von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 24.09.2018
Die gute Nachricht
Mit dem neuen Kulturkonzept investiert der Kanton fast 10,8 Millionen Franken über die nächsten vier Jahre in ganz verschiedene Kulturprojekte. Warum das gut angelegtes Geld ist.
Fangen wir die Woche doch mit einer guten Nachricht an: Der Kanton hat sein neues Kulturkonzept verabschiedet. Für viele Kulturschaffende bedeutet das, dass sie in den nächsten vier Jahren etwas planungssicherer in die Zukunft blicken können. Denn: Die Genehmigung des Konzeptes durch den Regierungsrat löst auch die Zahlung von Geldern aus. Das ist schön für die Einrichtungen, aber auch eine gute Nachricht für alle Besucher kultureller Veranstaltungen: Dank des Geldes aus dem Lotteriefonds werden auch in den kommenden 4 Jahren so beliebte Kulturorte wie das Theater Bilitz, die Schlossfestspiele Hagenwil, die Ittinger Pfingstkonzerte, die Kunsthalle Arbon, das Bodmanhaus Gottlieben oder das Eisenwerk weiter existieren können.
Insgesamt fast 10,8 Millionen Franken fliessen durch das Kulturkonzept in den kommenden vier Jahren in das kulturelle Leben des Kantons. Im Vergleich zum früheren Kulturkonzept, das von 2016 bis 2018 galt, sind das über eine Million Franken mehr. Das hängt in erster Linie damit zusammen, dass das Kulturkonzept nun vier statt drei Jahre gilt. Allerdings: Betrachtet man die einzelnen Jahre für sich ist auch hier eine Erhöhung festzustellen: Von bisher 2,6 Millionen Franken auf fast 3,1 Millionen Franken. Laut Medienmitteilung liegt das daran, dass zahlreiche Einrichtungen und Veranstaltungen mehr Geld bekommen als in den vergangenen Jahren.
Die kantonalen Museen sollen stärker zusammen arbeiten
Das Kulturkonzept ist aber keine reine Geldverteilmaschine, sondern will auch inhaltliche Schwerpunkte setzen für die nächsten vier Jahre. Ziele sind demnach: Die Umsetzung der Museumsstrategie für die kantonalen Museen, die stärkere Vernetzung von Veranstalterinnen und Veranstaltern im Kulturbereich sowie neue Impulse für die Thurgauer Musikszene. Man darf gespannt sein, was davon gelingen wird. Vor allem am Thema Museumsstrategie wird ja schon eine Weile herumgedoktert. Im blumigen Medienmitteilungs-Sprech klingen die Ideen hierzu dann so: „Geplant sind institutionsübergreifende (Ausstellungs-)Projekte, ein gemeinsamer visueller Auftritt und die Nutzung von Synergien, flankiert von baulichen Massnahmen (hier dürfte vor allem das Kunstmuseums-Projekt gemeint sein, d. Red.) für eine zukunftsträchtige Positionierung und Stärkung der kantonalen Museen.“ Mal sehen, wie die Bilanz dazu im Jahr 2022 dann lautet. Spricht man jedenfalls mit den einzelnen Museumschefs, dann wird schnell deutlich, dass das eine ambitionierte Aufgabe wird: Zu unterschiedlich wirken die Interessen, zu verschieden das Verständnis davon, was ein Museum heute leisten soll.
Übrigens: Wir werden das Kulturkonzept in den kommenden Tagen noch detaillierter analysieren. Aber wir fanden, Sie sollten jetzt schon mal über die Grundzüge des Papiers Bescheid wissen. Wer selbst einen Blick reinwerfen möchte, hier gibt es einen Link zum PDF.
Schade: Das mit dem Kunsthaus Kreuzlingen Konstanz wird erstmal nix
Und oft ist es ja so, wo eine gute Nachricht ist, ist eine schlechte nicht weit entfernt. Dafür muss man den Blick von Frauenfeld nur nach Kreuzlingen wenden. Seit vergangenem Mittwoch ist auch ziemlich offensichtlich, dass es mit der Idee eines gemeinsamen Kunsthauses zwischen Kreuzlingen und Konstanz erstmal nichts wird. Zumindest nicht unter Beteiligung der beiden Städte. Die verfolgen andere Ideen beziehungsweise sind mit anderen Projekten beschäftigt. Kreuzlingen braucht alle Kraft für den Aufbau des Kulturzentrum Kult-X auf dem Schiesser-Areal und Konstanz konzentriert sich in seinem neuen „Turm zur Katz“ (hinter dem Kulturzentrum am Münsterplatz) auf Ausstellungen aus dem Bereich der angewandten Kunst: Architektur, Design, Fotografie, so was. Kann man machen, aber, kleiner Exkurs, der Name ist eine Katastrophe. Weil er keinerlei Bezug zu dem schafft, was dort gezeigt werden soll. Und stattdessen lediglich auf den Ortsbezug der nahen Katzgasse verweist. Leute, die sich für Fotografie, Design und Architektur interessieren, wird man so jedenfalls nicht auf Anhieb überzeugen. Aber das nur am Rande.
Bleibt die Frage: Wenn die Städte gerade anderweitig beschäftigt sind, wer kümmert sich dann um die Idee eines gemeinsamen Kunsthauses? Die Diagnose aus der vergangenen Woche bleibt ja nach wie vor richtig: „Kreuzlingen hat mit dem Kunstraum Kompetenz und Erfahrung, ein solches Projekt zum Strahlen zu bringen. Konstanz mit seinen Hochschulen, seinem Bürgertum und den vielen Touristen hat grosses Publikumspotenzial, das Projekt dauerhaft am Leben zu halten. Ausreichend kreative und kluge Leute gibt es zudem auf beiden Seiten der Grenze. Man muss sie nur noch zusammenbringen.“ Bringen wir sie doch zusammen. An einen Tisch. Zum reden. Zum Ideen spinnen. Zum gemeinsam Ertasten, was möglich ist. Wer mitdenken möchte, kann mir gerne eine Mail schreiben. Wir kümmern uns dann. Versprochen.
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