von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 15.07.2019
Schiesser-Areal: Bald mehr Platz für Kultur hier?
Seit Jahren ringt die Stadt Kreuzlingen um ein neues Kulturzentrum. Jetzt zieht sich die Firma Schiesser von dem Areal zurück. Das könnte dem Projekt neue Entwicklungschancen bieten.
In einer Medienmitteilung am Montagnachmittag erklärt die Stadt Kreuzlingen die neue Lage am Schiesser-Areal: «Die Schiesser Schweiz AG verlegt ihren Sitz Ende 2019 nach Zürich. Somit werden im Schiesser-Areal 500 Quadratmeter Büro- und Gewerbefläche frei», so die Mitteilung. Demnach habe das Unternehmen die Stadt Kreuzlingen über ihren Wegzug erst kurz vor den Sommerferien informiert. Die Kündigung der Büro- und Gewerbeflächen sei überraschend gekommen, heisst es weiter. Wer nun hoffte, dass die zusätzlichen Flächen künftig kulturell bespielt würden, wird allerdings enttäuscht. Denn: Die Stadt Kreuzlingen will weiterhin an einer gemischten Nutzung des Areals festhalten, Gewerbe und Kultur sollen also weiterhin nebeneinander existieren können. Hintergrund dafür ist auch die Wirtschaftlichkeit des Projektes.
Nach den Sommerferien will die Stadt Kreuzlingen als Eigentümerin und Verwalterin des gesamten Areals die 500 Quadratmeter die frei gewordenen Büro- und Gewerbefläche zur Vermietung ausschreiben, heisst es weiter in der Mitteilung. Derzeitige Mieter sind – neben der Schiesser AG mit ihren Büro- und Konfektionsräumen – der Kunstraum der Thurgauischen Kunstgesellschaft sowie ein Architekturbüro. Verschiedene Büroräume und Ateliers stehen für eine kurzfristige Nutzung zur Verfügung. Seit 2018 läuft der Pilot des Testbetriebs «Kult-X», der die nötigen Erfahrungswerte im betrieblichen und finanziellen Bereich liefern soll. Die Resultate fliessen ins Betriebskonzept ein. «Ziel ist es, bis im Jahr 2021 mit den Kreuzlinger Kulturschaffenden ein Kulturzentrum aufzubauen», so die Stadt in ihrer Mitteilung.
Nach der Sommerpause soll das Projekt in den Stadtrat gehen
Die Stadt hatte erst in diesem Jahr die bisherigen Zuschüsse (50.000 Franken Miete, 20.000 Franken Programmation) um weitere 20.000 Franken erhöht. Dieses Geld soll aber nicht nur in das Programm fliessen, sondern auch für die Instandsetzung der Infrastruktur im Gebäude genutzt werden. Das bestätigte Dorena Raggenbass, zuständige Stadträtin für Erziehung und Kultur, bereits im Februar. Erste Grobvorschläge von den Architekten zur Nutzung der einzelnen Räume erwartete sie damals bis zum Sommer. Nach der Sommerpause soll das Thema dann „verfeinert und mit definierten Kosten“ in den Stadtrat gehen. „Unser Ziel ist es auch, das Ganze im Laufe dieses Jahres noch im Gemeinderat zu behandeln“, so Raggenbass auf Nachfrage. Wenn die Kosten definiert seien, sei auch absehbar, wie der weitere politische Weg des Projektes sei und ob beispielsweise eine Volksabstimmung notwendig werde.
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