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Schlagende Verbindung

Schlagende Verbindung
Rising Star am Ostschweizer Schlagzeuger-Himmel: Fabian Ziegler aus Matzingen an seinem Marimbaphon. | © Ana Hoffmann

2017 lief gut für den jungen Schlagzeuger Fabian Ziegler. Es gab Preise, Auszeichnungen und Konzerte mit dem Schlagzeug-Superstar Martin Grubinger. Was kann da noch kommen? Eine Tournee durch die USA zum Beispiel.

Von Michael Lünstroth

Manchmal muss man gar nicht gross reden. Dann weiss man einfach, dass man füreinander bestimmt ist. So war das auch bei Fabian Ziegler und dem Schlagzeug. Als kleiner Bub sass er bei seinem Cousin zum ersten Mal an dem Instrument. Ab da war die Sache klar: „Das hat mir zugesagt, es hat einfach gepasst. Von da an wollte ich kein anderes Instrument mehr spielen“, sagt der heute 22-jährige Matzinger. Für ihn läuft es gerade nicht schlecht. Im vergangenen Sommer hat er sein Bachelor-of-Arts-Studium in Zürich abgeschlossen, im Dezember wurde er zum zweiten Mal nach 2015 mit dem Studienpreis der Migros-Kulturprozent ausgezeichnet und noch im selben Monat wurde auch bekannt, dass die Kulturstiftung des Kantons Thurgau eine neue Konzertreihe des Perkussionisten unterstützt. Wenn man so will, ist Fabian Ziegler gerade der aufsteigende Stern am Ostschweizer Schlagzeuger-Himmel.

Im Alter von 9 Jahren hat er angefangen, Schlagzeugunterricht zu nehmen. Zur Musik war er über seinen Vater gekommen. Der ist Dirigent im heimischen Blasorchester. Musik spielte im Hause Ziegler immer eine Rolle. Für den jungen Fabian vor allem das Schlagzeug: „Mich hat das Spielen auf dem Instrument von Anfang an fasziniert“, sagt er. Schon mit 14 oder 15 Jahren, also exakt in jenem Alter, in dem die meisten anderen Jugendlichen mit allem Möglichen ausser Zukunftsplanung beschäftigt sind, habe er gewusst, dass er Schlagzeug studieren wolle. Das Ziel war also klar, aber wie dahin kommen? 

Hochkonzentriert: Fabian Ziegler bei einem seiner Auftritte.Hochkonzentriert: Fabian Ziegler bei einem seiner Auftritte. Bild: Akvile Sileikaite

Weil man ja nie weiss, ob sich das mit der Musik am Ende wirklich ausgeht, schafft sich Fabian Ziegler erstmal einen Plan B: Er absolviert eine kaufmännische Ausbildung. Erst danach kommt das, was er wirklich will - die Musik. 2014 wird er an der Zürcher Hochschule der Künste angenommen - und studiert drei Jahre unter anderem beim aktuellen Superstar der Perkussionisten Martin Grubinger. Die Grundlage ist gelegt, aber der 22-Jährige will mehr. Er  bildet sich auch jenseits des Studiums immer weiter in internationalen Meisterkursen, spielt Konzerte und wird für seine Mühen durchaus belohnt: 2015 erhält der Thurgauer erstmals den Studienpreis des Migros Kulturprozent für seine aussergewöhnlichen, solistischen Darbietungen am Instrumentalmusik Wettbewerb des Migros Kulturprozent. Seit März 2017 ist er Stipendiant der Friedl-Wald Stiftung. Ebenfalls in dieser Zeit spielt er diverse Konzerte mit dem Percussive Planet Ensemble von Martin Grubinger. Im August 2017 spielte Fabian Ziegler als Solist am 32. Davos Festival – young artists in concert. Im Dezember 2017 erhielt er ein weiteres Mal den Studienpreis des Migros Kulturprozent und wurde in die Konzertvermittlung von Migros Kulturprozent aufgenommen. 

Lieber Solo- als Orchestermusiker

Genug hat Fabian Ziegler deswegen noch lange nicht: „Musik ist das, was ich machen will. Ich möchte dem Publikum das Schlagzeug als Soloinstrument vermitteln. Da es sich leider noch nicht als Solist etabliert hat, nehme ich mir dies zur Aufgabe“, sagt Ziegler. Sein Ziel: „Ich strebe eine Karriere als Solo- wie auch Kammermusiker an und möchte mit speziellen Projekten das Publikum mitreissen und begeistern.“ Der nächste Schritt auf dem Weg führt ihn wieder an die Hochschule: Seit September vergangenen Jahres arbeitet er an seinem Solisten-Diplom oder wie es offiziell heisst, dem Master Of Arts In Music, Specialized Performance Solist, ebenfalls an der Zürcher Hochschule der Künste. Auch sonst könnte 2018 ganz spannend für den jungen Musiker werden. Im Mai will er für zwei Wochen auf eine kleine USA-Tournee gehen. Geplant sind Gigs in New York (unter anderem in der Carnegie Hall) und in der Nähe von San Francisco. „Es wäre grossartig, wenn das klappen würde. Wir arbeiten noch an der Finanzierung, aber ich bin zuversichtlich, dass es funktioniert“, sagt der 22-Jährige. Im November will er sich dann noch mal mit Kollegen messen - Ziegler tritt beim Tromp-Wettbewerb in Eindhoven an, er gilt als einer der wichtigsten internationalen Wettbewerbe für junge Schlagzeuger.

Fabian Ziegler möchte mit seinen Konzertprogrammen das Herzstück seines Instruments zeigen: die Vielseitigkeit. Sehr gerne spielt er Werke von noch nicht sehr bekannten und jungen Komponisten und setzt sich so für die Erweiterung des Repertoires ein, darunter neue Schlagzeugkonzerte des Komponisten Thomas Trachsel oder von Gareth Farr, die im Jahr 2020 erscheinen. Liest man Fabian Zieglers Werdegang, dann klingt das alles ziemlich zielstrebig und nach einer stetigen Aufwärtsbewegung. Ob es irgendwann auf dem Weg auch mal Zweifel gab, ob das alles richtig ist? „Ich habe nie überlegt, ob das richtig ist, aber natürlich hatte ich auch die Momente, in denen ich mich gefragt habe, ob ich es schaffen kann, wirklich von der Musik zu leben“, sagt der 22-Jährige. Aber Musik sei eben das was er machen wolle. „Wie gross der Erfolg am Ende wird, kann ich ohnehin nur begrenzt beeinflussen. Deshalb mache ich jetzt einfach mal. In zwei bis drei Jahren wird man sehen, in welche Richtung es gehen kann“, ist Fabian Ziegler überzeugt.

Termin: Fabian Ziegler live kann man am Sonntag, 25. Februar, 17 Uhr, in der Evangelischen Kirche in Matzingen hören. Alle weiteren künftigen Konzerttermine gibt es hier im Überblick

Video: So klingt Fabian Ziegler live

www.fabianziegler.ch

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