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von Inka Grabowsky, 18.12.2017

Vier Damen suchen was Neues

Vier Damen suchen was Neues
Frauenpower: Viola Seydel, Lisa Mattle, Gisela Stern Konrad und Barbara Kesseli bei den Proben zum "Altweiberfrühling" | © Inka Grabowsky

Die Zentrumbühne Bottighofen bringt Ende Dezember „Altweiberfrühling“ auf die Bühne, nach dem Erfolgsfilm „Die Herbstzeitlosen“.

Von Inka Grabowsky 

Die Handlung des Stückes ist seit dem Gross-Erfolg des Films „Die Herbstzeitlosen“ bekannt: Eine Witwe verwirklicht ihren Traum von der eigenen Dessous-Boutique und bringt damit die Gesellschaft ihres Dorfes gegen sich auf. Doch was die Zentrumbühne aus diesem Stoff macht, ist neu. Mit Hilfe einer dreiköpfigen Band, des Chors aus Tägerwilen und der Choreographien der Kreuzlinger Tanzlegende Sonny Walterspiel entsteht ein veritables Musical, das Hits aus sechs Jahrzehnten logisch in die Handlung einflicht. „Wir sind eben eine Musicalbühne“, sagt der Präsident des Trägervereins Werner Spirig. „Musik, Tanz und ein aufwändiges Bühnenbild erwarten die Menschen von uns.“ Der musikalische Leiter Goran Kovacevic meint sogar: „Die Musik treibt die Handlung voran.“

Bei der Arbeit: Regiseurin Astrid Keller mit Regieassistentin Anna Wohnlich

Bei der Arbeit: Regiseurin Astrid Keller mit Regieassistentin Anna Wohnlich. Bild: Inka Grabowsky 

Der Aufwand für die Produktion ist gewaltig. Allein für die Bemalung des Bühnenbildes, das Leopold Huber entworfen hat, musste Dina Wirz mit ihren Helfern rund 800 Stunden aufwenden. Nun aber wacht der Säntis naturgetreu über das Geschehen auf der Bühne im Dorfzentrum von Bottighofen. Rund 250.000 Franken umfasst das Gesamt-Budget. Die Hälfte davon sollen die Billett-Verkäufe wieder einspielen, für den Rest kommen Sponsoren auf. Die Rechte am Stück, das Material, die Beleuchtung, die professionelle Betreuung durch die Regie und die Begleitung der Musiker – all das kostet. „Gut, dass wir ein gagenfreies Ensemble haben“, sagt Werner Spirig, „sonst wäre das nicht möglich.“ Die Amateure haben über ein halbes Jahr zwei bis drei Mal pro Woche geprobt, in der Endphase sogar fast täglich. „Andere gehen zwei, drei Mal pro Woche ins Fitness-Studio und freuen sich über ein paar Muskeln mehr“, sagt Katja Natterer, die die Geliebte des Pfarrers spielt, „Aber zusammen etwas erschaffen und nachher gemeinsam ernten, das kann man nur in kreativen Prozessen.“ Christoph Ernst, der Präsident des Chors Tägerwilen, ergänzt: „Hier mitzuspielen ist Psychohygiene pur. Man schaltet für ein paar Stunden komplett ab. Und wir lachen über uns selbst, wenn etwas schiefläuft.“ Der Chor war schon früh in die Planungen mit einbezogen. 15 der Mitglieder machen beim Projekt mit. „Wir dachten anfangs, wir sollten nur singen“, grinst der Präsident, „aber jetzt schieben wir auch die Kulissen.“

Immer noch aktuell

Der Stoff des Stückes ist für die Zielgruppe der Zentrumbühne wie massgeschneidert: „Zwei Drittel unserer Zuschauer sind weiblich und in fortgeschrittenem Alter - sie finden sich auf jeden Fall in dem Stück wieder“, so der Produktionsleiter Fritz Wirz mir einem Lächeln. Das allerdings sollte männliche junge Zuschauer nicht abschrecken. „Altweiberfrühling“ verspricht gute Unterhaltung für die ganze Familie zu werden. „Eigentlich geht es hier doch um einen Generationenkonflikt“, sagt Regisseurin Astrid Keller. „Die Kinder wollen ihren Eltern vorschrieben, wie sie zu leben haben, und das geht einfach nicht.“ Ein Unterwäscheladen im Dorf wäre in der heutigen Thurgauer Wirklichkeit wahrscheinlich kein Aufreger mehr, doch Schauspieltruppe sieht viel mehr in der Handlung. „Da bedient sich eine Seniorin auf Qualifikationen, die sie früher einmal erworben hat“, meint Werner Spirig. „Die Figuren zeigen, wie man etwas aus seinem Leben macht, wenn man schon immer älter wird“, so Astrid Keller. Auch Josef Mattle, der den geizigen Ehemann Ernst gibt, abstrahiert vom Skandal um die Unterwäsche: „Vier alte Damen machen etwas völlig Neues“, erklärt er. „Das ist das Thema. Und es ist immer aktuell.“

Der Chor Tägerwilen sorgt für das richitge Ambiente. Im Rollstuhl Josef Mattle, dahinter Viola Seydel und Raphael Tanner

Der Chor Tägerwilen sorgt für das richitge Ambiente. Im Rollstuhl Josef Mattle, dahinter Viola Seydel und Raphael Tanner. Bild: Inka Grabowsky

Termin: Die Premiere findet statt am Freitag, 29.Dezember, 19 Uhr. Tickets gibt es unter anderem über vorverkauf@)zentrumbuehne-bottighofen.ch  oder bei Kreuzlingen Tourismus. Da das Tourismusbüro zwischen den Festtagen geschlossen hat, empfiehlt die Zentrumsbühne für spontane Zuschauer www.starticket.ch Karten für 40 – 47,50 Franken. Theatermenü 19 Franken. 

Weitere Aufführungen 

Do 4./5./7./12./13./14./19./20./21./25. und 26. Januar 2018. Beginn in der Regel um 20 Uhr, nur die Sonntagsvorstellungen beginnen bereits um 16 Uhr.

 

Video: Einblick in die Proben 

 

Regiseurin Astrid Keller mit Regieassistentin Anna Wohnlich

Haben Spass bei der Arbeit: Regiseurin Astrid Keller mit Regieassistentin Anna Wohnlich. Inka Grabowsky

www.zentrumbuehne-bottighofen.ch

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