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von Brigitta Hochuli, 30.07.2015

Woher kommt die Banane?

Woher kommt die Banane?
OMAMAS Enkelin betritt das Naturmuseum Thurgau an der Freiestrasse in Frauenfeld. | © Brigitta Hochuli

Brigitta Hochuli

Sie hat das Mindestalter für den Familienworkshop mit ihren knapp drei Jahren noch nicht mal zur Hälfte erreicht. Aber Museumspädagoge Leander High drückt meiner Enkelin einen ziemlich echten, flauschigen Biber in den Arm. „Jö, wiä härzig“, sagt der sechsjährige Gian neben ihr. Der Bann ist gebrochen.

Wir besuchen zusammen mit fünf weiteren Familien die Helvetas-Ausstellung „Wir essen die Welt“, die im Naturmuseum Thurgau als einzigem Ort in der Ostschweiz zu Gast ist. Auf dem Tisch im Seminarraum liegt eine riesige rote Kakaofrucht, die als Höhepunkt zum Schluss der zweistündigen Veranstaltung geöffnet werden wird. Leander High schwärmt zudem vom Schwingbesen, der aus einem einzigen Stück Holz geschnitzt worden ist. High ist oft in Frauenfeld tätig und spricht Basler Dialekt. Dass der Ausdruck Gaggo in unserer Sprache überhaupt gebräuchlich sei, zeige, dass dieses Genussmittel längst Teil unserer Alltagskultur sei.

Museumspädagoge Leander Hig erklärt den Workshopteilnehmern alles rund um die Kakaofrucht. (Bilder: ho)

 

Im ersten Teil des Workshops geht es um Nahrung aus der südlichen Hemisphäre des Erdballs. Ich lerne, welches Nahrungsmittel nicht wie angenommen aus Lateinamerika stammt. Kartoffel? Tomate? Banane? Oder Peperoni? Die Kinder wissen es nicht; ihre Väter können nur Vermutungen anstellen... Alexander High erinnert an den berühmten Abenteuerfilm „Aguirre, der Zorn Gottes“ mit Klaus Kinski; dem Regisseur sei dabei bezüglich Bananen ein sehr grober Fehler unterlaufen.

Und warum die auffällige Farbe des „Gaggo“? Er ist die bevorzugte Affennahrung; die Affen der alten Welt sahen im Gegensatz zu anderen Tieren rot! Leander High ist ein begabter Erzähler. So berichtet er furchterregend vom Eroberer Cortés, der nicht nur Gutes im Sinn hatte. Für diesen Machtmenschen wurde der Kakao zu Gold, das Land Peru zum Eldorado. Unterdrückung war das Mittel zum Zweck: „Tausend kleine Böhnli für einen Sklaven.“

Im Garten des Naturmuseums Thurgau sammeln die Familien Kräuter für einen Salat.

 

Es ist ein garstiger Sommertag an diesem Mittwoch. Es ist kalt, und es regnet. Trotzdem verteilt Leander High kleine Scheren für Links- wie für Rechtshänder. Auch meine Enkelin darf mitmachen, wenn wir im Naturgarten des Museums Kräuter suchen und schneiden. Jetzt geht es um uralte Nahrungsmittel der hiesigen Region. Das interessiert die Kinder, und sie bereiten nach dem kleinen Ausflug ins Freie einen Kräutersalat mit Quark. Nicht allen schmeckt er; die Erinnerung daran ist bitter, dafür aber nachhaltig.

Archäobotanische Blätter würzen den Salat. 

 

*****
Naturmuseum Thurgau: Ausstellung „Wir essen die Welt“ bis 23. August 2015.
«Wir essen die Welt» ist eine Ausstellung von Helvetas über Genuss, Geschäft und Globalisierung unserer Ernährung. - Hier geht's zum art-tv.ch-Videogespräch über die Ausstellung mit Hannes Geisser, dem Leiter des Naturmuseums.

 

 

Hochbeetbahn

Einer Hochbahn gleich zieht sich ein Gemüsebeet im Museumsgarten durch alle Dimensionen des Raums. Die grosse, raumgreifende Installation führt mit spielerischer Experimentierfreude die Wirkung der Schwerkraft auf zahlreich gepflanzten Gemüsearten vor Auge und zeigt auf, dass Gemüse auf kleinstem Raum in beinahe jeder Dimension angebaut werden kann. «Hochbeetbahn» ist ein Projekt des Künstlers Max Bottini, Uesslingen, in Zusammenarbeit mit dem Naturmuseum Thurgau. (pd)
www.maxbottini.ch

 

 

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