von Brigitte Elsner-Heller, 21.01.2020
Kabarett, oder: Was die Welt uns sagen wollte

Jetzt geht es frisch ans Eingemachte mit „Kabarett in Kreuzlingen“. Sechs Abende der besonderen Bühnenkunst erwarten die Besucher 2020 im Theater an der Grenze sowie im Dreispitz.
KIK steht seit 19 Jahren für „Kabarett in Kreuzlingen“, was bedeutet, dass kommendes Jahr ein veritables Jubiläum ansteht – und die Planungen für das dann anstehende KIK-Festival sind bereits im Gang: 20 Veranstaltungen wird es 2021 geben. Das bedeutet allerdings nicht, dass die treibenden Kräfte des Kulturvereins KIK die Hände in den Schoss gelegt hätten, was 2020 angeht.
Die deutschsprachige Kleinkunstwelt wird mit sechs Protagonisten in Kreuzlingen vertreten sein, darunter noch einmal mit dem Österreicher Josef Hader ein (nicht nur) kabarettistisches Urgestein, und auf Seiten der jungen Bühnenstars die 27-jährige Lisa Eckhart (auch sie kommt aus der Alpenrepublik), die sich auch ihren Platz in der gehobenen Fernsehunterhaltung erobert hat.
Start in diesem Jahr ist am 14. Februar
In Abwesenheit des leider nicht nur vor Begeisterung, sondern auch aus gesundheitlichen Gründen fiebernden Programmleiters Micky Altdorf stellten Siegrun Nuber (Projektleitung) und Judith Schuck (Medienverantwortliche) das Programm von 2020 vor, das bereits am 14. Februar startet und mit kurzer Sommerpause bis Dezember Termine vorhält. Kurz vorweg: Der Vorverkauf läuft, und zwar gut.
Los geht es am 14. Februar im Theater an der Grenze mit Timo Wopp aus Deutschland. „Jung und provokant“ ist die Kürzestbeschreibung, die Siegrun Nuber dazu abgibt. „Auf der Suche nach dem verlorenen Witz“ ist das dritte Soloprogramm des „Geisterfahrers auf deutschen Kabarett-Autobahnen“.
Video: Timo Wopp beim Arosa Humorfestival 2018
Anna Mateur und die Sinnlosigkeit des Selbstdarstellungsprozesses
Wie Timo Wopp feiert auch Matthias Egersdörfer (aus dem zu Bayern zählenden Franken) seine Thurgauer Premiere, und zwar am 5. März, ebenfalls im Theater an der Grenze. „Ein Ding der Unmöglichkeit“ lautet der Titel seines Programms. Egersdörfer blickt weit zurück, um dem Titel seine Begründung zu verleihen: „Wenn ich als Kind zwei Kugeln Eis mit Sahne, einen Hund oder beispielsweise ein Maschinengewehr haben wollte, pflegte meine Mutter immer zu sagen, dies sei ein Ding der Unmöglichkeit. Dabei erhob sie ihre Arme zum Himmel und versuchte bestürzt zu schauen. In diesem theatralischen Augenblick wusste ich, dass jetzt nur Sturheit und Gebrüll weiterhelfen konnten, um mein Ziel zu erreichen.“
Anna Mateur & The Beuys sind am 25. April im Theater an der Grenze. Als ausgebildete Jazzsängerin geht ihr nicht so schnell die Luft aus, was sie sicher auch bei ihrem neuen Programm „Kaoshüter“ unter Beweis stellen wird, das erst im Februar Premiere hat. Es geht dann unter anderem akustisch und visuell um die Sinnlosigkeit des Selbstdarstellungsprozesses. Was kann das Ego denn mehr wollen?
Video: Anna Mateur & The Beuys
Platz da: Jetzt geht es ins Dreispitz
„Mensch bleiben“ heisst es beim sechsten Kabarett-Solo von Christoph Sieber am 2. Mai, diesmal im Sport- und Kulturzentrum Dreispitz. Auch für den ausgebildeten Pantomimen Sieber ist es ein erster Auftritt im Thurgau – was wohl ein besonderer Wunsch Micky Altdorfs war. Sieber ist übrigens zusammen mit Tobias Mann auch Gastgeber der Sendung „Mann, Sieber!“ im ZDF und in seiner Freizeit gerne und ausgiebig Mensch.
Und dann Josef Hader, das Multitalent, das seit vielen Jahren schon mit seinem Programm „Hader spielt Hader“ unterwegs ist und es dabei doch ständig variiert. Am 29. Oktober kommt der Mann in den Dreispitz, der im Film Kommissar Brenner genauso überzeugend verkörpert wie Stefan Zweig und auch mit „Indien“ Eindruck hinterliess. Ob der Endfünfziger das Programm wirklich langsam auslaufen lassen will? Hader bleibt am Ende doch wohl wieder Hader.
Video: Josef Hader in «Willkommen Österreich» (2017)
Schliesslich am 10. Dezember das „Küken“ der 2020-er Versammlung: Lisa Eckhart. Auch für sie ist wegen des zu erwartenden Zuschauer-Interesses der Dreispitz reserviert. Lisa Eckhart, die bereits vergangenes Jahr das Theater an der Grenze an Kapazitätsgrenzen brachte, geht es diesmal um „Die Vorteile des Lasters“. Thematisiert werden dabei „Glaube, Liebe, Politik und andere Taschenspielerstreiche“, wie es heisst.
Video: Lisa Eckhart beim 3sat-Festival 2018
Rundum charmant
Das Programm kann sich also sehen lassen, und man ist schon ein wenig stolz darauf, dass alle (bis auf Timo Wopp – aber das wird vielleicht noch ...) mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet worden sind, dem Kabarett-Oscar sozusagen. Zudem hat der Verein versucht, die Preise „charmant“ zu gestalten, um das Preisgefälle zwischen der Schweiz und Deutschland etwas abzufedern. Möglich ist das nur durch die Zuschüsse der Stadt Kreuzlingen und aus dem Lotteriefonds (die aktuelle Leistungsvereinbarung läuft bis 2022) sowie die ehrenamtliche Arbeit der Vereinsmitglieder und anderer Helfer. Der Verein selbst hat etwa 50 Mitglieder.
„Micky Altdorf geht los. Er hat alle persönlich getestet.“
Siegrun Nuber zur Programm-Gestaltung beim KiK-Festival
2021 wird es dann ganze 20 Veranstaltungen geben, wobei neben dem Theater an der Grenze und dem Dreispitz auch die Campus-Aula wieder mit bespielt wird. Einige Namen sind bereits gefallen (Andreas Rebers, Rolf Miller, Sebastian Pufpaff), auch wird es wieder einen Thurgauer Abend geben. Im Februar 2021 startet der Geburtstagsreigen.
Tickets für die kommenden Veranstaltungen 2020 gibt es über Kreuzlingen Tourismus, Hauptstrasse 39, 8280 Kreuzlingen, +41 71 672 38 40, www.kreuzlingen-tourismus.ch oder www.starticket.ch

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