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von Inka Grabowsky, 27.02.2024

Auf der Suche nach neuen Königinnen und Königen!

Auf der Suche nach neuen Königinnen und Königen!
Diese Künstler:innen treten bei der Krönung am Freitag in Aadorf gegeneinander an. | © zVG

Zum 17. Mal werden in Aadorf und Burgdorf Kleinkünstler:innen gekrönt – und ihr ganzer Hofstaat dazu ernannt. Das Publikum kommt in den Genuss von 16 Kurzauftritten in zwei Tagen. (Lesedauer: ca. 3 Minuten)

«Die Form ist so gut, da muss man nichts ändern, aber inhaltlich gab es im Laufe der Jahre schon Entwicklungen», sagt Pascal Mettler, der gemeinsam mit Lilo Wellinger,  seiner Agentur Kulturbau, dem Kulturveranstalter Gong in Aadorf , dem Casino Theater Burgdorf und der Agentur Ansprechender Unfug Organisator der Krönung. «Es ist mehr Live-Musik dazugekommen, und seit einiger Zeit haben wir auch immer ein oder zwei Poetry-Slam-Auftritte. Sonst ist alles querbeet. Wir wollen ja einen Querschnitt aus der Kleinkunstszene zeigen.» 

Die Besonderheit des Festivals liegt in der dichten Aufeinanderfolge unterschiedlichster Bühnenkünstler. Wer Freitag in Aadorf auf der Bühne steht, ist Samstag in Burgdorf dran – und umgekehrt. Die Zuschauer kaufen sich ein Ticket für vier, acht, zwölf oder sechzehn Auftritte an zwei Tagen. Jeder der Auftretenden hat einen Slot von 20 Minuten, um sich zu präsentieren. «Das sind etablierte Spielregeln, auch bei der Künstlerbörse in Thun, als deren Ergänzung wir uns verstehen. Und jeder muss auch ein volles Abendprogramm in petto haben. Es könnte ja sein, dass er zum König gewählt wird, dann muss er die Late-Night bestreiten. Die meisten also haben schon Bühnenerfahrung, auch wenn sie noch nicht so bekannt sind.» 

 

Gabor Vosteen ist in diesem Jahr auch dabei. Bild: zVg

Newcomer und anderes Sehenswertes

Eine Ausnahme ist vielleicht das Duo «Zucker, Brot und Peitsche» aus Winterthur, das in Aadorf die Samstagsvorstellung beginnen wird. «Die Beiden haben sich vor einem Jahr bei uns vorgestellt und wollten gleich ein ganzes Programm zeigen, eine Art Travestieshow mit Klavierbegleitung, aber ich habe ihnen erstmal die Teilnahme an der Krönung empfohlen.» 

Nach ihnen kommen der Poetry-Slammer Samuel Richner (Schweizer Meister 2022) und die Musikkabarettistin Clara Buntin, die immerhin schon fünf Jahre lang in «Ein Früh-Stück» im SRF2 auftreten konnte, zum Einsatz. 

Anschliessend freut sich Mettler auf die Beatboxer und Slapstick-Virtuosen «Les Toons». «Dass sie Französisch sprechen, spielt keine Rolle bei ihrer Show. Sie ist sehr visuell und sehr rhythmisch.» 

Musikanten vs. Sprach-Virtuosen

Am anderen Ende der Skala liegt der Auftritt von Wolfgang Weigand am Freitag im ersten Block. Er ist im Brotberuf Theologe, freier Trauerredner und Supervisor. Gleichzeitig hat er Romane, Erzählungen und Gedichte geschrieben und mit «Schwamm drüber» bereits sein zweites Kabarettprogramm zusammengestellt. «Ich habe ihn mir angeschaut und mag seine andere Art zu denken», sagt Pascal Mettler. 

Für den Sieg in der Publikumsgunst mag der Agent keinen Favoriten benennen. «Erfahrungsgemäss haben es Künstler mit Musik leichter, weil sie das Publikum vor Ort unmittelbar begeistern. Wer wie ‹Wilderbluescht› Volkslieder sehr eigenwillig interpretiert, hat einen unmittelbaren Zugang zum Publikum. Peter Haas mit seiner «Sinnfonie mit Schlagzeug» gehört ebenso in diese Kategorie wie Gabor Vosteen mit seiner Fluteman Show. Wer dagegen wie Jeanine Ebnöter Trott oder Christoph Rimmel mit Artistik und Jonglage beeindruckt, der belässt das Publikum in der Rolle als passiver Beobachter.»  

 

Eigenwillige Interpretation von Volksliedern: Wilderbluescht. Bild: zVg

Jeder Teilnehmer gewinnt

Das kann man unfair finden, ist aber nicht wirklich relevant. «Für die Künstler und Künstlerinnen ist die Krönung dann ein Erfolg, wenn sie Folgeaufträge bekommen», so der Mit-Organisator. Ob sie dafür König geworden sind oder nur Hofnarr, kann ihnen egal sein. Hauptsache sie zeigen etwas, was ins Programm zukünftiger Veranstalter passt. 20 bis 30 von ihnen mischen sich jeweils und die 200 bis 300 Zuschauer. 

Deshalb fragen mittlerweile viele Kulturschaffende aktiv an, ob sie bei der «Krönung» mitmachen dürfen. «Es hat sich herumgesprochen, dass wir eine Plattform bieten, bei der man nicht dafür bezahlen muss, dass man sich präsentieren darf, sondern sogar noch die Reisespesen erstattet bekommt.» Es gebe auch Agenturen, die der Veranstaltung Künstler andienten. 

Durch ihren Charakter als Sprungbrett ist die Krönung keine kommerzielle Veranstaltung. Gut die Hälfte der Kosten wird durch die Eintrittskarten eingespielt, den Rest müssen die Gastronomie und Sponsorengelder aufbringen. «Wir wollen gerade so viel erwirtschaften, dass wir den ehrenamtlichen Helfern als Dankeschön ein Fest ausrichten können.»

Prominenz zwischen den Slots

Die Entscheidung, ob man nun am Freitag oder am Samstag die volle Ladung Kleinkunst haben will, dürfte vielen Zuschauern schwerfallen. Eine Entscheidungshilfe sind die Moderatoren, die durch den jeweiligen Abend führen. Freitag in Aadorf sind es «Les Trois Suisses», bestehend aus Resli Burri und Pascal Dussex.

Am Samstag übernimmt der König von 2013 Dominic Deville die Aufgabe, dem Nachwuchs auf die Welt zu verhelfen. «Es ist superschön, dass es wieder geklappt hat. Ich leite ja seit zehn Jahren seine Agentur, insofern war es nicht schwierig, ihn zu fragen. Und er hatte auch schon mal vor ein paar Jahren moderiert, aber inzwischen ist Dominic ja noch prominenter geworden.»

 

Moderiert am Samstagabend in Aadorf: Domini Deville. Bild: Aissa Tripodi

 

Mehr zu Programm und Tickets

Gibt es im Programmflyer.

TICKETPREISE
Tagespass (beide Blöcke): Fr. 46.- 
Pro Block: Fr. 28.- 

Festivalpass, beide Tage, Fr. 80.-

VORVERKAUF: www.gong.ch 

Kreativ Atelier, Hauptstrasse 21, 8355 Aadorf

 

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