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von Judith Schuck, 28.07.2025

Tag und Nacht feiern im Murg-Auen-Park

Tag und Nacht feiern im Murg-Auen-Park
Das Festival Out in the Green Garden ist auch interessant für Kinder. | © Beni Blaser

Wie Festivals ressourcenschonender veranstaltet werden können, zeigt das beliebte Out In The Green Garden in Frauenfeld. Die 13. Ausgabe findet vom 1. bis 3. August statt. (Lesedauer: ca. 3 Minuten) 

Vielleicht steht das Out In The Green Garden-Festival im Kontrast zum anderen Frauenfelder Pop-Musik-Festival, dem berühmten Openair Frauenfeld. Dieses gilt als grösstes Hip Hop-Festival Europas und die Stadt befindet sich bei den rund 100’000 Besucher:innen im Ausnahmezustand. 

Viel ruhiger geht es das OITGG an. Es spricht wohl grossteils auch ein anderes Zielpublikum an. Für die Menschen aus der Region zählt das Out In The Green Garden zu einem der schönsten Festivals im Thurgau.

Warum ist das so? Immerhin ist ein Vorsatz des Bookings, dass Künstler:innen nicht extra eingeflogen werden, denn das ganze Festival setzt auch Nachhaltigkeit und einen rücksichtsvollen Umgang mit Mensch und Natur. Es sind nicht die grossen internationalen Stars auf der Bühne, die die Menschen am OITGG glücklich machen, sondern viel eher die DIY-Kultur, das Regionale, das Kreative.

 

Handgemacht und mit viel Liebe: Das Out In The Green Garden Festival. Bild: Livia Gamper

Inklusionsprojekt eröffnet seit jeher das Festival

In diesem Jahr lockt das charmante Festival vom 1. bis 3. August in den Murg-Auen-Park. Eröffnet wird es seit seinen Anfängen stets von der Band Funkesprung, ein Inklusionsprojekt mit Musiker:innen aus verschiedenen Thurgauer Institutionen. Funkesprung spielt am Freitag um 16 Uhr auf der Hauptbühne. 

Gewachsen ist das OITGG aus dem Sommerfest des Vereins KAFF, Kulturelle Arbeit für Frauenfeld. „Ab 2012 fand es zunächst im Botanischen Garten im Frauenfelder Zentrum statt“, sagt Joel Introvigne, der dieses Jahr die Pressearbeit für das Festival übernimmt. 2016 löste sich das OITGG vom Kaff und gründete einen eigenen Verein Out In The Green Garden. Seitdem hat das Festival seinen Platz im damals noch neuen Murg-Auen-Park gefunden.

Auch wenn es kein Hip Hop-Festival ist, steht der Freitag eher im Zeichen der Rap-Musik. Aus Deutschland stammt die Rapperin Vita. I never took my Ritalin klingt am Freitagabend nach einer spannenden Show in der Zeltbühne im Murg-Auen-Park: „Komplexe Arrangements und schöne Melodien werden von primitiven Beats und absurden Texten zerstört.“ Über den Schweizer Hip Hopper LCone heisst es im Pressetext: „Er ist der Peach Weber des Raps“.

 

Rave durch die Nacht oder Day-Dance

Ab Mitternacht ist auf dem Gelände Murg-Auen-Park Ruhe angesagt. Wer weiter feiern will, kann dies Freitag- und Samstagnacht zwischen 23 und 6 Uhr beim Rave unter der Brücke tun, die über die Militärstrasse führt, was als Gelände-B bezeichnet wird.

Alle, die den Tag der Nacht vorziehen, oder sowieso zu allen Zeiten tanzen wollen, finden dazu Gelegenheit beim Day-Dance an der Strandbühne. Sie befindet sich zur Murg hin, unterhalb vom Pavillon.

Der Samstag ist eher dem Rock gewidmet, mit Indie, Alternativ, Punk und Ska-Tönen. Zum Beispiel spielen dann Entropy Hill, vier Musiker:innen aus Zürich, bei denen „Gerüchten zufolge nicht nur ihre Eltern finden, dass sie ziemlich gut sind“, so der Ankündigungstext. Die Alternativ Rock-Band ist auf jeden Fall familientauglich, mit eingängigen Melodien. 

Familienfreundlichkeit ist ebenfalls ein Anspruch, den das OITGG bedienen möchte, weswegen es tagsüber auch Rahmenprogramm gibt, unter anderem für Kinder, mit Schminken, Theater, Clowns, Live-Painting, Badestrand und Flohmarkt.

 

Das Rahmenprogramm spricht vor allem Familien an. Bild: Beni Blaser

Schlichter Rotz-Punk und queerer Reggaeton

Wenn die Kinder schon im Bett sind, kommen wieder die härteren Riffs zum Klingen, wie bei der Schweizer Punk-Band Hothotschrott: „Musik für die Mittelstandsverwahrlosung. Kein Song länger als er sein muss. Roh, süss und derb. Pöbeln aber lieb gemeint.“

Chocolate Remix tritt am Samstag als Haupt-Act auf mit queer feministischem Reggaeton: „Mit ihrem lesbian Reggaeton stellt Chocolate Remix die alt-Herr-gebrachten Inhalte des Reggaeton auf den Kopf, schlägt sie mit Humor und ihren eigenen Waffen“: So wird die Band im Line-up vorgestellt, weil auch Geschlechtergerechtigkeit beim Booking ein wichtiges Thema ist.

 

Synergien mit dem Festival „Sichtfeld“

Dass trotz des Vorsatzes, keine Bands von Weither zu engagieren, neben den vielen Schweizer Künstler:innen auch mal internationale Acts auf der Bühne stehen, hängt damit zusammen, dass das OITGG-Booking eng mit dem Aargauer Sichtfeld-Festival zusammenarbeitet, das zeitgleich im Fricktal stattfindet. „Beide Vereine sprechen sich beim Buchen der Bands ab“, erklärt Joel Introvigne, sodass sie von einer kürzeren Anreise profitierten.

Am Sonntagnachmittag gibt es mit Luksan Wunder Satire auf der Hauptbühne, Rock mit den Wise Fools aus Bern, bevor das Saint City Orchestra mit Irish Folk den Abschluss des Festivals im Grünen bildet.

 

Helfer:innen können sich über Portal melden

2025 ist die 13. Ausgabe des OITGG. Die Besucherzahlen betragen etwa 1000 Gäste pro Tag, wobei der Eintritt nach dem Pay what you want-Prinzip auf Spendenbasis kassiert wird. Im vergangenen Jahr seien durch die Spenden 40 000 Franken zusammengekommen, sagt Joel Introvigne. 60 000 Franken zahlen Kanton, städtische und regionale Kulturförderinstitutionen, insgesamt 140 000 Franken muss der Verein stemmen. Einnahmequelle ist neben dem Eintritt natürlich auch Bar und Verpflegung. Dabei liegt das Augenmerk ebenfalls auf Regionalität. Um die Ressourcen zu schonen, werden nur vegetarische Speisen angeboten, zum erschwinglichen Preis, damit das Festival für alle bezahlbar bleibt.

Um Niederschwelligkeit zu ermöglichen, braucht es viele freiwillige helfende Hände. Mithelfen können alle, unabhängig von einer festen Vereinsmitgliedschaft. Am 28. Juli starten die Aufbauarbeiten im Murg-Auen-Park. Das rund 15-köpfige Organisationsteam freut sich noch über kurzentschlossene Helfer:innen, die sich über eine Plattform für sämtliche Tätigkeiten, vom Bühnenaufbau über Kochteam, anmelden können.

Das komplette Line-up für den Murg-Auen-Park, Day-Dance und Rave ab 18 Jahren.

 

Smith and Smart alias Altes Haus aus Berlin kommen auch 2025 wieder nach Frauenfeld. Bild: Beni Blaser

 

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