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von Andrin Uetz, 23.05.2022

Raus aus den düsteren Zeiten

Raus aus den düsteren Zeiten
Stellt am 26. Mai im Kult-X das Debütalbum vor: Das Jazz-Quartett emitime. | © zVg

Buenos Aires – New York – Zürich – Kreuzlingen: Das transatlantische Quartett „emitime” stellt am 26. Mai sein Debütalbum “Scarce” im Kult-X in Kreuzlingen vor. Schlagzeuger Samir Böhringer Im Interview über das Album, das Musikschaffen nach der Pandemie und die Unterschiede der Jazzszenen in Amerika und Europa unterhalten. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)

Eine Band mit Musikern aus New York, Buenos Aires und Zürich taufen eine CD im Kult-X in Kreuzlingen. Wie kommt das zustande?

Samir Böhringer: Die Albumproduktion wurde unter anderem vom Kulturamt Thurgau gefördert, daher war es uns wichtig, dem Thurgau sozusagen etwas davon zurückzugeben. Zudem habe ich einen guten Draht zum Kult-X und bin mit Kreuzlingen verbunden, da ich dort zur Schule ging und meine erste WG in Kreuzlingen hatte. Auch heute noch kenne ich viele Leute in der Region, daher ist es ein guter Ort für so eine Plattentaufe. Neben dem Konzert in Kreuzlingen spielt die Band weitere Shows in Zürich und Winterthur. Dann geht es nach New York, wo wir drei bis vier Gigs spielen, um dann im Studio eine zweite Platte aufzunehmen. Ich freue mich extrem, nach über zwei Jahren Zwangspause nun endlich wieder mit den Musikern auftreten zu können.

Kannst Du etwas zu emitime erzählen? Wie ist die Band entstanden?

Es gibt in Brooklyn ein Haus, wo viele Jazzmusiker:innen günstige Zimmer mieten können. Dort habe ich den Pianisten Santiago Leibson kennen gelernt. Aus gemeinsamen Jams formierte sich im Anfang 2019 zuerst ein Trio mit dem Bassisten Santiago Lamisovski aus Buenos Aires, der zu dem Zeitpunkt ebenfalls in New York weilte. Anfang 2020 kam der Saxophonist Tobias Pfister dazu.

 

«Der Jazz in New York oder Buenos Aires ist anders als derjenige in Zürich.»

Samir Böhringer, Schlagzeuger (Bild: Paul Märki)

Die Besetzung mit Saxophon, Piano, Bass und Schlagzeug hat im Jazz Tradition. Stilistisch klingen Elemente des Free Jazz an. Was ist dabei für Dich – auch vor dem Hintergrund deiner vielen anderen Bands – interessant daran?

Bei emitime treffen verschiedene Einflüsse aufeinander. Wir spielen zwar alle gern Jazz-Standards, sind also durchaus traditionell unterwegs. Und doch sprechen wir alle eine etwas andere musikalische Sprache, die geprägt ist von den Szenen, in denen wir uns bewegen. Der Jazz in New York oder Buenos Aires ist anders als derjenige in Zürich.

Die CD wurde in einem Studio in New Jersey aufgenommen und erschien beim New Yorker Label ears&eyes. Kannst Du uns etwas zur Entstehung des Albums erzählen?

Im Januar 2020 waren wir in der Schweiz auf Tour. Dann sollte im März eine Tour in New York folgen. Wir waren bereits vor Ort, als die Pandemie ausbrach. Das war schon ein grosser Schock. Ich erinnere mich, wie wir alle zusammen in einem Raum sassen, und bei jedem die Handys mit Nachrichten aufblinkten, da ein Konzert nach dem anderen abgesagt wurde. Wir haben uns dann auch überlegt, ob wir überhaupt noch Aufnahmen machen sollten. Das Studio war bereits gebucht, und so rafften wir uns irgendwie zusammen, versuchten uns zu fokussieren, obschon für uns alle ziemlich düstere Zeiten anbrachen. Die Aufnahmen waren dann aber erstaunlicherweise innerhalb von einem Tag im Kasten.

Noch eine Frage zum Schluss: Warum sollte man am 26. Mai unbedingt an Eure Plattentaufe ins Kult-X kommen?

[lacht] Es hat ja schon eine gewisse Exklusivität: In Kreuzlingen kommen nicht alle Tage Musiker aus New York, Buenos Aires und Zürich zusammen. Darüber hinaus freuen wir uns enorm, endlich diesen CD-Release feiern zu dürfen. Die CD ist im Schockmoment der Pandemie entstanden, und nun können wir zum ersten Mal wieder gemeinsam auf der Bühne stehen. Ich denke, dass wir in Kreuzlingen mit einer besonderen Energie und Spielfreude auftreten werden.

 

Weitere Konzerte

Das Jazz-Quartett spielt nach dem Auftritt im Kult-X auch noch in Winterthur (27. Mai, esse musicbar) und Konstanz (29. Mai, Kulturzentrum K9).

So klingt das Debüt: Reinhören ins Album

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