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von Inka Grabowsky, 09.03.2022

Wer ist der lustigste im ganzen Land?

Wer ist der lustigste im ganzen Land?
Alle Künstler:innen des Freitagabends bei der Krönung auf einen Blick. | © zVg

Der Kabarett-Wettbewerb «Die Krönung» ist wieder da: Am 11. und 12. März werden in Aadorf und in Burgdorf bei Bern wieder die König:innen der Kleinkunst gewählt. (Lesedauer: ca. 3 Minuten)

Zwei Jahre lang musste das Reich des Humors auf neue Regent:innen und Funktionär:innen verzichten. Die Pandemie hatte die traditionsreiche Veranstaltung des Casino-Theaters Burgdorf, des Kulturveranstalters Gong in Aadorf, der „Agentur für ansprechenden Unfug“ und der „Kulturbau GmbH“ unmöglich gemacht.

Doch nun können wieder 16 Künstlerinnen und Künstler um die neun Titel Barde, Hofnarr, Burgfräulein, Ritter, Prinzessin/Prinz, Herzogin/Herzog, Scharfrichter, Gräfin/Graf und Königin/König konkurrieren.

Das Prinzip der Show

2011 hatte Pascal Mettler „Die Krönung“ nach Aadorf gebracht, nachdem die Idee der Nachwuchspräsentation vor zahlendem Publikum schon seit 2006 unter anderem in Burgdorf umgesetzt worden war.

Das Prinzip: Die 16 eingeladenen Künstler zeigen einen zwanzigminütigen Ausschnitt aus ihrem normalerweise abendfüllenden Programm – und zwar an einem Abend im Kanton Bern und am anderen im Kanton Thurgau. Nur so lohnt sich die zum Teil weite Anreise. Man kann ja nicht – wie zum Beispiel dieses Jahr Sebastian Krämer - für zwanzig Minuten mal eben aus Berlin anreisen.

 

Auch Promis folgen der Einladung

Krämer ist eigentlich kein Nachwuchs, sondern eher ein alter Hase. Der Chansonnier hat schon 1992 erste Programme präsentiert und in Deutschland diverse Preise bekommen. Trotzdem hat er die Einladung der Organisatoren gerne angenommen. „Er ist insofern eine Ausnahme, weil ich ihn schon seit zwanzig Jahren kenne und schätze“, sagt Pascal Mettler von der Kulturbau GmbH und dem Kulturveranstalter Gong.

Der Berliner kann das Festival nutzen, um sich in der Schweiz noch bekannter machen. Auch andere Namen auf dem Programm sind in der Szene bereits geläufig. „Wir überlegen, nach wem es uns gelüstet, und fragen dann nach, ob die Künstler mit unseren engen Rahmenbedingungen leben können. Roger Stein beispielsweise ist eingesprungen, weil der eigentlich eingeplante Künstler aus Österreich in einer Sinnkrise steckt. Und Roger war 2016 sogar einmal König.“

 

Christine Schütze tritt am Freitagabend bei der Krönung in Aadorf auf. Bild: zVg

Olaf Bossi kommt mit seiner Ausmist-Show

Das 2006 gegründete Damen-Trio siJamais war vor neun Jahren ebenfalls bereits einmal dabei. Aber irgendeinen neuen Aspekt findet man immer.

Der Singer/Songwriter Olaf Bossi etwa hat sich nach seinem Erstling 2013 „Glücklich wie ein Klaus“ zwischenzeitlich neu erfunden. Der Stuttgarter präsentiert Appetithäppchen aus seiner Ausmist-Comedy-Show „Endlich Minimalist ...aber wohin mit meinen Sachen?!"

 

Geheimtipps für den Thron

Ein wirklicher Newcomer ist Cenk. Er wurde von den Krönungs-Machern beim offenen Bühnenformat „Rampensau“ im Casinotheater Winterthur entdeckt.

Die Kulturagenten verfolgen die unterschiedlichen Nachwuchs-Plattformen seit Jahrzehnten. „Inzwischen kenne ich die allermeisten Kleinkünstler in der Schweiz“, sagt Mettler. „Und wenn sich bei uns jemand bewirbt, den wir nicht kennen, wissen wir, wen wir fragen können, ob derjenige geeignet ist.“

 

Alle Künstler:innen des Samstagabends bei der Krönung in Aadorf auf einen Blick. Bild: zVg

Zwischen Berliner Charme und Swissness

Die österreichische Fahne wird hoch gehalten von Elli Bauer, die vor zwei Jahren als Entertainerin zur „Steirerin des Jahres“ wurde und vor vier Jahren „Freistädter Frischling“. Ausschnitte aus seinem fünften Solo-Programm zeigt der Stand-up Comedian Joël von Mutzenbecher.

Berliner Charme bringen die sogenannten Alltagspoeten „Friedrich & Wieserhütter“ in die Ostschweiz. Enrico Lenzini & Andi Pupato mischen Schweizer Musik mit Techno und Alphorn mit Trommelwirbeln. Vollkommen auf Swissness setzt dagegen die Gruppe Gold Grueb.

 

Erfahrene Moderation

Im Ganzen verspricht Mit-Organisator Pascal Mettler einen Schwerpunkt auf Stand-up Comedy und Musik. „Das Visuelle, auf das wir in früheren Ausgaben viel Wert gelegt haben, hat sich diesmal einfach nicht ergeben.“

So wechseln deutsche Geschichtenerzähler wie Andreas Krenzke oder Daniel Helfrich mit dem Mundartmusiker Trummer und den Musikkabarettistinnen Christine Schütze oder Vanessa Maurichat ab. Valerio Moser zeigt nach seiner Karriere als Poetry Slammer sein erstes Stück „König der Kleinstadt“ – vielleicht ist es ja ein gutes Omen für den Wettbewerb.

Für den roten Faden zwischen den jeweils vier Auftritten in zwei Blöcken pro Abend sorgen Anet Corti und Reto Zeller. Erstere startete ihre Karriere als Kabarettistin vor 22 Jahren. Letzterer ist seit 17 Jahren mit Kleinkunstprogrammen unterwegs und derzeit mit dem Musiker Christian Riesen mit dem Live Hörspiel „Lottenbachs“ auf Tour. Riesen wird auch bei der Krönung mit dabei sein.

 

Anet Corti moderiert den zweiten Abend der Krönung in Aadorf. Bild: zVg

Das Festival ist auch eine Kontaktbörse für Künstler:innen

Gründungsidee des Festivals war es, jungen oder in der Schweiz noch unbekannten Künstlern eine Plattform zu bieten. Die Veranstalter waren jenseits der „Krönung“ immer auch Agenten, die ihren Klienten Auftritte verschaffen wollen. „Unser Konzept ist aufgegangen“, sagt Pascal Mettler: „Es kommen pro Abend zwanzig bis dreissig Veranstalter zum Visionieren der Künstler. Wir laden sie explizit ein.“

Vor allem aber kommen normalerweise zwischen 200 und 300 Besucher pro Abend, die den Aktiven auf der Bühne über die Abstimmung unmittelbare Rückmeldung auf ihre Arbeit geben.

Das Publikum spielt eine wichtige Rolle

Ihre Eintrittsgelder helfen, das Event zu einem Drittel zu finanzieren. „Mit Hilfe von Sponsoren und der Unterstützung des Kantons geht es gerade so auf“, so Mettler. „Die Künstler bekommen quasi nur eine Spesenentschädigung. Niemand soll noch drauflegen, wenn er seine zwei mal zwanzig Minuten absolviert. Eine goldene Nase verdient sich bei uns keiner – aber eben vielleicht eine goldene Krone.“

 

Vollkommen auf Swissness setzt die Gruppe Gold Grueb. Bild: zVg

 

Das Programm im Überblick

Freitag, 11. März 2022 

Moderation: Reto Zeller 

 

1. BLOCK 19 Uhr: 
Friedrich & Wiesenhütter
Joel von Mutzenbecher
Gold Grueb
Sebastian Krämer  

 

2. BLOCK 21.30 Uhr: 
Cenk
Trummer
Elli Bauer
Christine Schütze

 

Samstag, 12. März 2022 

Moderation: Anet Corti

 

1. BLOCK 19 Uhr: 
Olaf Bossi  
SiJamais
Valerio Moser
Vanessa Maurischat  

 

2. BLOCK 21.30 Uhr: 

Enrico Lenzin & Andi Pupato
Roger Stein
Andreas Krenzke
Daniel Helfrich

 

Tickets   https://www.gong.ch/Online-Reservation.html
Tagespass 46,  Festivalpass 80, pro Block 28 Franken

 

 

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