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von Brigitta Hochuli, 13.06.2012

Adrian Bleisch auf Reisen

Adrian Bleisch auf Reisen
Adrian Bleisch wird im September in Argon seine ehemalige Galerie Bleisch wiedereröffnen. | © Bildmontage: ho

Mit der Wiedereröffnung seiner Arboner Galerie, neu mit Bistro, aber auch als Präsident des forums andere musik begibt sich Adrian Bleisch auf altes und neues Terrain.

Interview: Brigitta Hochuli

Herr Bleisch, wir haben gehört, dass Sie Ihre frühere Galerie wieder eröffnen werden, die Sie seit 2005 sehr erfolgreich im ehemaligen Saurer-Ausstellungsraum in Arbon geführt hatten und Anfang 2011 räumen mussten. Was ist da dran?

Adrian Bleisch: In den letzten Monaten erhielt ich von den Besitzern des Areals ein grosszügiges Angebot. Nebst einer um ein Mehrfaches vergrösserten Galerie am alten Ort soll ich auch ein Bistro mit einem kulturellen Anspruch führen. Als Galerist mit mittlerweile 18 Jahren Erfahrung konnte ich dieser Möglichkeit nicht widerstehen, obwohl dies für mich berufliche Konsequenzen hat. Nach 24 Jahren als Primarlehrer werde ich nun selbstständiger Unternehmer. Die Galerie öffnet am 1. September mit einer Gruppenausstellung ihre Tore.

Wie gross ist denn der neue Ausstellungsraum und was wird in der ersten Ausstellung zu sehen sein?

Adrian Bleisch: Der Raum an der Schlossgasse 4 ist insgesamt dreimal so gross wie der Kunstraum Kreuzlingen. Einen Teil dieser Fläche werde ich für installative Arbeiten als Projektraum zur Verfügung stellen. Das Künstlerpaar steffenschöni wird diesen Raum eröffnen. Die erste Ausstellung heisst „Review TG“ und zeigt Künstler, die alle schon in der Galerie ausgestellt haben und alle mit dem Thurgau zu tun haben. Generell bin ich auf die Ost- und die Innerschweiz ausgerichtet. „Review SG“ und „Review Innerschweiz“ werden deshalb folgen.

Und was ist vom Bistro zu erwarten? Wen sprechen Sie an?

Adrian Bleisch: Gäste erwarte anfänglich vorallem aus den umliegenden Büros, Betrieben und Wohnungen. Das Bistro wird ganztags geöffnet sein, zu Mittag gibt es ein kleines Angebot. Aber auch Menschen, die eine stille Ecke suchen, sind willkommen. Es wird bei mir viele Zeitungen geben. Abends ist die Öffnungszeit noch nicht fixiert. Das werde ich langsam angehen.

Bis es so weit ist, führen Sie als Präsident des forums andere musik aber noch die Veranstaltungsreie manthan[west] zu Ende. An fünf Abenden haben sich seit Anfang Dezember 2011 zahlreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur mit ihren Leistungen, Ideen und Projekten vorgestellt. Was hat sie am meisten beeindruckt?

Adrian Bleisch: manthan[west] ist ja noch nicht ganz vorbei! Am Samstag, 23. Juni, feiern wir mit dem Klavierrezital von Benjamin Engeli den Abschluss unserer Projektreihe. Ich bin stark vom kulturellen und visionären Potenzial und den Persönlichkeiten in und rund um unseren Kanton beeindruckt. Ich habe an diesen Abenden neue Einsichten gewonnen, Sichtweisen kennengelernt, aber auch spannende, humorvolle und freche Anregungen erhalten, welche ich auf keinen Fall missen möchte.

Der Anspruch war gemäss dem indischen Vorbild manthan sehr hoch. Es sollte nicht weniger erreicht werden, als die „Metaebene der Reflexion über Entwicklungs- und Entstehungsprozesse“ ins sinnliche Erlebnis zum Beispiel in Konzerten zu überführen. Diesen innovativen Anspruch haben an den von thurgaukultur.ch besuchten Abenden nicht alle Präsentationen ganz erfüllt. Es waren auch praktische Arbeitsrapporte zu hören. Täuscht dieser Eindruck?

Adrian Bleisch: Wenn ich an die Präsentation von Ernst Thoma denke, wir er uns in seine Arbeit und seinen Hintergrund als Komponist einführte und dann an das Konzert mit dem X Quartett, welches die von ihm komponierten ,Sechs Beschreibungen‘ vertonte, erinnere, kann ich nur sagen: Genau so musste es sein. Der Vorstand selbst wusste ja nie im Voraus, über welche Themen referiert würde. Unsere Offenheit und unser Vertrauen in die Personen und ihren persönlichen und beruflichen Hintergrund hat sich ausgezahlt.

Das organisierende forum andere musik ist ja seit der Gründung vor 12 Jahren längst über sein Label hinausgewachsen. Nahezu legendär ist zum Beispiel der Wanderzyklus „Von der Zerbrechlichkeit der Schönheit“. 2008 wurde das forum denn auch mit dem Thurgauer Kulturpreis ausgezeichnet. Jetzt haben Sie letztes Jahr von Claudia Rüegg das Präsidium übernommen. Lässt sich das Angebot überhaupt noch überbieten? Haben Sie schon Ideen für die nächste Saison? Wohin wird die Reise gehen?

Adrian Bleisch: Wir brauchen uns nicht zu überbieten. Ein solcher Gedanke liegt uns fern. Auch der Umfang oder die Intensität eines Projekts ergibt sich erst im Lauf der Zeit. In den letzten Monaten fragten wir uns, was uns derzeit interessiert oder beschäftigt. Aus einer Sammlung von Gedanken und Ideen entstehen durch Hinterfragen und Recherchieren langsam erste Ideenskizzen. Im Sommer ziehen wir uns drei Tage ins Bergell zurück und lassen nach und nach konkrete Ideen entstehen. Ein recht langer, aber umso spannender Prozess, bei dem ich selbst immer wieder enorm vom Wissen und den Gedanken meiner Vorstandskolleginnen und -kollegen profitiere. Dies ist für mich der wertvollste Abschnitt im Mitwirken in diesem Verein. Und es wäre schade, wenn ich heute schon wüsste, wohin die Reise geht oder wie umfangreich unsere nächste Reihe sein wird. Aber wir reisen bereits!

*****

Zur Person

Adrian Bleisch (44) ist in Romanshorn und Egnach aufgewachsen und als Primarlehrer in Uttwil tätig. Seit 1994 bis Anfang 2011 führte er eine eigene Galerie in Arbon mit Künstler/innen aus der Ost- und Innerschweiz. Seit 2011 ist er Präsident des forum andere musik, das spartenübergreifende, thematisch zentrierte Veranstaltungszyklen organisiert. Bleisch ist zudem Mitbegründer und Präsident des Arboner Vereins Kulturverdacht, Mitorganisator der Arboner Kulturtage und seit Sommer 2008 Mitglied der Kulturkommission des Kantons Thurgau. (red)

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