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von Claudia Koch, 20.01.2020

Mehr Jazz für alle

Mehr Jazz für alle
Ruth Bommer (l.) und Melanie Wenger mit dem diesjährigen Programmflyer. | © Claudia Koch

Mit dem Programm des diesjährigen Jazz:now im Eisenwerk Frauenfeld sollen mehr Menschen, vor allem jüngere, für den Jazz begeistert werden. Ruth Bommer und Melanie Wenger erklären, wie sie das erreichen wollen.

Der Jazz scheint in Frauenfeld Fuss zu fassen. Davon zeugen die laut Veranstalter erfreulich viel verkauften Eintrittstickets der Reihe „Jazz:now“ im 2019, die es gar ermöglichen, dass dieses Jahr neun statt der üblichen acht Konzerte stattfinden. «Wir möchten den Jazz noch mehr ins Publikum tragen und insbesondere jüngere Menschen ansprechen», sagt Ruth Bommer. Ein Mittel dazu ist der lässige Auftritt des Programmflyers, auf dem einem eine Wildsau keck entgegenblickt.

Passend dazu auch das Motto der diesjährigen Konzertreihe: It’s Jazz o’clock now! ... mir verwütsched au dich. Das Foto stammt vom Schaffhauser Kunst- und Wildfotografen Tobias Rüeger, der mit Fotofallen Tieren nachts auflauert. «Künftig wollen wir für die Programmbilder stets mit Künstlern zusammenarbeiten», sagt Melanie Wenger, die unter anderem für die Gestaltung zuständig ist. Ein weiteres Mittel, um ein möglichst breites Publikum anzusprechen, lautet Diversität.

«Wir müssen die Kulturblase öffnen und dem Jazz den elitären Touch nehmen.»

Melanie Wenger, Veranstalterin «Jazz:now»

«Wir möchten am Stil der letztjährigen erfolgreichen Konzerte anknüpfen», sagt Ruth Bommer. Gemeint ist damit die grosse Vielfalt punkto Stilrichtung, Trends sowie neuer Künstlerinnen und Künstler, exklusiv aus der Schweiz. Dass es immer mehr Frauen in der Jazzszene gibt, freut Ruth Bommer ganz besonders.

Konzert mit 19-köpfigen Orchester

Entsprechend können die zwei Kuratorinnen am 5. Mai 2020 mit dem Sarah Chaksad Orchestra eine Basler Jazzerin und Bandleaderin präsentieren, die laut Bommer als Shootingstar in der Jazz-Szene gilt. «Chaksad ist sehr musikalisch und bringt alle Fähigkeiten mit, um mit einem 19-köpfigen Orchester für Aufsehen zu sorgen.»

Mit der in Frauenfeld aufgewachsenen Nicole Herzog kommt am 25. März 2020 eine Sängerin mit einer herausragenden Stimme ins Eisenwerk, so Bommer weiter. Ein junger Vertreter mit leidenschaftlichem Können am Piano ist Yves Theiler, der mit nur 31 Jahren in der Jazz-Szene bereits sehr bekannt ist und am 3. Juni 2020 Frauenfeld einen musikalischen Besuch abstattet.

Reinhören: So klingt das Sarah Chaksad Orchestra 

Unterstützt von Kanton und Stadt

Weitere Vielfalt für ein jüngeres Publikum soll am 26. Februar 2020 die Formation KAOS Protokoll mit Spiritual Electrojazzpunk liefern. Zu guter Letzt – jedoch als erstes Konzert der Reihe am 22. Januar 2020 – gibt es eine Hommage an Franz Zappa, umgesetzt von dem Trio Morgenthaler-Röllin-Ruben.

«Wir möchten anständige Gagen bezahlen.»

Ruth Bommer, Veranstalterin «Jazz:now» (Bild: Claudia Koch)

Die Konzerte finden allesamt im Theater des Eisenwerks statt. Wie im vergangenen Jahr möchten Bommer und Wenger den Saal mit Bistrotischen, Kerzen und einer Bar in einen stimmigen Jazzclub verwandeln. 70 Besucherinnen und Besucher finden im Theater Platz und die Kuratorinnen hoffen durch persönliche Werbung, Mund-zu-Mund Propaganda und neugierige Gästen auf ausverkaufte Konzerte.

Nebst den Eintrittstickets wird das Jazz:now, das eine Programmgruppe innerhalb des Vereins «Kultur im Eisenwerk» ist, mit 19'000 Franken vom Thurgauer Lotteriefonds und von der Stadt Frauenfeld unterstützt. «Ausserdem erhalten wir von verschiedenen Stiftungen einen finanziellen Zustupf, damit wir etwa das grosse Konzert von Sarah Chaksad realisieren können. Wir möchten anständige Gagen bezahlen», sagt Ruth Bommer.

Reinhören: So klingen KAOS Protokoll

Diversität bei Musik und Publikum

Im zweiten Halbjahr, das musikalisch im September startet, ist ein Konzert zum Thema Weltmusik geplant. «Etwas Passendes zu dieser Zeit» wurde laut Melanie Wenger gesucht. Mit Playin’ Tachles fand sich eine Formation, die Klezmer mit jazzigen Elementen verbindet.

Wenger, die sich in der Schweizer Jazzszene bewegt, findet auf verschiedenen Kanälen Musikerinnen und Musiker, die sich für das Jazz:now in Frauenfeld anbieten. Bewerbungen landen meist bei Ruth Bommer, wie etwa jene von Yves Theiler, der sich geradezu aufgedrängt habe, sagt Bommer lachend. Ausserdem kennt sie viele Jazzmusikerinnen  und –musiker persönlich.

Wichtig bei der Auswahl ist, sich das hiesige Publikum zu vergegenwärtigen. Melanie Wenger sagt dazu: «Wir müssen die Kulturblase öffnen und dem Jazz den elitären Touch nehmen. Diversität soll nicht nur bei der Musik, sondern auch beim Publikum der Fall sein.»

Melanie Wenger (l.) und Ruth Bommer freuen sich darauf, den Theatersaal in einen stimmigen Jazzclub zu verwandeln. Bild: Claudia Koch

 

Alle Konzerttermine und Vorverkauf

22. Januar 2020: Morgenthaler-Röllin-Ruben

26. Februar 2020: KAOS Protokoll

25. März 2020: Nicole Herzog / Stewy von Wattenwyl Group

5. Mai 2020: Sarah Chaksad Orchestra

3. Juni 2020: Yves Theiler Trio

11. September 2020: Playin’ Tachles

16. Oktober 2020: le string’ blö

11. November 2020: Albin Brun / Bruno Amstad

4. Dezember 2020: Marena Whitcher.

 

Die Konzerte finden jeweils um 20.15 Uhr im Theater im Eisenwerk Frauenfeld statt. Vorverkauf: Regio Frauenfeld Tourismus, 052 721 99 26.

 

 
 

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