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Wie gerecht ist die Geschichtsschreibung?

Wie gerecht ist die Geschichtsschreibung?
Ein Beispiel, wie Frauen schon früh in Fabriken arbeiteten aus Arbon. | © Historisches Museum Arbon

Frauen haben immer auch gearbeitet. Aber welchen Platz haben sie in der Industriegeschichte? Eine Tagung des Historischen Museums will dem auf den Grund gehen.  

Wer Frauenspuren in der Industriegeschichte sucht, tut sich bisweilen schwer. Zwar haben Frauen auch vor 100 Jahren in Fabriken gearbeitet. In der grossen Geschichtsschreibung finden sich aber kaum Frauenfiguren an entscheidenden Positionen. Woran liegt das? Gab es diese Frauen nicht? Oder sind sie bei der männlich dominierten Geschichtsschreibung lange nur nicht im Fokus gewesen? Unter anderem um diese Frage dreht sich eine spannende Tagung, die das Historische Museum Thurgau am kommenden Donnerstag in Frauenfeld ausrichtet.

«Die Tagung zur Sonderausstellung „Schreck und Schraube. Weltindustrie im Thurgau“ fragt nach den in der Geschichtsschreibung wenig beachteten Menschen und wie diese «gerecht» repräsentiert werden können», heisst es im Programm zur Fach-Tagung, die am Donnerstag um 9 Uhr beginnt. Mit dabei sind Experten aus dem ganzen Land und auch aus Deutschland. So berichtet unter anderem Carmen Scheide von der Universität Bern über die Frauen, die in den Fabriken von Maggi und Georg Fischer in Singen am Hohentwil gearbeitet haben, Petra Dittmar vom Freilichtmuseum Lindlar erinnert, dass Frauen auch im 19.Jahrhundert schon fleissig gearbeitet haben.

Kann es so etwas wie Gendergerechtigkeit in der Geschichte geben?

Weitere Experten wie Claudia Glass oder Stefano Mengarelli beschreiben wie Ausstellungsmacher mit so etwas wie Gendergerechtigkeit umgehen sollten. Die Frage ist ja auch, ob es so etwas, wie Gerechtigkeit, in dieser Frage überhaupt geben kann. Oder ob die Geschichtswissenschaft nicht erstmal danach fragen muss, was historisch relevant war und die Geschlechterfrage nur eine von weiteren Kategorien ist. Wir sind am Donnerstag auch vor Ort und hören zu, was die Forscherinnen und Forscher dazu sagen.

Für die Teilnahme an der Tagung war eine Anmeldung erforderlich. Wer das verpasst hat, aber trotzdem interessiert an dem Thema ist, der kann am Donnerstagabend, 18 Uhr, ins Rathaus Frauenfeld kommen. Bei einem öffentlichen Abendvortrag spricht Ernest Menolfi über Kauffrauen und Kaufmannsfrauen im 18. Jahrhundert. Der Eintritt ist frei. 

Wenn es gut läuft, dann tragen solche Tagungen dazu bei, dass es sie in der Zukunft gar nicht mehr geben muss. Weil Museen neben heldenhaften Männern, dann vielleicht auch häufiger an starke Frauen erinnern. 

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