von Inka Grabowsky, 31.01.2017
Blechbläser mit Witz

Die Brassband „Unglaublech" – bestehend aus sieben Blechbläsern und einem Schlagzeuger – bereitet ihr fünftes Programm vor. Das Publikum erwartet eine einzigartige Mischung aus Jazz, Pop und Show. David Rufer, Posaunist der Band, stammt aus dem Thurgau.
Von Inka Grabowsky
„Acht wie Blech und Schwefel" lautet das Motto diesmal – nach Titeln wie „Jetzt wir", „Irrsinn 2.0" „Das dritte Streich" und „Buabunmukaku" (Bunter Abend mit unterhaltender Musik, Kaffee und Kuchen) ein geradezu konventioneller Programmname. Unkonventionell bleibt die Musikpräsentation der acht Männer. Sie spielen nach eigenen Angaben alles, was das Publikum begeistert und die Stimmung hebt. Mit dabei ist der Posaunist David Rufer aus Ellighausen. Er hat lange bei der Jugendmusik Kreuzlingen gespielt und wusste deshalb, wo der ideale Raum für die Premiere zu finden war: „Der Saal im Dorfzentrum Bottighofen hat durch das viele Holz eine gute Akustik und ausserdem genau die richtige Grösse," sagt er. Und so gibt sich die Band zunächst am Bodensee die Ehre, bevor sie zu Konzerten im Aargau, in Luzern, Graubünden, Zürich, Schwyz und St. Gallen weiterfährt.
So klingt die Combo live
Die Band besteht aus Profimusikern, die allerdings alle noch einen zweiten Beruf als Musiklehrer, Dirigent oder angestellter Musiker haben. „Von Unglaublech zu leben geht noch nicht", sagt David Rufer. „Es ist für uns alle ein Herzenprojekt, und es ist eindeutig schon mehr als ein Hobby." Für ihre Show verlangen sie keinen Eintritt. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir über eine Kollekte auf etwa die gleichen Einnahmen kommen. Unsere Zuhörer sind recht grosszügig, nachdem sie uns erlebt haben." Ausserdem gibt es einen Gönnerverein, der die Arbeit des „Vereins Harmonie Unglaublech" fördert. Sogar ans Merchandising haben die Profis gedacht. Sie verkaufen T-Shirts mit ihrem Hashtag „#MakeBlasmusikGreatAgain". „Da wir in keine Schublade genau passen, ist es nicht leicht an Fördergelder zu kommen", meint Rufer. „Blasmusik wird eben immer noch mit Bratwurst und Festzelt assoziiert – das ist aber nicht das, was wir machen."
Die Band hat eine rasante Entwicklung hinter sich
Inzwischen, beim fünften Programm, kenne man die Band. Rufer selbst ist seit gut zwei Jahren dabei. Das Debut im Herbst 2013 ging auf eine Idee von Sepp Zürcher zurück. Der Tuba-Spieler träumte von einem Engagement auf einem Kreuzfahrtschiff: „Ferien und warmes Essen umsonst. Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden", heisst es in der Legende, die die Gruppe auf ihrer Homepage verbreitet. Zu dem Zweck suchte er sich Gleichgesinnte und probte ein sehr breites Repertoire an Unterhaltungsmusik. Doch schon nach dem ersten Programm verselbständigte sich die „Unglaublech"-Idee. Mit jedem Programm gab es weniger Ländler, weniger Polka und mehr Unerwartetes, Eigenes. „Beim neuen Programm spielen wir jetzt zum Beispiel ein Stück, das der Zürcher Posaunist Florian Weiss extra für uns komponiert hat."
Gute Musik spielen viele, aber nur wenige präsentieren sie so unterhaltsam wie „Unglaublech". Die Musiker sitzen nicht statisch hinter Notenpulten, sondern spielen auswendig, so dass sie auch kleine dramatische Einlagen bringen können. Für das neue Programm haben sie sich Szenen im Manier eines Neo-Western ausgedacht. Sie werden derzeit bei den Proben entwickelt. „Wie versuchen, jedes Klischee mitzunehmen. Auf jeden Fall bilden die Szenen einen roten Faden, der durch das musikalische Programm führt." Das kann heiter werden – jedenfalls, wenn alles klappt wie am Schnürchen. „Sehr nervös sind wir nicht", so Rufer, „wir sind voller Vorfreude." Das dürfte den Fans ebenso gehen.
Unglaublech, Premiere von „Acht wie Blech und Schwefel" am Samstag, 4. Februar um 20 Uhr im Saal Dorfzentrum in Bottighofen. Eintritt frei.
Weitere Termine ausserhalb des Thurgaus unter https://www.unglauble.ch/aber-wann/

Von Inka Grabowsky
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