Seite vorlesen

26.02.2019

Studentin entwirft digitalen Ausfuhrschein

Studentin entwirft digitalen Ausfuhrschein
Ade, Zettelwirtschaft: Die Designabsolventin Vanessa Schätzle hat ein Konzept für einen digitalen Ausfuhrschein entwickelt. | © HTWG

Vier Jahre lang hat sie in Konstanz studiert und war immer wieder genervt von den langen Wartezeiten an der Supermarktkasse und am Zoll: Jetzt hat die Designstudentin Vanessa Schätzle im Rahmen ihrer Bachelorarbeit das Konzept für einen digitalen Ausfuhrschein entwickelt. 

Der moderne Mensch bezahlt digital, erledigt seine Steuer digital, wir haben digitale Bahnfahrkarten, kommunizieren digital und viele finden ihre Partner auf digitalem Weg. Aber wenn es um den Ausfuhrschein geht, dann ist das Leben in Konstanz auf oft sehr lästige Art und Weise analog: Ausfuhrscheine werden von Hand ausgefüllt, unterschrieben, abgestempelt, archiviert – und all das ist mit viel Zeit und Warterei verbunden. Als Vanessa Schätzle vor vier Jahren aus dem Allgäu nach Konstanz gezogen ist, um ihr Bachelorstudium Kommunikationsdesign an der Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) aufzunehmen, war sie entsetzt, wie die samstäglichen Kassenschlangen der Atmosphäre in der Stadt und dem Miteinander von Deutschen und Schweizern schaden. Nun hat sie sich eine Lösung überlegt: die Ausfuhrschein-App „getVAT“, deren Konzept sie in ihrer von Professor Jochen Rädeker betreuten Bachelorarbeit entwickelt hat. Das erklärt die HTWG in einer Medienmitteilung.

Kassenzettel abfotografieren, der Rest passiert automatisch

Schätzle hat sich demnach alle Abläufe rund um den Ausfuhrschein und die Rückerstattung der Mehrwertsteuer genau angeschaut, sich mit rechtlichen Problemen beschäftigt und Insider befragt. Ihr Lösungsvorschlag basiert auf drei Säulen: einer App, die der Kunde auf dem Smartphone hat, einer Software beim Einzelhändler und einer Software beim Zoll. Idee: Der Kassenzettel wird abfotografiert und in die App geladen, die App erkennt via Standortabfrage, wann die Grenze überschritten ist und gibt den Ausfuhrschein frei, der Käufer bestätigt und der Einzelhändler erhält ein automatisch generiertes Dokument für das Finanzamt. Beim nächsten Einkauf genügt wieder das Handy, um die Mehrwertsteuer zurückerstattet zu bekommen. Eine Kontrolle an der Grenze findet stichprobenartig gleichfalls über die App statt.
 
So einfach geht das? „An sich würde das funktionieren, wenn die Programmierung zertifiziert ist“, erläutert Schätzle, die die App zumindest als Lösung für Erstattungen im Bagatellbereich sieht. Denn die immer wieder vorgeschlagene Bagatellgrenze schade schliesslich gerade den kleinen Einzelhändlern. Und sicher sei trotz aller Stempel und Unterschriften auch das momentane System nicht. Nur selten würde kontrolliert, ob die Ware tatsächlich ausgeführt wird – noch seltener, wie viel schwarz wieder nach Konstanz zurückkommt. Künftig könnten die Zöllner sich intensiveren Stichproben widmen und den Stempel zur Seite legen.

Prinzipiell wäre das System für alle Grenzen geeignet 

Vanessa Schätzle würde ihr Konzept gerne den zuständigen Behörden sowie den Einzelhändlern vorstellen. Prinzipiell ist es im übrigen für jede Grenze geeignet. Und auch künftig will Schätzle als Designerin vor allem an Konzepten arbeiten, „die die Probleme von Menschen lösen“, wird sie in der Medienmitteilung zitiert. (tgk)

Kommentare werden geladen...

Kommt vor in diesen Ressorts

  • Wissen

Kommt vor in diesen Interessen

  • Bericht
  • Digital
  • Reisen
  • Bodensee

Werbung

Hinter den Kulissen von thurgaukultur.ch

Redaktionsleiter Michael Lünstroth spricht im Startist-Podcast von Stephan Militz über seine Arbeit bei thurgaukultur.ch und die Lage der Kultur im Thurgau. Jetzt reinhören!

Austauschtreffen igKultur Ost

Für eine starke Kulturstimme im Kanton Thurgau! Dienstag, 11. Juni 2024, 18.00 Uhr, Kult-X Kreuzlingen.

Literaturpreis «Das zweite Buch» 2024

Die Marianne und Curt Dienemann Stiftung Luzern schreibt zum siebten Mal den Dienemann-Literaturpreis für deutschsprachige Autorinnen und Autoren in der Schweiz aus. Eingabefrist: 30. April 2024

Atelierstipendium Belgrad 2025/2026

Bewerbungsdauer: 1.-30. April 2024 über die digitale Gesuchsplattform der Kulturstiftung Thurgau.

Ähnliche Beiträge

Wissen

Von hohen Türmen und grossen Träumen

Kreuzlingen und Konstanz könnten heute ganz anders aussehen, wenn sich visionäre städtebauliche Projekte durchgesetzt hätten. Das Museum Rosenegg zeigt in einer neuen Ausstellung wie. mehr

Wissen

Frischer Wind für stürmische Zeiten

Peter Stohler, der neue Museumsdirektor des Kunstmuseums und des Ittinger Museums, präsentiert ein volles Jahresprogramm. Eines der zentralen Themen: der Ittinger Sturm vor 500 Jahren. mehr

Wissen

Schöner Wohnen im Mittelalter

Das Schloss auf der Burg: Die Archäologin Iris Hutter hat unter Schloss Altenklingen bei Märstetten die Fundamente der Burg Klingen entdeckt. mehr