von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 16.06.2020
Unsere Tipps der Woche

Mehr Mut tut gut: Warum Kulturpolitik mehr Courage braucht und wo Live-Kultur schon wieder regelmässig stattfindet.
Wenn gegen Ende des Jahres mal wieder jenes Wort gewählt wird, welches dieses seltsame Jahr am besten beschreibt, dann dürfte der Begriff „Systemrelevanz“ relativ weit vorne landen. Kurz hinter Corona und Covidioten. Vereinfacht gesagt sind systemrelevante Dinge vor allem solche, die das System am Laufen halten und deren Ausfall ein Kollabieren des Systems (die gesamte Gesellschaft oder Teile davon) beschleunigen würde.
Ist Kultur in diesem Sinne systemrelevant? Eine der schönsten Antworten darauf, hat der Schauspieler und Regisseur Giuseppe Spina in unserem Video-Interview mit ihm gegeben: „Wir sind die Landwirte der Seelen der Menschen. Unsere Aufgabe ist es, die Seelenlandschaft zu pflegen. Natürlich sind wir systemrelevant“, sagte Spina gefragt zur Rolle der Kultur in unserer Gesellschaft. Es sei doch ganz einfach zu beobachten: „In Städten in den Kultur stattfindet, begegnen sich die Menschen anders“, so der Schauspieler und Mitbegründer der Frauenfelder Theaterwerkstatt Gleis 5.
Sätze, die man sofort notieren möchte
Es war einer von vielen Sätzen aus unserem Gespräch, die man sich sofort aufschreiben möchte. Um sie ja nicht wieder zu vergessen. Falls ihr den Livestream vergangene Woche verpasst habt, Ihr findet das Video jederzeit in unserem Magazin.
Dabei kann man ja durchaus darüber streiten, ob Kultur wirklich systemrelevant sein darf. Oder verliert sie am Ende so womöglich ihre Unabhängigkeit, wenn sie sich an der Erhaltung eines Systems beteiligt, das sie eigentlich von aussen beschreiben soll? Muss Kultur gar per se systemfeindlich sein? Spannende Debatte.
Welche Folgen die Corona-Pandemie am Ende wirklich für die Kulturbranche haben wird, ist derzeit kaum absehbar. Für den seit 12 Jahren geplanten Bau eines Kulturzentrums in Kreuzlingen bedeutet es jedenfalls einen gravierenden Einschnitt. Die Frage, ob die Kreuzlinger Politik nach der Corona-Zeit noch den Mut zu einer solchen Investition hat, kann man im Moment nicht verlässlich beantworten. Immerhin: Ganz aufgegeben hat man das Projekt noch nicht.
Traut euch! Ein Plädoyer für mehr Mut in der Politik
Trotzdem läuft es nicht richtig rund hinter den Kulissen. Warum und was genau die Probleme sind, habe ich in meiner Recherche „Aufbruch oder Stillstand?“aufgeschrieben. Dieser Text führte mich schliesslich auch zum Gegenstand der neuen Ausgabe meiner Kolumne „Die Dinge der Woche“. Es ist am Ende ein Plädoyer für mehr Mut in der Kulturpolitik geworden.
Kommt gut durch die Woche!
Herzlichst,
Michael Lünstroth

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