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von Andrin Uetz, 22.03.2022

Make Blasmusik Great Again

Make Blasmusik Great Again
Die Brassband UnglauBlech stellt am 27. März ihr Debütalbum im Casino Frauenfeld vor. | © zVg

Die Brassband UnglauBlech ist mit ihrem Debütalbum „Kaffeeschränzchen” auf Tournee. Wir haben zur Einstimmung ins Album gehört. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)

Es gibt Bands, die funktionieren eher auf Platte oder digital, und es gibt Bands, die muss man im Konzert hören, in echt, vor Ort. UnglauBlech ist definitiv eine Band fürs Konzert.

Das liegt zum einen schon mal in der Natur einer Brass-Band, die von der Wucht und vom Drive der Blasinstrumente lebt, die im Konzertsaal genauso wie in den engen Gassen einer Altstadt oder auf der Festwiese so schön mitreissend die Luft in Bewegung bringen (und damit auch das Trommelfell und die Hüften des Publikums). Darüber hinaus ist UnglauBlech eine Band fürs Showbusiness.

Inspiration Thurbo

Das fängt schon bei der Kleidung an. Die Band spielt im Anzug, und zwar trägt jedes Mitglied eine andere, knallige Farbe, so ähnlich wie die Sitzlehnen im Thurbo. So wird auch dem steifsten Kaffeekränzchen signalisiert: Das ist Show, das ist lustig gemeint, ihr dürft euch entspannen und eine gute Zeit haben.

Wie Superhelden in einem Anime stehen dabei auf der Bühne: Markus Graf (Trompete, rot), Marc Jaussi (Trompete, gelb), Thomas Roth (Trompete, pink), Florentin Setz (Posaune, hellblau), David Rufer (Posaune, blau), Christian Plaschy (Bassposaune, grün), Sepp Zürcher (Tuba, violett), Michael Süess (Schlagzeug, orange).

Video: arttv.ch über UnglauBlech

Da bebt das Porzellan

Kommen wir aber endlich zur Musik. Das Album beginnt mit dem Stück „There’s a Great Day Coming”, welches einen guten Vorgeschmack auf den Sound von UnglauBlech gibt. Eine Trompete eröffnet mit Kapriolen das Feld, und wird bald getragen vom Walking Bass einer zweiten Trompete, die dann aufgefächert wird in einen satten und vollen Big-Band-Sound.

Mit „The Dream Thief” folgt ein komplexes Medley, in welches unter anderem ein Radiohead-Klassiker einfliesst. Spätestens bei „Not Yet” ist klar, dass diese Band gerne aufs Gaspedal drückt.

Glücklicherweise folgen darauf die zwei ruhigeren Nummern „It’s so Hard to Say Goodbye to Yesterday” (Freddy Perren/Christine Yarian Perren) und „Iñakuyu”, sowie die etwas sanfter und orchestraler klingende „Suite from ‘Maria De Buenos Aires’” (Astor Piazzolla), welche sich vom sonst eher trockenen und knackigen Sound des Albums unterscheidet, was für die Ohren eine willkommene Abwechslung ist.

Reinhören: So klingen UnglauBlech:

Vielseitig, komplex und ein bisschen übermotiviert

Nach drei weiteren Songs kommt dann mit „Trisense” (Eijiro Nakagawa) nochmals ein später Höhepunkt des Albums, der die Musik von UnglauBlech auf den Punkt zu bringen scheint. Das Stück ist kunstvoll arrangiert, vielseitig, komplex, weist einen vollen, warmen Klang auf, wirkt feierlich aber auch einen Tick übermotiviert.

Zusammengefasst ein gut gefertigtes und abwechslungsreiches Album, dass vor allem Lust macht, die Band live zu erleben. Nächste Gelegenheit dazu: Das Konzert am 27. März 2022 im Casino Frauenfeld.

Eine Frage bleibt noch offen: Was ist eigentlich ein Kaffeeschränzchen?

Reinhören: So klingt UnglauBlech

 

Das Album und das Konzert

Abschlusskonzert: Mit dem Auftritt im Casino Frauenfeld am Sonntag, 27. März, schliesst die Band UnglauBlech ihre aktuelle Tournee ab. Beginn ist um 17 Uhr. Tickets dafür gibt es bei Eventfrog.

 

Das Album Kaffeeschränzchen kann man für 20 Franken über die Website der Band bestellen.

 

 

 

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