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Das beliebteste Museum des Kantons

Das beliebteste Museum des Kantons
Welches ist das besucherstärkste Museum des Thurgau? Eine aktuelle Statistik gibt Aufschluss darüber für welches Haus es 2021 Konfetti regnete. | © Canva

Jedes Jahr ermittelt das Statistikamt des Kantons die besucherstärksten Museen. Auf Platz 1 lag 2021 ein Haus, das schon häufiger die Rangliste anführte. Und das ist nicht das einzige interessante Ergebnis der aktuellen Statistik. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)

Über die Bedeutung von Besucher:innen-Zahlen für Museen wird seit Jahren gestritten. Während die einen vor einer Quotenfixierung warnen, mahnen die anderen, ohne eine konsequente Orientierung an den Bedürfnissen des Publikums könnten Museen nicht überleben.

Grundsätzlich gilt: Museen haben einen öffentlichen Auftrag der Wissensvermittlung und sollten somit immer daran interessiert sein, möglichst viele Menschen mit ihren Angeboten zu erreichen.

Aber es macht einen Unterschied, ob ein Museum auf die Eintrittsgelder finanziell angewiesen ist oder ob es unabhängig davon agieren kann, weil die Gelder regelmässig von der öffentlichen Hand kommen.

Mit Zahlen kann man Öffentlichkeitsarbeit machen

Gleichwohl schielen alle regelmässig auf diese Zahlen, weil sie trotz aller Beschwichtigungen eine relevante Grösse für die Arbeit in einem Museum ist: Sie geben Aufschluss über die Entwicklung eines Hauses. Und: Mit Zahlen kann man Öffentlichkeitsarbeit machen: Gegenüber den Besucher:innen, aber auch gegenüber der Politik.

Das kantonale Statistikamt veröffentlicht regelmässig solche Besucher:innen-Zahlen, die aktuellsten stammen für alle Museen im Kanton aus dem Jahr 2021. Demnach war im vergangenen Jahr das Kunstmuseum Thurgau/Ittinger Museum mit mehr als 23’000 Besucher:innen das besucherstärkste Museum des Kantons. Übrigens nicht zum ersten Mal: Auch 2020 und 2019 lagen die Museen in der Kartause Ittingen ganz vorne.

 

Die Gründe für den Erfolg des Kunstmuseums

Die Gründe für den Erfolg fasst Museumsdirektor Markus Landert auf Nachfrage so zusammen: „Wir haben was zu sagen und tun dies so attraktiv wie möglich.“

Was er genau damit meint erläutert der Museumsdirektor so: „Mit präzis gewählten Themen, einer wissenschaftlich hochstehenden Aufbereitung und professionellen Inszenierungen schaffen wir Angebote, die ein Publikum weit über den Thurgau hinaus zu faszinieren vermögen. Und nicht zuletzt versuchen wir unsere Museen breit zu vermitteln.“

Die Rolle des Standorts

Zudem spiele der Standort in der Kartause eine grosse Rolle. „An zeitgenössischer Kunst Interessierte finden ebenso anregende Angebote wie Personen, die sich für das Klosterleben und die Geschichte des Ortes interessieren oder aber Genusssuchende, die etwas Ruhe und ein gutes Essen schätzen“, so Landert auf Nachfrage von thurgaukultur.ch

Übrigens: Nur zum Vergleich: Schweizweit sind die 23’000 Besucher:innen in den Ittinger Museen ein mittelmässiger Wert. Das Bundesamt für Statistik zählt Museen mit Eintritten bis zu 49’999 zu „Museen mit mittlerer Besucherzahl“.

 

„Wir haben was zu sagen und tun dies so attraktiv wie möglich.“

Markus Landert, Direktor Kunstmuseum Thurgau/Ittinger Museum, zum Besuchererfolg seines Hauses (Bild: Inka Grabowsky)

50’000 Besucher:innen fehlen im Vergleich zu Vor-Corona-Jahren

Interessant an der neuen Thurgauer Statistik ist auch - die kantonalen Museen, die mit Abstand am besten finanziell ausgestattet sind, geben nicht in allen Kategoreien den Ton an.

Es gibt neue Player, die sich selbstbewusst und mit innovativen Ideen ihren Platz in der Rangliste erkämpfen. So liegen das MoMö in Arbon und die Autobau Erlebniswelt in Romanshorn vor kantonalen Häusern wie dem Natur- oder Historischen Museum. Insgesamt gibt es derzeit im Thurgau mehr als 70 Museen und Sammlungen.

Betrachtet man die Gesamtzahlen, dann deutet sich eine langsame Erholung nach der Corona-Delle an: 2021 kamen wieder mehr Besucher:innen in die Thurgauer Museen als noch 2020. Allerdings liegt die Zahl der Eintritte mit 159’429 Besuchen noch klar unter dem Wert von vor Corona (2019: 210’976).

Ein Blick auf die Entwicklungen in den kantonalen Museen seit 2017 zeigt: Alle fünf Museen haben diese Corona-Delle erlitten bei den Besucher:innen-Zahlen, sie ist jedoch unterschiedlich stark ausgeprägt.

 

 

Gesamtschweizerische Entwicklung der Museumslandschaft

2020 zählte das Bundesamt für Statistik in der Schweiz 1053 Museen. Das sind 75 weniger als 2019. Grund für diesen Rückgang war laut Amt die pandemiebedingt meist vorübergehende Schliessung der Museen. Die Zahl der Museen nahm im Vergleich zum Vorjahr in allen Sprachregionen ab, am stärksten in der italienischen Schweiz (–13%), gefolgt von der Deutschschweiz (–7%) und der französischen Schweiz (–2%).  

 

Einbruch der Anzahl Eintritte: 2020 verbuchten die Schweizer Museen laut Bundesamt für Statistik insgesamt 8,1 Millionen Eintritte. Gegenüber 2019 (14,2 Millionen Eintritte) entspricht dies einem Rückgang von 43 Prozent. Die Anzahl Museen mit hoher Besucherzahl, das heisst mit mindestens 50 000 Eintritten, hat sich praktisch halbiert (2020: 32 Museen; 2019: 60). Die durchschnittliche Anzahl Eintritte pro Museum verringerte sich mit einem Minus von 48 Prozent in der französischen Schweiz am stärksten (Deutschschweiz: –35 Prozent). Diese Entwicklung spiegelt sich in der durchschnittlichen Anzahl Öffnungstage pro Museum wider, die in der französischen Schweiz (–32 Prozent) deutlich stärker zurückgegangen ist als in der Deutschschweiz (–21 Prozent). (Grafik: Taschenstatistik des Bundesamt für Kultur 2022; alle Daten gibt es hier: https://www.bak.admin.ch/bak/de/home/themen/kulturstatistiken.html#-154783136 

 

 

Ausbau des digitalen Angebots: Die Pandemie hatte auch andere Folgen: 2020 wendeten die Museen laut Bundesamt für Statistik mehr Zeit für die Pflege und die Weiterentwicklung ihres Internet-Auftritts auf. Bei 40 Prozent der Museen nahm der Arbeitsaufwand für die Website zwischen 2019 und 2020 zu. Über ein Drittel der Museen (36 Prozent) investierte in diesem Zeitraum auch mehr Zeit für die sozialen Medien.

 

Museen können auf verschiedene Arten im Internet präsent sein. Einige Formate werden von den Museen stärker genutzt als andere. Die vier häufigsten waren sowohl 2019 als auch 2020 der Versand von Newslettern (56 Prozent der Museen im Jahr 2020), die Online-Publikation von Werken in Form von Bildern oder Slideshows (43 Prozent), die Kommunikation über museumsinterne Tätigkeiten (41 Prozent) und die Bereitstellung von Videoinhalten (35 Prozent). 

 

Ein Teil der Museen, die 2020 solche digitalen Angebote zur Verfügung stellten, hat das Angebot im Pandemiejahr verstärkt. Die grösste Zunahme ist bei den Videoinhalten zu beobachten. Rund ein Viertel der Museen (26 Prozent) baute ihr Angebot in diesem Bereich aus. 23 Prozent erhöhten die Zahl der im Internet veröffentlichten Werke, 22 Prozent schalteten zusätzliche Infos zu den Arbeiten hinter den Kulissen des Museums auf und 18 Prozent versendeten mehr Infomails als im Vorjahr. 

 

(Quelle: Bundesamt für Statistik https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kultur-medien-informationsgesellschaft-sport/kultur/museen/besuche-kulturvermittlung.html)

 

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