von Andrin Uetz, 19.08.2025
Rock und Pop am Bodensee

Sido, Nemo, Gianna Nannini: Das Summerdays Festival in Arbon bietet in diesem Jahr grosse Namen auf. Richtig inspiriert ist das Programm am 29. und 30. August aber leider trotzdem nicht. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)
Was haben Sido, Gianna Nannini und Patent Ochsner gemeinsam? Sie sind alle in ihren jeweiligen Musikstilen sowas wie die sichere Bank, der grösste gemeinsame Nenner einer jeweiligen Hörer:innenschaft. Sie alle treten am Summerdays Festival 2025 in Arbon auf.
Dessen Programm ist dermassen Mainstream, dass man die meisten Acts gar nicht mehr vorzustellen braucht. Unter dem Motto «Stimmig. Stilvoll. Freundlich» bringt die Summerdays Festival AG in Zusammenarbeit mit der Gadget Entertainment Group AG in Arbon zwei Tage unverfängliche Unterhaltung auf die Bühne, dessen einziges subversives Moment von Nemo stammen dürfte. (Dafür musste Nemo erst auch einmal den Eurovision Song Contest gewinnen, sonst wäre they wohl kaum mit im Programm.)

Fridays for Nostalgia
Hätte etwas mehr Mut bei der Auswahl, und vielleicht doch auch noch etwas mehr Förderung von lokalen Acts, dem Festival gut getan, so darf sich das Publikum dennoch auf gute Unterhaltung freuen. Beim Summerdays hat es sich etabliert, dass am Freitag jeweils die Klassiker des Pop und Rock auftreten und am Samstag ein «jüngeres Publikum» bedient wird. So treten am 29. August neben den oben schon genannten Minnesängern der W. Nuss vo Bümpliz und der Stimme, welche mit «Bello e impossible» ins kollektive Gedächtnis der Schweiz eingebrannt hat, die Lausanner Rap-Pioniere Sens Unik oder der Kölner Reggae Sänger Gentleman ins Rampenlicht. Eine gute Gelegenheit, wiedermal eine Jazz-Zigarette anzuzünden!
Video: Truckerin und Stilikone: Gianna Nannini navigiert seit den 1980er Jahren erfolgreich durchs Musikbusiness.
Ballern und Balladen am Samstag
Am Samstag vermag sich neben dem Headliner mit den Bildern im Kopf und der Schweizer ESC-Erfolgsgeschichte Nemo die eindrückliche Stimme der Deutschpop-Sängerin LEA vom sonst eher uninspirierten Programm abzuheben. Mit ihren gefühlsbetonten Songs bewegt sie sich gekonnt zwischen Ballern und Balladen. Auch auf der Bühne dürfte ihr dieser Spagat zwischen Intimität und Entertainment gut gelingen. Die leuchtenden Handys in der Luft tun den Rest.
Video: LEA live
Es wäre mehr möglich
Wer Stars sehen will und die 120 CHF für den Eintritt pro Abend locker hat, wird die Reise nach Arbon nicht bereuen. Zumal die Bahnreise schweizweit im Ticket inkludiert ist. Da spielt auch der Standortvorteil direkt am Bodensee mit, sofern das Wetter passt. Trotzdem ist es schade, dass bei der tollen Lage nicht mehr künstlerische Diversität und Innovation zum Zuge kommt. Wer ein spannendes Musikprogramm und gleichzeitig eine schöne Aussicht auf den See will, bekommt beim Sur Le Lac in Eggersriet oder Kultling in Kreuzlingen mehr für weniger Geld.

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