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von Inka Grabowsky, 22.08.2024

Eine Familie mit 24.000 Mitgliedern

Eine Familie mit 24.000 Mitgliedern
Blick auf das Festivalgelände der Summerdays Arbon. | © Michael Dornbierer

Die Summerdays haben sich in den vergangenen 15 Jahren seit ihrem Umzug nach Arbon ein Stammpublikum erarbeitet. Sie bieten ein gediegenes Umfeld und Musik, die generationenübergreifend anspricht. (Lesedauer: ca. 4 Minuten)

«Das Idyll am See verlangt ein besonderes Programm», sagt Festival-Direktor Christof Huber. «Heavy Metal würde nicht so gut passen.» Die Summerdays verstehen sich als Familien-Event, das von den Grosseltern bis zu den Enkeln alle anspricht. In diesem Jahr scheint das zu funktionieren. 

Die Organisatoren zeigen sich zufrieden mit dem Vorverkauf der insgesamt 24.000 Tickets: «Besonders freut uns, dass nicht nur 2-Tages-Pässe, sondern auch die Tages-Tickets für den Freitag und für den Samstag gleichermassen nachgefragt werden. Das Programm kommt also in der Breite an.»

 

Stars unterm Sternenhimmel

Auf der Bühne stehen Musiker, die es zu weltweitem Ruhm gebracht haben. James Blunt ist am Freitag der Top Act. Samstag ist der Rag’n’Bone Man der Headliner. «James Blunt konnten wir nur mit etwas Glück verpflichten, der würde sonst auch das Hallenstadion füllen.» Hinter der Summerdays Festival AG steht die Gadget abc Entertainment Group AG in St. Gallen. 

Das war diesmal besonders bedeutsam, weil sie gleichzeitig das Seaside Festival in Spiez am 30. und 31. August organisiert. Das Line-up gleicht sich. «Durch das Schwesterfestival konnten wir sowohl James Blunt als auch dem Rag’n’Bone-Man eine Doppelofferte machen: zwei Auftritte in nur 300 Kilometern Entfernung. Und dann passte es eben auch gerade noch in den Tourneeplan der beiden.» Als letzten Trumpf spielen die Organisatoren die Standortkarte aus: «Wenn die Künstler die Bilder von der Stimmung am See-Ufer sehen, kommen sie besonders gerne.» 

 

Programm ist verjüngt

Man plant «von oben». «Als wir James Blunt verpflichtet hatten, haben wir passende Acts dazu gesucht und zum Beispiel die Kooks gefunden. Sie hatten ab 2006 eine Welle grosser Erfolge. Es läuft jetzt wieder extrem gut, weil die Jungen die Band für sich entdeckt haben. Und es ist eine wirklich coole Live Band.» 

In früheren Jahren gab es jeweils am Freitag einen Schwerpunkt auf Classic Rock für das ältere Publikum. Das ist vorbei, aus pragmatischen Gründen, wie Christof Huber einräumt: «Es gibt weniger Bands aus den siebziger Jahren, die noch unterwegs sind. Sie sind eben auch älter geworden. Deshalb konzentrieren wir uns nun auf die Zeit zwischen den achtziger und zweitausender Jahren.»

Das weitere Line up 2024

Neben den genannten Grössen treten auch Bligg (der bereits 2009,11 und 18 dabei war), Gavin James und Plüsch auf – jeweils Freitag. Am Samstag folgen Scooter, Tokio Hotel, Elif, Baschi, Dana und Stress. 

Letzterer kommt im besonderen Format des MTV-Unplugged-Konzerts. Der Schweizer Rapper wird also seine bekanntesten Hits in einem akustischen Setting mit einer Live-Band präsentieren. Das Festival verspricht ein «intimes Konzert, das eine ganz neue Seite des Künstlers zeigt.» 

 

Professionelle Ansprüche

Zum Erfolg der Summerdays trägt bei, dass die Veranstalter Marktforschung betreiben, wie es sich gehört. Seit einigen Jahren befragen sie regelmässig das Publikum nach seinen Wünschen. «Dabei geht es um die Anzahl der WCs oder die Getränkeauswahl bis hin zu Wunsch-Musikern. Naturgemäss gelangen wir dabei gelegentlich an unsere Grenze: Ein Weltstar wie Ed Sheeran braucht eben eine grosse Arena», so Huber. 

Professionell wie die Vorbereitung ist auch das wirtschaftliche Interesse. «Wir sind ein Unternehmen und müssen mit unseren Veranstaltungen Gewinne erwirtschaften.» Öffentliche Gelder bekommt die Summerdays Festival AG nicht. Also müssen die Ticketpreise von 118 Franken für einen Abend und 211 Franken für beide (jeweils ohne VIP-Option) die Kosten wieder hereinspielen. Sechzig Prozent der Einnahmen kämen durch die Eintrittsgelder zusammen, heisst es. Zwanzig Prozent decken Sponsoren, die mal Geld, mal Produkte und mal Sachleistungen zur Verfügung stellen. 

Die Migros spielt als so geannter «Presenting Partner» eine tragende Rolle. Die übrigen zwanzig Prozent des Budgets kommen durch Speisen und Getränke zusammen, die auf dem Gelände verkauft werden. Ganz billig ist das nicht für die Gäste. Huber spricht von Preisen im gastronomieüblichen Rahmen. «Es wird schon gut konsumiert, aber es ist eher ein Genusspublikum.»

 

Blick auf das Festivalgelände der Summerdays Arbon. Bild: Daniel Gassner

Sicheres Umfeld

Randalierde Betrunkene sind dementsprechend eher selten. «Wir wären für unangenehme Vorfälle vorbereitet, aber meist läuft alles problemlos. Das Programm endet ja schon um 1 Uhr nachts, und wir haben kein Camping in unmittelbarer Nähe. Das ist bei anderen Open Airs risikoreicher.» 

Huber spielt unter anderem auf das Gurten-Festival an, das dieses Jahr sein Care-Team von zwei auf acht Personen pro Tag personell verstärkt hatte. Wer sich auf dem Berner Hausberg bedroht fühlte, konnte mit Sozialpädagogen, interkulturellen Vermittlern und Psychologen Kontakt aufnehmen.

Ökologisch verträglich

Ebenfalls ein untergeordnetes Problem bei den Summerdays sind Vandalismus und überbordende Müllberge, wie sie Jahr für Jahr beim Open Air Frauenfeld Schlagzeilen machen. Das Gelände sei eines der schönsten Plätze am Bodensee, meint der Programmchef: «Wir gestalten das Umfeld zusätzlich besonders ansprechend: Unsere Erfahrung ist: Je schöner der Festivalplatz, desto anständiger benimmt sich das Publikum.» 

Um den ökologischen Fussabdruck des Festivals zu verringern, ermöglicht die Festival-AG in diesem Jahr die kostenlose Anreise aus der ganzen Schweiz mit dem ÖV für Ticketinhaber. «Das tragen wir selbst, auch wenn es ein grosser Schritt für uns ist. Unser Unternehmen bemüht sich um Nachhaltigkeit.»

 

Lockt auch Seefahrer an - das Summerdays Arbon. Bild: Michael Dornbierer

Baubewilligung gibt zu reden

Keine Randale und keine Skandale also - dafür haben die Summerdays neuerdings juristische Probleme. Das Festival muss sich derzeit mit Einsprachen wegen der Temporärbauten herumschlagen. Ende Juli wurde bekannt, dass ein Arboner Gastrounternehmer, der seit Jahren wegen Pergolen in seiner Gartenwirtschaft mit der Stadt streitet, ein Baubewillungsverfahren für das Open Air fordert. 

«Gleiches Recht für alle» ist dabei offenkundig der Tenor. Stadt und Kanton sehen das anders. Der streitbare Gastronom hat aber Beschwerde beim Verwaltungsgericht eingelegt. Wegen des laufenden Verfahrens gibt es dazu von keiner Partei Stellungnahmen. 

 

Hier gibt es Tickets

Summerdays Arbon: 30. und 31. August an der Seepromenade Arbon

 

Gratis An- und Abreise mit der SBB: Coupon-Code «SDF24PublicAn» respektive «SDF24PublicAb» über die Fahrplanabfrage einlösen. Nur gültig zusammen mit Eintrittskarte oder Festival-Bändel.

 

Tickets: https://summerdays.ch/tickets/

 

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