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04.10.2016

Tobel: Computer-Dinos identifiziert

Tobel: Computer-Dinos identifiziert
Rechenschieber LOGA CALCULATOR, gefunden und zu sehen in der Komturei Tobel | © Benedikt Wälder

In der Komturei Tobel ist durch einen Spezialisten eine Walze als alter Rechenschieber identifiziert worden. Dies berichtet Benedikt Wälder, Co-Präsident der Stiftung, in seinem Internet-Tagebuch.

„Jahrelang lag eine mit Zahlen bedruckte Walze herum und keiner wusste, wofür sie gut war", schreibt Stiftungsrats-Co Präsident Benedikt Wälder im Tagebuch der Komturei Tobel. Inzwischen habe sich jemand gefunden, der sich mit Computer-Dinos auskenne. Der Rorschacher Herbert Bruderer vom Sammlerclub Historischer Büromaschinen Schweiz konnte das Ding identifizieren!


„Von ihm erfuhren wir,", berichtet Benedikt Wälder, dass das Gerät ein Rechenschieber ist, ein LOGA CALCULATOR. Durch seine 80 auf der Trommel angeordneten Skalen ergibt das einen Rechenschieber von 24 Metern Länge, mit dem sich bis zu 5 oder 6 Stellen hinter dem Komma rechnen lassen. Das Gerät ist über 100jährig und wurde um 1910 herum in Zürich hergestellt. Zuvor wusste die Fachwelt von drei solchen Walzen, zwei weitere wurden vor kurzer Zeit gefunden und unsere hier ist die sechste. Sie wird in der Komtureibeiz zugänglich sein."


✘ „Ein Stück Informatik-Geschichte" (NZZ)
✘ „Loga-Rechenwalzen: Modellverzeichnis und Preisliste"

Neben diesem Gerät fand man in der Komturei auch eine Rechenmaschine „Millionär", ebenfalls ein Schweizer Produkt, das neben Addition, Subtraktion auch Multiplikation und Division beherrsche, so Wälder. „Ein gewaltig schweres Teil, bei dem leider der Deckel mit der eingeklebten Betriebsanleitung fehlt! Herstellung wohl um 1900 herum."


Rechenmaschine zur Ausführung der vier Rechnungsarten

Dazu gesellte sich in der Komturei eine dritte, schon etwas gängigere und früh elektrifizierte Maschine namens „MADAS". Auf Youtube lasse sich „hören, wie das Biest klingt". Ob es da schon Grossraumbüros gegeben habe? „Nun, wir haben jetzt offensichtlich drei Zeugen der Informatikgeschichte im Haus."


Benedikt Wälder kann es nicht lassen und macht sich so seine Gedanken. „Bleibt die Frage", sinniert er, „wofür die Strafanstalt Tobel diese damals noblen Werkzeuge brauchte. Stimmt, sie hatte den Auftrag, rentieren zu müssen, so wie heute auch die Stiftung Komturei." (ho)

 

Erschwerter Rückzug

Co-Präsident Benedikt Wälder möchte sich mittelfristig aus dem Stiftungsrat der Komturei zurück- und auch von seinem Wohnort Tobel wegziehen. Die Nachfolgeregelung gestalte sich aber nicht so einfach, sagt er auf Anfrage. „Da gibt es eine Art Auslaufzeit, denn ich trage zu viel von jenen Sachen, die man nicht sieht."

 

Einerseits suche er nach jungen Menschen, um der Alterung des Stiftungsrats entgegenzuwirken, dann aber auch nach einer etwas charismatischen Person ohne Machtallüren. Auf jeden Fall solle die Offenheit, die zurzeit in der Komturei herrsche, erhalten bleiben. (ho)

 

Mehr zu Benedikt Wälder, zur Geschichte der Komturei und zum „Tatort" auf thurgaukultur.ch:

Mönch, Künstler, Herzeigekopf

Strafen - sühnen - bessern

Tatort Jugend (mit 14 Kommentaren)

 

www.komturei.ch

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