergangenen zehn Jahren die private Galerie „The View“ in Salenstein gezeigt. Dierk Maass, Herzchirug und Besitzer der beiden Privatspitäler «Herz-Neuro-Zentrum Bodensee» in Kreuzlingen und «Herzzentrum Bodensee»  in Konstanz, ist Initiator und Finanzier von The View. Er praktiziert nicht mehr und reist stattdessen als Fotograf um die Welt. Auch seine Aufnahmen sind regelmässig zu sehen. Aber das allein wäre noch kein Grund, weshalb man die Galerie mal gesehen haben sollte. 

Wesentlicher dafür sind drei andere Dinge. Die Sommerausstellungen, die The View jedes Jahr macht, die bemerkenswerte Auswahl internationaler Künstlerinnen und Künstler, die in dieser Zeit im beschaulichen Salenstein ausstellt und die Orte an denen sie ihre Arbeiten zeigen. Diese Orte, Galerieleiterin Antoinette d’Airoldi nennt sie „Spaces“, sind das, was die The View von anderen Galerien unterscheidet: Zum Beispiel ein militärischer Unterstand, der zu Zeiten des Kalten Krieges in den Berg gehauen wurde, um Schutz vor dem Feind zu bieten. Die groben zerfurchten Wände zeugen von der Kraftanstrengung, die es brauchte, um dem Berg dieses Refugium abzutrotzen. Statt gewaltsamer Auseinandersetzungen gibt es hier heute Auseinandersetzungen mit zeitgenössischer Kunst. Gezeigt werden bei The View vor allem aktuelle Positionen, die sich mit Raum, Licht, Klang, Fotografie, Medienkunst und dem bewegten Bild auseinandersetzen. 

Gebaut zum Schutz vor dem Feind, neu genutzt als einer der spektakulärsten Kunstorte des Kantons. Ein ehemaliger Militärunterstand, mühsam in den Berg gehauen, bietet jetzt moderner Kunst eine Heimat. Bild: zVg

In solchen Räumen Kunst zu schaffen, ist eine Herausforderung

Ebenfalls im Angebot: Ein noch aktiver Zivilschutzkeller (ausgerüstet für den Fall eines Atomkrieges) und ein alter Wasserspeicher aus dem Jahr 1900. Der Wasserspeicher hat mit seiner unglaublichen Akustik und den hohen Decken eine nahezu kathedrale Atmosphäre. In solchen Räumen Kunst zu schaffen und zu zeigen, ist eine besondere Herausforderung, aber oft auch ein besonderes Erlebnis. 

Zehn Jahre ist es nun her, dass die erste Sommerausstellung bei The View über die Bühne ging. Aus diesem Anlass blickt die Galerie in diesem Sommer zurück und zeigt eine Retrospektive aller bisher beteiligter Künstlerinnen und Künstler. Grösstenteils sind das Arbeiten, die bereits in vergangenen Jahren zu sehen waren. Insgesamt 28 Künstlerinnen und Künstler sind beteiligt, es wird in diesem Jahr also enger werden, als man es bislang von The View kannte. Dennoch dürfte ein Besuch lohnen. Mit dabei sind schliesslich unter anderem Künstlerinnen und Künstler wie Teresa Diehl, Markus Eichenberger, Brigitte Kowanz, Stefan Bicheneder, Mischa Kuball, Albert Scopin und Yves Netzhammer.

Galerie The View, Salenstein, Jubiläumsausstellung, zu sehen bis 29. September 2019. Besuch nur nach Voranmeldung: 071 669 19 93 oder info@the-view-ch.com   www.the-view-ch.com   

Drei Werke aus der aktuellen Sommerausstellung: Arbeiten von Werner Schlotter und Markus Graf. Bilder: The View/S. Holländer/Luca Rüedi

 

Ausstellungsansicht der aktuellen Sommer-Ausstellung. Bild: The View/S. Holländer



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