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Schluss mit toter Hose

Schluss mit toter Hose
Spielen mal wieder in Konstanz: Die Toten Hosen um ihren Sänger Campino. | © Enno Kapitza

Ein neuer Veranstalter mit alten Bekannten will die Festivalkultur in Konstanz und rund um den Bodensee beleben. Zum Auftakt kommen im September 2020 die Toten Hosen ins Konstanzer Bodenseestadion.

Sein Ruhestand dauerte gerade mal knapp drei Jahre: Nach dem überraschenden Aus des Veranstalters Koko & DTK Entertainment im Januar 2017 kehrt Dieter Bös nun mit neuem Partner zurück ins Konzertgeschäft: Gemeinsam mit Xhavit Hyseni, Veranstalter des Konstanzer Campus-Festival (nächstes Jahr ist dort übrigens Faber Headliner am 6.Juni), hat Bös die Kokon Entertainment GmbH gegründet. „Mir war die Ruhe in Konstanz zu gross. Und da haben wir uns gesagt: lass uns doch selbst etwas auf die Beine stellen“, sagt der erfahrene Konzertmanager Bös. Der Name sei bewusst gewählt, erklärt Xhavit Hyseni: „Wir liefern mit unserer Arbeit gewissermassen den Kokon, die Hülle für ein Konzerterlebnis. Was am Ende herausschlüpft, sieht man immer erst am Konzertabend mit Unterstützung des Publikums.“

Für ihr erstes gemeinsames Konzert holen sie alte Bekannte nach Konstanz: Die Toten Hosen. Sie machen auf ihrer Tournee „Alles ohne Strom“ am Samstag, 5. September 2020, Station im Bodenseestadion. Beim Festival „Rock am See“ waren sie Dauergäste mit insgesamt sechs Auftritten innerhalb von 24 Jahren. Die Jungs um Campino kommen jetzt mit einem neuen Album im Gepäck, das zwar von der Musikkritik eher zwiespältig aufgenommen wurde, den Fans wird das aber wohl egal sein: Liveauftritte der Hosen gelten ohnehin als aussergewöhnliche Erlebnisse. Der Vorverkauf (Tickets ab 60,50 Euro) für das Konzert läuft bereits.

Wollen die Festivalkultur rund um den Bodensee neu beleben: Dieter Bös (links) und Xhavit Hyseni haben die GmbH Kokon Entertainment gegründet. Bilder: zVg

Mal wieder: Die Toten Hosen wollen das Bodenseestadion rocken

Neben den Toten Hosen sollen noch zwei weitere Support-Bands (Namen noch nicht bekannt) auftreten. Ein richtiges Festival soll es aber nicht werden, sagen Hyseni und Bös. Sicher ist aber, dass sie das Bodenseestadion als Konzertort wieder beleben wollen: Auch für 2021 haben sie sich den Termin schon gesichert: 4. September. Die Verhandlungen mit der Band seien auch schon weit gediehen, Namen könne man aber noch nicht nennen, sagte Bös im Gespräch mit thurgaukultur.ch 

Hyseni und Bös kennen sich schon lange. Als Bös noch Koko-Chef und damit Veranstalter von Zeltfestival, Rock am See und weiteren Veranstaltungen in und und Konstanz war und das Campus-Festival aufkam, da waren sie durchaus auch Konkurrenten. „Wir haben uns damals schon herausgefordert gefühlt“, gibt Bös heute zu. Jetzt wollen sie gemeinsam die Konzertszene rund um den Bodensee aufmischen. „Das Motto unserer Zusammenarbeit ist aber nicht nur: ‚Der Alte gibt seine Erfahrung weiter’. Auch ich lerne in der Zusammenarbeit mit Xhavit“, sagt Bös. Hyseni sagt, Bös sei schon immer ein wichtiger Mentor und Orientierungspunkt für ihn gewesen. 

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Hyseni hat, was Bös zuletzt ein bisschen abhanden gekommen war

Tatsächlich ergibt die Kooperation Sinn: Bös hat wertvolle Kontakte zu grossen Namen des Musikgeschäfts, in den letzten Jahren bei Koko war aber auch offensichtlich geworden, dass er den Draht zur aktuellen zeitgenössischen Pop- und Rockmusik etwas verloren hatte. Xhavit Hyseni hat mit seinem Team genau das: ein Gespür dafür, was Festivalbesucher heute hören und erleben wollen. 

Entsprechend selbstbewusst ziehen die beiden ihren Wirkungskreis von Kempten im Allgäu bis zum Schweizer Bodenseeufer. In ihrer neuen Firmen sind sie beide gleichberechtigte Geschäftsführer und Gesellschafter.

So sah das bislang aus bei Rock am See: 2016 fand das traditionsreiche Festival zum letzten Mal im Bodenseestadion statt. Bild: Michael Lünstroth 

Eine Vision: Der Kultur- und Freizeitpark Hörnle

Ideen haben die beiden viele: „Wir wollen grosse Konzerte mit bis zu 25’000 Zuschauern machen, aber auch kleinere Konzerte ermöglichen“, sagt Xhavit Hyseni. Ihr Traum wäre: Aus dem abbruchreifen Bodenseestadion einen Kultur- und Freizeitpark Hörnle zu schaffen auf dem dann ganz verschiedene Veranstaltungen stattfinden könnten. „Das Bodenseestadion und das ganze Areal rund herum ist eine Perle, die man eigentlich besser erschliessen und nutzen müsste“, findet Bös. Was sie sich ebenfalls zutrauen: Eine Neuauflage des in Konstanz schmerzlich vermissten Zeltfestivals auf Klein Venedig oder auch die Ausrichtung des Seenachtfestes. Konkrete Pläne gibt es hier bislang aber noch nicht. 

Spannend dürfte indes auch werden was mindestens langfristig aus dem von Hyseni gegründeten Campus-Festival wird. Es wächst seit Jahren und in absehbarer Zeit könnte das Areal auf einem Parkplatz an der Universität Konstanz zu klein werden. Zieht das Campus-Festival dann um? Womöglich ins Bodenseestadion? „Bis 2022 sind wir sicher an der Universität. Danach muss man schauen. Die Universität hat grosses Interesse daran, dass wir auf dem Campus bleiben, wir eigentlich auch, aber man muss schauen, wie es sich vom Platz her künftig ausgeht“, sagt Xhavit Hyseni. 

Termine: Samstag, 5. September 2020, Bodenseestadion, ab 18 Uhr: Die Toten Hosen mit zwei Support-Acts. Tickets gibt es unter anderem hier. Campus-Festival Konstanz am 5./6. Juni 2020 mit Faber als Headliner. Weitere bereits bestätigte Bands: Provinz, Majan und Mia Morgan. Tickets (ab 39,90 Euro gibt es hier)

 

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