29.03.2016
Pink Apple in Frauenfeld ab 6. Mai

Frauenwelten und Frauenliebe zählen seit Léa Pools Anfängen zu ihren Hauptthemen. Mit Filmen wie «Anne Trister» und «Lost and Delirious» hat sie Lesbenfilmgeschichte geschrieben. Das schwullesbische Filmfestival Pink Apple ehrt die Westschweizerin mit einem Award.
Award für Léa Pool
Die Kanada-Schweizerin Léa Pool nimmt ihren Award am Sonntag, 1. Mai, in Zürich entgegen. Gleichzeitig würdigt das Filmpodium die Cineastin mit einer Retrospektive. Pool hat über 50 Filme realisiert. In neustes Werk «La passion d’Augustine» lief kürzlich in den Schweizer Kinos (arttv.ch Video-Interview) Ein Film, der – wie die Filmwissenschaftlerin Doris Senn festhält – emanzipatorische Anliegen und Coming-of-Age-Drama verbindet: Die Nonnen eines Klosters kämpfen für ihre Schule, während die rebellische Schülerin Alice den Tod ihrer Mutter überwinden muss. «La passion d’Augustine» ist nur einer von vielen Filmen Léa Pools, der sich mit der Rolle von (starken) Frauen befasst.
Viele von Pools Werken kreisen um Menschen, die an einem Wendepunkt ihres Lebens stehen. So «Anne Trister» (1986) – Pools erster grosser Erfolg –, der deutlich autobiografische Züge trägt: Léa Pool wuchs in der Westschweiz auf und hat jüdische Wurzeln. 25-jährig brach sie alle Brücken hinter sich ab und wanderte nach Kanada aus, um sich dort wie die Titelheldin in Anne Trister der Kunst – oder besser: dem Filmemachen – zuzuwenden. Darüber hinaus thematisierte dieser Film als einer der ersten Kinofilme jener Zeit lesbische Liebe differenziert und positiv, was ihn zu einem Meilenstein der Lesbenfilmgeschichte macht.
Das Festival: Filme und Pink Talks
Pink Apple wurde 1997 von einer Handvoll Filmbegeisterter im thurgauischen Frauenfeld gegründet. 1998 erlebte das Festival seine Premiere – mit 10 Filmen und viel Publikumszudrang im kleinen Cinema Luna in Frauenfeld. In Zürich landete Pink Apple im Gefolge der lesbisch-schwulen Eurogames, die im Jahr 2000 dort stattfanden: Damals umfasste das Programm 7 Vorstellungen mit 7 Filmen im Arthouse Movie. In der Zwischenzeit sind es über 100 Filme und das Publikum steigerte sich von anfänglich 500 Personen auf knapp 10 000 Besucher im letzten Jahr. Pink Apple legt nebst seiner soziopolitischen Ausrichtung auch Wert auf Veranstaltungen mit einer filmhistorischen und/oder filmästhetischen Ausrichtung. Das Rahmenprogramm besteht entsprechend aus Podiumsdiskussionen, Ateliergesprächen, Vorträgen sowie gelegentlich Ausstellungen und Konzerten. Seit 2012 finden zudem die Pink Talks statt – Gespräche mit Festivalgästen von nah und fern, moderiert von einer Reihe illusterer ModeratorInnen. (art-tv.ch)
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Pink Apple – schwullesbisches Filmfestival | 19. Ausgabe | Zürich: 27. April bis 5. Mai 2016 | Frauenfeld: 6. bis 8. Mai 2016 | Léa Pool wir zur Awardübergabe am Sonntag, 1. Mai 2016 in Zürich sein.
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