Seite vorlesen

Neuer Stern am Musicalhimmel

Neuer Stern am Musicalhimmel
Jungs-Quartett: Für seine Rolle in dem Musical "Mein Name ist Eugen" ist der junge Hauptwiler Remo Traber (rechts im Bild) gerade mit dem Deutschen Musicaltheater Preis ausgezeichnet worden. | © Produktionsfirma

In Zürich gefeiert, in Deutschland ausgezeichnet: Der junge Remo Traber erobert gerade die Musicalszene. Was treibt den 19-Jährigen Thurgauer an? Ein Gespräch über erste Versuche, zarte Hoffnungen und grosse Leidenschaft.

Von Michael Lünstroth

Hätte man Remo Traber all die Schlagzeilen und Artikel, die er in diesem Jahr verursacht hat, vor, sagen wir, zwölf Monaten vorgelegt, er hätte sie vermutlich für erfunden gehalten. Zu unwahrscheinlich erschien ihm die Vorstellung, dass ausgerechnet er all diese Nachrichten auslösen würde. Tatsächlich war diese erstaunliche Karriere eines 19-Jährigen aus dem beschaulichen Hauptwil kaum vorhersehbar. Klar, er hatte schon immer ein Faible fürs Theater. Hat in einem Laien-Theaterverein auf der Bühne gestanden und wann immer es ging auch andere Theateraufführungen besucht. "Für mich war das schon immer eine magische Traumwelt", sagt er im Gespräch mit Thurgaukultur. 

Aber selbst ein gefeierter Bühnenstar zu werden und sogar den Deutschen Musical-Theater-Preis zu erhalten? Das schien alles verdammt weit weg. Dann kam 2016, seine Rolle in dem Zürcher Musical "Mein Name ist Eugen" und plötzlich war alles ganz nah. 45 000 Zuschauer haben das Musical in der MAAG-Halle zwischen März und Juni 2016 gesehen und die allermeisten von ihnen fühlten sich offenbar glänzend unterhalten in der Musical-Adaption des Schweizer Jugendbuch-Klassikers um vier Jungs, die sich gegen das Erwachsenwerden stemmen. Selbst die Neue Zürcher Zeitung zeigte sich angetan und schrieb: "Spassige Zeitreise...Grossartig!"

Theatermaler und Musicalstar: Remo Traber wird für seine Darstellung gefeiert. Bild: Produktionsfirma

86-mal wurde die Show in Zürich gezeigt, bei rund 70 stand Remo Traber als Bäschteli auf der Bühne. Er hat das dabei offenbar so gut gemacht, dass die Jury des Deutschen Musical-Theater-Preises auf ihn aufmerksam wurde. Und ihm prompt den Titel "Bester Nebendarsteller" verlieh. "Ich war megabaff als ich davon erfuhr. Ich hätte nicht gedacht, dass so jemand wie ich dafür in Frage kommen könnte", gibt er ehrlich zu. Neben ihm erhielt die gesamte Produktion "Mein Name ist Eugen" sechs weitere Nominierungen. Es zählt damit zu den erfolgreichsten Aufführungen des Jahres. Die Preisverleihung in Berlin sei toll gewesen, sagt Traber. "Es war schön, alle aus der Produktion mal wieder zu sehen. Wir hatten eine Menge Spass."

Dass der 19-Jährige diesen Preis überhaupt abräumen konnte, war überraschend. Eigentlich hatte er sich gerade für den Weg hinter die Bühne entschieden. Nach der Volksschule und einem gestalterischen Vorkurs in St. Gallen, war er Theatermaler-Azubi am Theater Luzern. Parallel zur Ausbildung nahm er weiter Tanz- und Gesangsunterricht. Wohl auch, weil er das Ziel, doch mal irgendwann auf der grossen Bühne zu stehen, nie aus den Augen verlor. Bis zu sechs Mal pro Woche nahm er Unterricht in Tanz, Schauspiel, Gesang. Und auch jetzt noch arbeitet er weiterhin an sich: Zurzeit nimmt er Tanzunterricht in Ballett, Jazz und Steppen an der Musicalfactory in Luzern.

Seine Eltern unterstützen ihn auf seinem Weg

Auch weil er ein Bühnenjunkie ist und sich ein Leben ohne die weltbedeutenden Bretter nicht mehr vorstellen mag. "Wenn ich Theater spiele, tauche ich in eine ganz andere Welt ein, das ist magisch. Nirgendwo sonst lebt man den Moment so wie auf der Bühne. Diese Konzentration auf den Punkt fordert viel von einem, gibt einem aber auch viel zurück", sagt der 19-Jährige. Seine Eltern stehen seinem Traum jedenfalls nicht im Weg. Eher im Gegenteil. "Sie haben mich immer unterstützt auf meinem Weg", sagt Traber. Fragt man ihn, ob es nicht auch eine grosse Bürde für die Zukunft sei, schon so jung ausgezeichnet zu werden, dann winkt er ab. "Nein, überhaupt nicht. Für mich ist das eher ein Ansporn weiter zu machen."


Sieben Szenen aus "Mein Name ist Eugen" mit Remo Traber als Bäschteli.

Und so wird der junge Mann, der aus Hauptwil auszog, um die Musicalbühnen dieser Welt zu rocken, weiter seinen Weg gehen. Für den Moment kehrt er zunächst zurück zu seiner Theatermaler-Ausbildung. Denn, so bodenständig ist er dann noch immer, "es ist doch gut, wenn man eine solide Ausbildung vorweisen kann. Man weiss ja nie, was passiert." Ausserdem will er vielseitig bleiben. Es dränge ihn zwar grundsätzlich auf die Bühne, aber anderereseits sei er auch ein Mensch, der viel ausprobieren wolle. Auf und hinter der Bühne. 

Die nächste Produktion steht 2017 an, dann wird er erneut in Zürich zu sehen sein. Und wer weiss, vielleicht erfüllt sich ja irgendwann auch mal sein grosser Traum - einmal in der "Rocky Horror Picture Show" im Rampenlicht zu stehen. 

 

 

 

Kommentare werden geladen...

Kommt vor in diesen Ressorts

  • Musik

Kommt vor in diesen Interessen

  • Porträt
  • Musical

Werbung

Hinter den Kulissen von thurgaukultur.ch

Redaktionsleiter Michael Lünstroth spricht im Startist-Podcast von Stephan Militz über seine Arbeit bei thurgaukultur.ch und die Lage der Kultur im Thurgau. Jetzt reinhören!

#Kultursplitter - Agenda-Tipps aus dem Kulturpool

Auswärts unterwegs im April/Mai - kuratierte Agenda-Tipps aus Basel, Bern, Liechtenstein, St.Gallen, Winterthur, Luzern, Zug und dem Aargau.

Austauschtreffen igKultur Ost

Für eine starke Kulturstimme im Kanton Thurgau! Dienstag, 11. Juni 2024, 18.00 Uhr, Kult-X Kreuzlingen.

Ähnliche Beiträge

Musik

Niculin Janett: Zwischen Komposition und Improvisation

Der aus dem Thurgau stammende Jazzmusiker lebt inzwischen in Zürich. arttv.ch hat ihn in seinem Studio für ein Videoporträt besucht. mehr

Musik

Von der Schulbank auf die Bühne

Jung und erfolgreich: Die in Frauenfeld gegründete Band The Rising Lights hat im Dezember den Kleinen Prix Walo gewonnen. mehr

Musik

Ein Kulturpreis für die ganze Szene

Der mit 20‘000 Franken dotierte Thurgauer Kulturpreis geht dieses Jahr an den Dirigenten Stefan Roth. Ein Porträt. mehr