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Wir fördern, also sind wir?

Wir fördern, also sind wir?
«Die thurgauische Kulturszene ist vielfältiger und lebendiger, als manche behaupten.» | © Kathrin Zellweger

Die Thurgauische Kulturstiftung Ottoberg ist eine Stiftung, die zeitgenössisches Kulturschaffen im Kanton fördert. Sie hat keine Homepage und kein Werbematerial. Und doch wissen alle um sie. Nur über sie weiss man nicht viel. Am 23. Mai feiert sie ihren 20. Geburtstag.

Kathrin Zellweger

thurgaukultur.ch: Wie andere Stiftungen fördert die Kulturstiftung Ottoberg zeitgenössisches Kulturschaffen im und aus dem Thurgau. Wäre es nicht sinnvoll, wenn diese Institutionen zusammenarbeiten würden, um den Einfluss zu erhöhen und die Resonanz zu verbessern?

Die Bodman-Stiftung und Ihre Stiftung haben ja sogar denselben Vater, Robert Holzach.
Franz Bommer: Ja, wir sind Geschwister, die sich jedoch wenig nachfragen. Die Tätigkeitsfelder sind unterschiedlich, die Bodman-Stiftung ist im Gegensatz zu uns operativ tätig. Ich zweifle am Nutzen einer Zusammenarbeit unter den kulturfördernden Stiftungen; zu ungleich sind allein die verfügbaren Mittel. Lohnenswert wäre vielleicht ein intensiverer Austausch untern den Akteuren.

Ist die Kulturförderung nützlich oder wertefrei?

Wertefrei ist sie nicht, weil Kultur nicht wertefrei ist. Kulturförderung ist kein Luxus. Ich wäre jedoch ein Gegner eines gesetzlich festgeschriebenen Steuerprozentes zugunsten der Kultur. Das ergäbe einen Automatismus, der weder der Kultur noch den Kulturschaffenden dienlich ist. Kultur muss sich die Unterstützung immer wieder neu erarbeiten durch ihre Leistung und den Widerhall, den sie hervorruft.

Dann können Sie als Präsident Ihrer Stiftung mit Genugtuung sagen: Wir fördern, also sind wir gut.

Eigenlob ist fehl am Platz. Wir fördern nicht als Selbstzweck, sondern setzen den Willen des Stifters um. Der Fokus unserer Unterstützung ist vorab durch die Gesuche mit definiert. Auffallend ist, dass wir heute mehr Anfragen aus den Sparten Musik und Theater erhalten. Früher dagegen war die Bildende Kunst häufiger vertreten.

Welchen Wunsch haben Sie an die Kulturszene im Thurgau?

Die thurgauische Kulturszene ist vielfältiger und lebendiger, als manche behaupten. Mir scheint, es passiert eher zu viel als zu wenig. Die kantonale Kulturpolitik überzeugt mich, weil sie nicht alles, sondern Qualität unterstützt.

Dann überzeugt Sie auch die neue Internet-Plattform thurgaukultur.ch, welche der Kanton wesentlich mitfinanziert?

Ich habe davon gehört, selbst aber noch nie nachgeschaut. Der Nutzen dieses zeitgenössischen Informationsmediums leuchtet mir ein, weil es eine gute Antwort ist auf die Zufälligkeit der Berichterstattung in unsern Zeitungen.

***

Franz Norbert Bommer, Fürsprech in Weinfelden, ist seit Gründung der Thurgauischen Kulturstiftung Ottoberg 1989 Mitglied des Stiftungsrates und seit 1999 dessen Präsident. In den 20 Jahren wurde mit über 1 Mio. Franken 567 Projekte oder Personen unterstützt

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