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von , 20.01.2023

Wie Neues in der Musik entsteht

Wie Neues in der Musik entsteht
Soundcheck und Vorbereitung: Fabian Ziegler vor seinem Auftritt auf der weltgrössten Messe für Perkussionist:innen in Indianaplois im November 2022. | © Alexander Ponet

Fabian Zieglers «Tournee-Tagebuch», Teil 4: Tausende von Perkussionist:innen treffen sich jedes Jahr auf einer Messe im amerikanischen Indianapolis. Was genau passiert dort? (Lesedauer:ca. 3 Minuten)

Was machen wohl tausende von Perkussionisten auf einem grossen Messegelände mit unglaublich vielen Instrumenten darin? Das ist die Percussive Art Society International Convention (PASIC) in Indianapolis, USA.

Vergangenen November hatte ich die tolle Möglichkeit, als einer der wenigen europäischen Künstler bei PASIC eine Clinic/Performance zu geben. Was man sich unter sowas vorstellen soll?

Zeitgenössische Werke auf internationaler Bühne präsentieren

In den letzten Jahren habe ich mich sehr intensiv mit diversen Projekten und Komponisten auseinandergesetzt. Zusammen mit diesen Komponisten, habe ich mir das Ziel gesetzt, verschiedene Werke für Schlagwerk Solo in Auftrag zu geben und diese auf internationalen Bühnen zu präsentieren. Genau über diese Arbeit habe ich mit den zahlreichen Besucherinnen und Besucher geredet – und dabei diverse Werke präsentiert und gespielt.

Aber zuerst einmal zurück zum Anfang.

Im Frühling 2022 öffnete die Anmeldung für die diesjährige PASIC 2022 – Perkussionistinnen und Perkussionisten aus der ganzen Welt hatten die Möglichkeit sich mit einem Programm, einem Thema, einer Vorlesung zu bewerben.

Dabei habe ich mich gefragt, was ich den tausenden von Perkussionistinnen und Perkussionisten gerne präsentieren möchte. Und das oben erwähnte Thema, war mir sehr passend, speziell genug und ich dachte mir, dass es für die Besucherinnen und Besucher interessant sein wird. Im Juli war es dann soweit – die Künstler wurden kontaktiert und ich war einer der Auserwählten.

Video: Einblicke in die Messe

Neue Instrumente, neue Ideen

Am 9. November 2022 starte ich also von Zürich, fliege nach Chicago und fahre von da rund 4 Stunden mit dem Auto nach Indianapolis. Es ist wundervoll, dort angekommen, viele alte Freunde zu treffen und neue Freunde zu finden.

An meinem freien Tag stöbere ich in der Ausstellung der vielen Schlagzeughersteller – und treffe da auch wieder die Personen von Adams Percussion aus Holland, mit welchen ich zusammenarbeite.

Es ist spannend diese vielen neuen Innovationen, die neuen Ideen zu sehen und verschiedene Instrumente auszuprobieren. Aber nun ziehe ich mich in mein Hotelzimmer zurück, in welchem ich die letzten Vorbereitungen für meine Clinic/Performance mache.

Die Zweifel des Künstlers: Habe ich an alles gedacht?

Nun steht der grosse Tag an. Gleich vor meiner Clinic findet im gleichen Raum noch ein anderes Konzert statt. Ich lausche gespannt der Musik, welche ein amerikanischer Perkussionist präsentiert – obwohl mein Kopf natürlich schon bei meiner Vorlesung ist. Habe ich an alles gedacht? Läuft alles richtig auf meinem Computer? Wird mir die Elektronik einen Strich durch die Rechnung machen?

Endlich ist es soweit und ich kann anfangen meine ganze Technik aufzubauen – natürlich ist das immer stressig. Ich bin an einem anderen Ort, in einem Land, in dem nicht mal die Steckdosen die gleichen sind und ich bin auf diverse Technik angewiesen um meine Elektronik, welche zu den Werken läuft, abspielen zu können.

Mein Interface läuft, der Computer läuft, auf meinen Kopfhörer höre ich den Klang des Zuspielbands und alles ist eingesteckt. Nun natürlich noch ein kleiner Soundcheck für die Balance im Raum mit dem Vibraphon und der Elektronik und dann geht es schon los.

 

Volle Konzentration: Fabian Ziegler bei seinem Auftritt in den USA. Bild: Alexander Ponet

Die Nervosität steigt

In solchen Momenten, in denen die Nervosität steigt, mich der Speaker vorstellt und ich bald auf die Bühne laufen werde, versuche ich stehts ruhig zu bleiben, tief durchzuatmen und es einfach zu geniessen. Und nach einigen Minuten auf der Bühne komme ich auch oft in den Modus. Die Leute hören gespannt zu und applaudieren jeweils nach den gespielten Werken.

Dazwischen spreche ich für mich wichtige Themen an und spreche über die Arbeit mit den Komponisten und auch meine Erfahrung damit, welche ich in den letzten Jahren sammeln konnte. Und dann ist dieser Event auch schon vorbei. Die Technik wird eingepackt und ich kann mich mit den diversen Leuten austauschen.

Wozu dieser ganze Aufwand?

Aber für was ist denn diese Messe überhaupt gut? Bezahlt wird einem dafür nichts, Kosten entstehen durch Reise und Unterkunft und es sind auch nicht Orchester Intendanten oder Veranstalter da, die einen nächsten Auftritt ermöglichen können.

Die Perkussionsszene ist eine ganz besondere. Es geht, wie bei vielen anderen Berufen auch, nichts ohne ein gutes Netzwerk. Es ist also ein Anlass, an welchem ich gleichgesinnte und gleichermassen interessierte Leute treffe und mich mit ihnen austauschen kann.

 

Auf der Bühne: Fabian Ziegler auf der Percussive Art Society International Convention (PASIC) in Indianapolis, USA Bild: Alexander Ponet

Lernen von den Anderen

Viele kommen aus verschiedenen Ländern, einige unterrichten zum Beispiel an einer Universität oder haben spannende eigene Projekte. Das Netzwerken mit diesen Schlagzeugern finde ich extrem spannend und hilft mir auch als Musiker in andere Länder zu kommen und stetig auch andere Spielstile zu sehen, dazu zu lernen und sich inspirieren zu lassen.

Für mich war dieser Anlass wieder eine sehr spannende Reise und ich freue mich nun darauf mit voller Energie ins neue Jahr und in neue Abenteuer zu starten.

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