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von Sascha Erni, 07.10.2021

Ein Rätselzimmer im Schloss

Ein Rätselzimmer im Schloss
Erklärt, wie der neue Escape Room im Schloss Frauenfeld funktioniert: Spielleiterin Alessia Scalisi | © Sascha Erni

Das Historische Museum in Frauenfeld ist um eine Attraktion reicher. Mit einem Escape-Room möchte das Schloss Frauenfeld einerseits Familien und Kleingruppen unterhalten, andererseits die Kulturvermittlung vorantreiben. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)

Schloss Frauenfeld wird jetzt auch zum Rätselort: Das Historische Museum Thurgau eröffnet mit «Rettet den Schatz der Äbtissin» ein neues Angebot. Der sogenannte «Escape-Room» im Dachgeschoss des Schlosses soll dem Publikum die Geschichte des Klosterbruchs St. Katharinental auf spielerische Art und Weise näher bringen. Kleine Gruppen von zwei bis sechs Personen lösen in diesem Escape-Room Rätsel, bis sie den titelgebenden Schatz gefunden haben.

Es gehe dabei aber nicht nur um den Spassfaktor, betonte Museumsleiterin Gabriele Keck an der Medienkonferenz. Es sei ein Vermittlungsangebot. «Wir haben damit den Zahn der Zeit getroffen», sagte sie schmunzelnd. Denn während der Pandemie hätten sie bemerkt, dass Kleingruppen für Museen sehr gut funktionieren würden – und aufgrund der anstehenden Sanierungsarbeiten sei der Rätselraum im Schloss eher klein, aber fein geraten.

In diesem Zimmer werden künftig Rätsel gelöst. Bild: Sascha Erni

Historisches und Fiktion kombiniert

Wie jeder Escape-Room erzählt auch dieser eine Geschichte: Im Jahr 1529 wollten Männer das Kloster St. Katharinental bei Diessenhofen stürmen. Besorgt liessen die Nonnen die Klosterschätze mit Booten nach Schaffhausen verschiffen. Nach der Wiedereröffnung des Klosters blieben manche der Schätze verschollen und tauchten über eine Zeitspanne von 300 Jahren immer wieder im Kunstmarkt auf. Soweit die historische Grundlage.

Die Spielenden betätigen sich nun im Schloss Frauenfeld als Detektive, denn ein besonders skrupelloser Kunsthändler hat in seinem Büro (dem Escape-Room) einen Teil des Schatzes versteckt. Diesen gilt es aufzuspüren.

Wie bei einer Schnitzeljagd führt ein Rätsel zum nächsten. Man faltet Papiere zu bestimmten Mustern, sucht nach Schlüsseln und Kombinationen, löst Logikrätsel und entziffert akustische Hinweise. Der Raum verändert sich dabei dynamisch, Paneele und Geheimverstecke öffnen sich, und immer wieder gibt auch die Geisterstimme der Äbtissin codierte Hinweise. Eine Spielleiterin begleitet die Gruppe bei ihrer Suche und hilft, falls sich ein Rätsel als doch zu schwierig herausstellen sollte.

Stellen den neuen Escape-Room vor (von links): Dominic Bernath, Alessia Scalisi und Museumsdirektorin Gabriele Keck. Bild: Sascha Erni

Zusammenarbeit mit lokalen Rätselspezialisten

Konzipiert und gebaut haben den Escape-Room die Rätselspezialisten von «Houdini’s Quest» aus Frauenfeld im Auftrag des Historischen Museums. Geschäftsführer Dominic Bernath und Alessia Scalisi, die Spielleiterin, präsentierten den Rätselraum an der Pressekonferenz gleich selbst. Planung und Aufbau des Raums an sich hätten rund fünf Monate gedauert, erzählte Bernath.

Die Basis dazu wurde jedoch schon früher gelegt: Die Entwicklung der Geschichte und Recherche des historischen Hintergrundes - beides hatte das Museum selbst übernommen -  begann bereits etwa vor einem Jahr. Anstoss und Finanzierung des gesamten Escape-Room-Projektes erfolgten durch das kantonale Museum.

«Zuerst war eigentlich nur eine Rätselkiste geplant», erinnerte sich Bernath. Dann hätten sie aber den kleinen Raum im obersten Geschoss des Museums bekommen, der sich als Büro inszenieren liess – der Ansatz, einen Kunsthändler den gestohlenen Schatz verstecken zu lassen, war geboren. «Natürlich haben wir bei uns im Haus mehr technische Möglichkeiten und mehr Platz», erklärte Bernath, «aber wir sind sehr zufrieden, wie das Abenteuer herausgekommen ist.»

Neuland mit 20-jähriger Geschichte

Die ersten Escape-Rätsel entstanden in den frühen 2000er Jahren in den USA und basierten auf Abenteuer-Videospielen: In Games wie «Secret from Monkey Island» oder «Maniac Mansion» lösten die Spielenden Rätsel, um von einem «Raum» oder Szene zum nächsten zu wechseln.

Mit den Jahren hat die Idee, diesen Spiele-Ansatz in die physische Welt zu übertragen, an Popularität gewonnen – auch in der Schweiz. «Houdini’s Quest» betreibt neben dem Escape-Room im historischen Museum ganze sieben weitere an der St. Galler Strasse. «Rettet den Schatz der Äbtissin» mag also für das historische Museum Neuland darstellen, die Konzepte dahinter jedoch sind lange erprobt.

Schloss Frauenfeld. Bild: Sascha Erni

Geeignet für Erwachsene und  Kinder ab 12 Jahren

«Ich würde dem Escape-Room einen leichten bis mittleren Schwierigkeitsgrad zugestehen», sagte Dominic Bernath. Er eigne sich für Erwachsene sowie Kinder und Teenager ab 12 Jahren, die meisten Spielenden sollten den Rätselraum in einer Stunde knacken können.

Damit soll die Zugänglichkeit für ein möglichst breites Publikum gesichert bleiben – denn wie Gabriele Keck zu Beginn der Eröffnung sagte, ist der Rätselraum primär als niederschwelliges Vermittlungsangebot gedacht. Und, wie dieser Autor nach dem Durchspielen des Escape-Rooms einräumen darf, ist dabei ein durchaus gelungenes Vermittlungsangebot herausgekommen.

«Rettet den Schatz der Äbtissin» ist zu den regulären Öffnungszeiten des Museums zugänglich. Buchungen geschehen online auf houdinis.ch.

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