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Live Nation übernimmt Mehrheit bei Open Air Frauenfeld

Live Nation übernimmt Mehrheit bei Open Air Frauenfeld
Volle Allmend: Das Open Air Frauenfeld war 2017 ausverkauft. Im nächsten Jahr hat hier ein neuer Chef das Sagen. | © OAF

Gerade erst ist die 2017-Auflage des HipHop-Festivals über die Bühne gegangen, jetzt steht fest - ein Branchenriese hat künftig das Sagen in Frauenfeld. Und wohl auch schweizweite Pläne in Sachen Ticketverkauf.

Von Michael Lünstroth

Die Nachricht war wohl inszeniert, der Zeitpunkt dafür kühl kalkuliert - nach dem Abschluss des diesjährigen Open Air Frauenfeld (OAF) verkünden die Veranstalter die Übernahme des Festivalgeschäfts durch die Live Nation Switzerland GmbH. Sie werde "zukünftig als Mehrheitsanteilseignerin des Openair Frauenfeld mit Festivalgründer Wolfgang Sahli sowie dem Geschäftsführer der First Event AG und Festivalproduzent René Götz partnerschaftlich zusammenarbeiten", heisst es in der am Sonntag veröffentlichten Medienmitteilung.

Was das für das OAF konkret bedeutet, ist derzeit kaum abzusehen. Viel grösser kann das Festival kaum werden, viel prominentere Stars kann man kaum auf die Allmend locken, Und dennoch frohlocken alle Beteiligten: „Wir sind außerordentlich stolz auf die Partnerschaft mit dem Openair Frauenfeld und freuen uns, unserem Portfolio eines der weltbesten Festivals hinzuzufügen. Die Verbindung bietet unseren Medien- und Brand Partnern eine einzigartige Plattform in der Schweiz und den deutschsprachigen Märkten. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit der First Event AG, die Weiterentwicklung dieser besonderen Festivalmarke sowie die Möglichkeit, Tausenden von Fans ein unvergleichliches Erlebnis zu bieten“, erklärt beispielsweise Andre Lieberberg, Präsident Live Nation GSA, in der Medienmitteilung.

Partnerschaft zwischen Live Nation und dem Openair Frauenfeld (von links): Matt Schwarz (Live Nation GSA), Ralph Schuler (Live Nation Switzerland), Wolfgang Sahli (Open Air Frauenfeld), Andre Lieberberg (Live Nation GSA), René Goetz (Open Air Frauenfeld). Bild: OAF

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Dieser Deal ist auch ein Kompliment für die bisherigen Veranstalter

Ganz sicher ist - es ist ein grosses Geschäft. Und auch ein Kompliment für die bisherigen Festivalmacher. Wenn sich so ein Branchenriese für die Marke interessiert, kann man in den vergangenen Jahren nicht so furchtbar viel falsch gemacht haben. Dazu muss man wissen: Live Nation ist das weltweit führende Live-Entertainment-Unternehmen und setzt sich aus den internationalen Marktführern Ticketmaster, Live Nation Concerts und Live Nation Media & Sponsorship zusammen. 

Wohl auch deshalb hat sich der bisheriger Hauptveranstalter, die First Event AG, die Mehrheit abkaufen lassen. Entsprechend kann man das Zitat von Wolfgang Sahli, Gründer des Openair Frauenfeld und Vorsitzender der First Event AG, in der Medienmitteilung deuten: „In dem führenden internationalen Live-Entertainment-Konzern Live Nation haben wir einen starken und innovativen Partner gefunden, mit dem das Openair Frauenfeld weiterwachsen und sich entfalten wird. Wir freuen uns sehr auf diese Partnerschaft.“

Die andere Seite des Deals ist - der Druck auf unabhängige Festivals in der Schweiz wird wachsen. Nicht ganz zu Unrecht wird internationalen Veranstaltern wie eben Live Nation Preistreiberei bei Tickets und Künstlergagen vorgeworfen. Die Werbewoche vermutet eine klare und weit über Frauenfeld hinaus reichende Strategie hinter der Übernahme: "Laut Branchenkennern soll Live Nation den Einstieg mit der eigenen Tochter Ticketmaster in den Schweizer Markt planen und so in direkte Konkurrenz mit den beiden fast-fusionierten Platzhirschen Ticketcorner und Starticket treten", schreibt das Blatt.

 

Zur Geschichte des Open Air Frauenfeld 

Das Openair Frauenfeld, das jährlich auf der Allmend der Stadt Frauenfeld stattfindet, ist das grösste Musikfestival der Schweiz und eines der renommiertesten Urban Music Festivals in Europa. Es wurde 1985 als „Out in the Green“ aus der Taufe gehoben und präsentierte im Laufe der Jahre internationale Superstars wie Lenny Kravitz, The Rolling Stones oder David Bowie. 2004 wurde das Festival umbenannt, erhielt ein neues Design und Konzept, um sich fortan auf die besten Urban-, Hip-Hop- und R’n’B-Künstler zu konzentrieren. Eminem, Jay-Z, Drake, Kanye West und Kendrick Lamar spielten unter anderem auf dem Openair Frauenfeld. 2016 konnten mehr als 50 000 Fans pro Festivaltag verzeichnet werden. Die diesjährige Ausgabe, angeführt von den Headlinern The Weeknd, Usher & The Roots, war erneut ausverkauft.

  

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