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Konstanz offen für Kooperation

Konstanz offen für Kooperation
Die Aussenfassade des Kunstraum Kreuzlingen. Zieht hier bald mehr Konstanz ein? | © Michael Lünstroth

Kunstraum-Kurator Richard Tisserand hatte in einem Interview mit thurgaukultur.ch mehr Zusammenarbeit mit Konstanz angeregt. Dort zeigt man sich nun offen für ein engeres Miteinander.

Diese Sätze waren Einladung und Vision zugleich: «Wir könnten etwas von überregionaler Strahlkraft aufbauen. Wenn Konstanz noch mal so viel investieren würde, wie wir jetzt schon haben, könnten wir ein kleines Kunsthaus schaffen», sagte Richard Tisserand, Kurator des Kunstraum Kreuzlingen, in einem Interview mit thurgaukultur.ch vor einigen Wochen. Damit stiess er die Tür für mehr grenzüberschreitende Kunst-Zusammenarbeit zwischen Kreuzlingen und Konstanz auf. Die deutsche Stadt hält diese Tür nun weiter offen: «Den Kunstraum Kreuzlingen schätze ich sehr für das, was sie machen. Ich finde es eine sehr reizvolle Idee, künftig gemeinsam Ideen zu entwickeln», sagte etwa Sarah Müssig, Leiterin des Konstanzer Kulturamts auf Nachfrage von thurgaukultur.ch 

Einschränkung: Am Ende muss es die Politik entscheiden

Wie weit eine solche Kooperation gehen könnte, darauf wollte sich Müssig aber nicht festlegen. Sie verwies zudem auf die politische Ebene: «Gemeinderat und Oberbürgermeister müssten uns erst ein Mandat erteilen. Erst danach können wir wirklich handeln.» Zu einem grundsätzlichen Austausch über Ideen und Visionen sei sie aber jederzeit bereit. Eine Möglichkeit sei beispielsweise stärker auf Projektebene zu kooperieren. «Mit den unterschiedlichen Möglichkeiten die wir und der Kunstraum haben, könnten wir verschiedene Themen auch gemeinsam bearbeiten - jeder auf seine Weise. Das könnte interessante Perspektiven ergeben», so die Kulturamtsleiterin weiter. 

«Das ist eine sehr reizvolle Idee.»: Die Konstanzer Kulturamtsleiterin Sarah Müssig über mögliche Kooperationen mit dem Kunstraum Kreuzlingen. Bild: zVg

 

Konstanz ringt selbst seit Jahren um neue Flächen für zeitgenössische Kunst. Bislang wurde keine  adäquate Lösung gefunden. Im September gibt es nun einen neuen Anlauf: Im so genannten „Turm zur Katz“ (der frühere Bildungsturm hinter dem Kulturzentrum) soll es künftig Ausstellungen aus dem Bereich der Angewandten Kunst geben. Dazu zählen unter anderem die Bereiche Architektur, Grafikdesign und Modedesign. Der Turm werde zwischen September und Dezember dieses Jahres etagenweise in kleinen Mikro-Ausstellungen bespielt: «Wir wollen die ganze Bandbreite zeigen von dem, was dort dann künftig zu sehen sein werden soll», erklärte Sarah Müssig. Das eigentliche Ausstellungs-Programm soll dann 2019 beginnen. 

Möglicherweise ergeben sich in Konstanz in den kommenden Jahren aber noch ganz andere Möglichkeiten. Der Mietvertrag zwischen Stadt und einer Erbengemeinschaft im so genannten Sulger-Haus mitten in der Altstadt - hier sitzen bereits Abteilungen von Kulturamt, Städtischen Museen, Jungem Theater - läuft 2021 aus. Tobias Engelsing, Leiter der städtischen Museen sieht in dieser Gelegenheit auch eine grosse Chance. Die Stadt könnte das Gebäude kaufen, dann abreissen lassen und etwas vollkommen Neues entstehen lassen. „Wir könnten dort einen echten Ausstellungsturm errichten, um endlich der modernen Kunst in Konstanz ein Zuhause zu geben“, erklärte der Museumsdirektor schon im April 2016 gegenüber dem Südkurier. Aus seiner Sicht wäre es die Chance nicht nur auf ein neues Museum, sondern darauf, ein gesamtes Museumsquartier relativ einfach schaffen zu können. Denn: Im Umfeld eines solchen möglichen Neubaus liegen die Wessenberg-Galerie, der Richentalsaal, die Räume des Kunstvereins und der neue «Turm zur Katz». Mit einem Schlag könnte Konstanz ein Museumsquartier bekommen, formuliert Engelsing seine Ideen, die er damals als Vision verstanden wissen wollte. 

Eine Idee: «Warum bauen wir zum Beispiel nicht am Hauptzoll?»

Offen für eine engere Zusammenarbeit über die Grenze zeigt sich auch der aktuell wichtigste Anbieter zeitgenössischer Kunst in Konstanz - der Kunstverein Konstanz. «Wir würden es natürlich sehr begrüssen, wenn wir ein Kunsthaus bekämen. Dass hier Räume für zeitgenössische Kunst fehlen, sagen wir schon seit vielen Jahren», erklärt Michael Günther, Vorsitzender des Kunstvereins im Gespräch mit thurgaukultur.ch Der Kunstverein sei immer offen für Kooperationen. Es müsse allerdings eine Person geben, die hier die Initiative und die Führung eines solchen Projektes übernehme. Einen Satz von Richard Tisserand aus seinem Interview mit thurgaukultur.ch will er aber so nicht stehen lassen: «Dass nur wir uns für eine weitere Kooperation bewegen müssten, sehe ich nicht. Ich kann mich aus den vergangenen Jahren auch nicht an viele Kooperations-Anfragen aus Kreuzlingen erinnern», so Günther. Wenn er sich einen Ort aussuchen könnte, wo ein solch grenzüberschreitendes Kunsthaus wachsen könnte, dann hätte Michael Günther einen klaren Favoriten: «Es sollte exakt auf der Grenze sein. Warum zum Beispiel nicht am Hauptzoll?»

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