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von Rolf Müller, 25.02.2015

Seemuseum peilt Kurs

Seemuseum peilt Kurs
Mit der Zukunft des Seemuseums beschäftigt: Leiter Walo Abegglen. | © Rolf Müller

Seit knapp drei Jahren leitet Walo Abegglen das Seemuseum Kreuzlingen. Es läuft gut: Mehr Besucher, das neue Café erfolgreich, Umbau im Herbst. Er sieht Potential, plant langfristig, ist aber nicht nur optimistisch.

Rolf Müller

„Mit Blick auf die Rahmenbedingungen bin ich relativ zufrieden mit dem Betriebsjahr 2014“, bilanziert der Leiter des Seemuseums. Das ist eine typische Aussage für den 59-jährigen Mittelschullehrer und langjährigen alt SP-Politiker im Stadtparlament Kreuzlingen. Für ihn zeigen sich Sachverhalte selten schwarz oder weiss, sondern meist differenziert.

Eindeutig ist: Seit er die Leitung des Seemuseums im Mai 2012 von Pionier Hans-Ulrich Wepfer übernommen hat, steigen die Besucherzahlen stetig an. Fanden 2012 noch 5000 Interessierte den Weg in das wunderbar gelegene Museum im östlichen Teil des Parks, waren es 2013 deren 7000 und 2014 bereits 8000. Einen Teil dazu beigetragen haben die „schulrelevanten Sonderausstellungen. Die sind uns wiederum recht gut geglückt“, sagt Abegglen. Er geht trotzdem von einer leicht defizitären Rechnung 2014 aus.

Standort stärken

In den Besucherzahlen nicht eingerechnet sind die Gäste des seit Juni 2014 neuen Cafés – das erfreulich läuft. Der Betrieb sei nicht nur selbsttragend und entspreche offensichtlich einem Bedürfnis, sondern werfe auch einen kleinen Gewinn ab. „Was aber nicht das primäre Ziel ist. Die Restauration soll mithelfen, unseren Standort zu stärken. Museen ohne Zusatzangebote wie eben beispielsweise ein Café haben heute einen schweren Stand.“

Fledermäuse im Seemuseum

Kreuzlingen ist ihr Mekka, das Seemuseum ihr Zentrum. Bis zum 27. September lüftet eine Sonderausstellung ihre Geheimnisse. (rom)


Mit Team und Stiftungsrat plant er, das Museum noch attraktiver zu machen. So soll das Foyer mit Empfang und Café sowie weiteren Räumen im Erdgeschoss umgebaut werden. „Ziel ist es, eine offene, einladende und zeitgemässe Atmosphäre zu schaffen.“ Dabei werde mit der Substanz der 1717 erbauten Kornschütte des ehemaligen Klosters Kreuzlingen höchst achtsam umgegangen. Abegglen rechnet mit Kosten von rund 150‘000 Franken. Das Baugesuch soll im Sommer vorliegen. Läuft alles rund, präsentiert sich das Museum zum Saisonbeginn 2016 frisch herausgeputzt.

Veloweg zum Seemuseum?

Kurzfristiger soll mit grosser Wahrscheinlichkeit der gut frequentierte Veloweg, der bisher "leider gut hundert Meter südlich vom Museum ohne Sichtkontakt abzweigt, in die richtige Richtung gelenkt werden". Sprich: Ab diesem Frühling soll eine Alternativroute für Radler als Versuchsbetrieb direkt am Museum vorbei führen - und diese einladen. „Unser Haus fristet leider immer noch ein wenig ein Schattendasein. Wir dürfen darum nichts unversucht lassen, es auch touristisch markanter zu positionieren.“

Von einer Anbindung an den Veloweg würde nicht nur das Seemuseum, sondern das gesamte Seeburg-Areal profitieren, ist Abegglen überzeugt. Im Bewusstsein, dass ein Pilotversuch durch das sensible Gebiet der städtischen Grünfläche breit abgestützt sein müsste, habe er in Gesprächen mit der Stadt bereits ermutigende Feedbacks erhalten.

Schiffe, Fische, Bodensee: Das Seemuseum ist bewährt - und benötigt für Perspektiven eine konzeptionelle Entwicklung. (Bild: Rolf Müller)

Nachdem Abegglen jetzt seit fast drei Jahren die Leitung innehat, sieht er Stärken wie Schwächen des Hauses klarer. Nun sei es Zeit, die mittel- bis langfristige Zukunftsplanung des Museums, welches 1993 nach einer fünfjährigen Vorlaufphase eröffnet worden war, grundsätzlicher an die Hand zu nehmen. „Das betrifft alle Bereiche. Es  braucht eine ideelle, strukturelle und politische Diskussion: Was soll und kann das Seemuseum für Leistungen erbringen, wie sind die Rahmenbedingungen dafür?“

Klarer Wille zur Gestaltung notwendig

Dafür ist er hochmotiviert und hofft, dass die Notwendigkeit auch andernorts einleuchtet. Nur optimistisch ist er allerdings nicht. „Manchmal habe ich schon den Eindruck, dass das Seemuseum im heutigen, eher semi-professionellen Betrieb nicht ganz ernst genommen wird. Es hat wohl eine gute Akzeptanz - niemand ist dagegen, alle finden es gut. Um es aber von einem volkstümlichen zu einem modernen Museum zu entwickeln, ist ein klarer Wille zur Gestaltung notwendig. Und die entsprechenden Mittel dazu.“

***

Mehr zum Thema:

Mehr als Seemuseum (Bilanz 2013) - thurgaukultur.ch vom 20.07.2014
Seemuseum im Wendemanöver (Analyse) - thurgaukultur.ch vom 10.01.2012

www.seemuseum.ch

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