von Barbara Camenzind, 21.01.2019
Aus der Toggenburger Talentschmiede
Seit vielen Jahren schätzen Klassikfans das Wattwiler Jugendorchester „Il Mosaico“. Dessen Konzerte sind meistens sehr gut besucht. Von wegen Baby-Bonus: Der Klangkörper, der von Dirigent Hermann Ostendarp geleitet -und von einem erfahrenen Musikerteam mitbetreut wird, wird schon längst als vollwertiges „Szenemitglied“ angesehen. Vergangenen Sonntag gaben sich die Jungtalente im Kloster Fischingen mit einem wohlsortierten Programm die Ehre.
Wenn innerhalb weniger Sekunden die Luft im Saal vor Intensität zu glühen scheint, dann spielt Chiara Enderle. Die junge Cellistin zauberte in Joseph Haydns Cellokonzert in C-Dur, sinnliche Klangkaskaden durch die Klosterbibliothek. Nicht nur sinnlich - denn das etwas spröde Frühwerk des Niederösterreichers klang in Enderles Interpretation charmant frühromantisch, reif und voller Leben.
Welches Streichinstrument kommt der menschlichen Stimme am Nächsten? Das Cello. Die junge Solistin erinnerte sehr an die frühe Cecilia Bartoli - oder an Juliane Banse. Die tonale „Farbpalette“, die die Zürcher Cellistin brauchte, war reich und schön. Und „Schneid“ hatte sie, wie Papa Haydn sagen würde. Den braucht es auch, um im Musikgeschäft bestehen zu können. Als Dirigent Ostendarp eine Überleitung der Kadenz etwas zu gemütlich nahm - übernahm Chiaras Bogen die Führung.
Musik für den Raum
Hermann Ostendarp ist ein musikalischer Leiter, der sich von sowas kaum auf den Schlips getreten fühlt. Ein Geheimnis des Erfolges von Il Mosaico liegt wohl daran, dass es erstens um die Sache geht und zweitens immer um die jungen Musikerinnen und Musiker. Das persönliche Highlight des Sonntagskonzertes war „and birds are still“ für Streicher, von Takashi Yoshimatsu (geschrieben 1997/98).
Die Haiku-artigen Patterns flochten feinziselierte Strukturen durch den alten Raum, der akustisch wie geschaffen war für die feine Kompositionsarbeit. Hier bewiesen gerade die Geigen, unter der Führung von Konzertmeisterin Chiara Wyss, wie sie die hohe Kunst der leisen Töne beherrschten.
Mehr davon bitte
Walzerselig und rauschhaft beendeten Il Mosaico und Pianist Mathis Bereuter mit Chopins Konzert Nr. 2. in f-moll den gelungenen Auftritt an der Thurgauer Murg. Chopins Musik muss nicht immer zur schweren Sahnetorte aufgeblasen werden. Transparente Bläsersätze, dazu das erfrischend virtuose Klavierspiel Bereuters - abgerundet mit einem Streicherklang wie aus einem Guss: Daran überfrisst sich niemand - satt hören jedoch geht auch nicht. Grosses Lob an Mathis Bereuter für diesen unbeschwerten Klaviergenuss. Mosaico fängt mit M an- wie „mehr davon, bitte.“ Und ja, es ist wirklich etwas dran, an der Aufbauarbeit, die Hermann Ostendarp zusammen mit Wilfrid Stillhard (Bläser) und den anderen Profis im Team leistet: Die kluge Wahl, die sie treffen in Bezug auf das Repertoire. Förden - nicht überfordern. Mass halten. Es muss doch nicht unbedingt Tschaikowski sein, wenn der nicht ganz geht. Lieber kammermusikalisch phantastisch, als symphonisch nicht ganz bombastisch. Ob das ein Wink mit dem Zaunpfahl war? Durchaus.
Weiterlesen: Das nächste Konzert in der Reihe im Kloster Fischingen findet am Sonntag, 10. Februar, 16 Uhr, statt. Dann gastiert das Duo Skylla. Mehr zum gesamten Konzertprogramm im Kloster Fischingen, können Sie hier lesen.
Video: So klingt das Jugendorchester "Il Mosaico"
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