von Inka Grabowsky, 20.12.2017
Silvester-Ritual der bühni wyfelde

„Dinner für Spinner“ heisst das Stück, das in diesem Jahr den Fans der Weinfelder Schauspieler das Warten auf den Jahreswechsel verkürzen wird.
Von Inka Grabowsky
Seit rund dreissig Jahren führt die bühni wyfelde jeweils zu Silvester ein neues Theaterstück auf - immer sorgfältig inszeniert, mit opulentem Bühnenbild und hohem Unterhaltswert. Bereits vier Mal hat Walter Millns dabei Regie geführt, zuletzt 2011 bei der „Mausefalle“. Die Präsidentin des Vereins Martha Wechsler war zum Sommertheater in Schaffhausen gekommen, bei dem er mitgeholfen hatte. „Wir kamen ins Gespräch und wollten gern mal wieder was miteinander machen“, erzählt er. Simultan hätten sie sich dann auf die Suche nach einem passenden Stoff gemacht. „Jeder von uns hat bestimmt zehn Stücke angesehen und verworfen. Und dann rief sie an, in dem Augenblick, in dem ich gerade ein E-Mail schreiben wollte: Beide waren wir auf ‚Dinner für Spinner’ gekommen. Es ist lustig, aber nicht zu flach. Einfach gute Unterhaltung – das ist Bedingung bei einer Silvesterpremiere.“ Die Leiterin der aktuellen Produktion hatte zusätzlich noch ein weiteres Kriterium im Blick: „Wir haben mehr männliche Schauspieler als weibliche. Eigentlich würden wir gerne mal ein Frauenstück bringen, aber dazu fehlen uns die Darstellerinnen. Zum Ausgleich ist der Vorstand bei uns komplett weiblich besetzt“, sagt sie mit einem Lachen.
Video: Einblick in die Probenarbeit
Schmerzen, Liebeskummer, eine dräuende Steuerprüfung und einen Trottel (überzeugend verkörpert von Benjamin Heutschi) als Helfer: Eigentlich müsste der Pariser Verleger Pierre Brochant uns leidtun. Aber weil er alles andere als nett ist, hält sich das Mitleid Grenzen. Wer es fertig bringt, einen edlen Chateau Lafitte mit Essig zu versetzen, um seinen Reichtum gegenüber dem Steuerprüfer zu verschleiern, ist wahrhaft skrupellos. Thomas Götz hat diese Paraderolle übernommen: Die Rolle des unmoralischen Machtmenschen zu spielen bereitet ihm sichtlich Vergnügen. Gutmenschen seien ein wenig langweilig, meint er. Herausfordernd sei es allerdings, immer an den Hexenschuss zu denken, der seiner Figur zu schaffen macht. „Kurz zu spielen, dass der Rücken schmerzt, ist okay. Aber dranzubleiben und nie eine Bewegung zu machen, die Menschen mit Lumbago nicht machen können, das ist schwierig.“
Neue Version des "Dinners für Spinner“
Das Stück von Francis Veber wurde 1993 in Paris zum ersten Mal aufgeführt, 1998 wurde es auf Französisch verfilmt, 2010 auf Amerikanisch. Den Ostschweizer Regisseur kümmert das nicht: „Die Filme habe ich absichtlich nicht angeschaut. Unvoreingenommen geht es besser.“ Dafür hat er sich intensiv mit der französischen Originalfassung auseinandergesetzt: „Das Stück musste ich ein bisschen kürzen – die Franzosen reden ja gern und lange. Und auch den Schluss habe ich etwas angepasst. Es bleibt aber beim lustigen Nicht-Happy End.“

Die Rollenverteilung ist klar: Antine Haas als Ehefrau, Peter Wenk als Arzt und Thomas Götz als Hexenschusspatient. Bild: Inka Grabowsky
Walter Millns arbeitet als Regisseur meist mit Amateuren. „Das Ensemble der bühni wyfelde ist aber so professionell, dass die Darsteller wissen, worauf sie sich einlassen. Gleichzeitig sind sie eben noch so amateurhaft, dass sie ohne vorgefasste Meinung an das Stück herangehen.“ Seit dem Sommer laufen die Proben. Mindestens zwei Mal die Woche traf sich das Team. Als harte Arbeit habe sie das aber nie empfunden, sagt Antine Haas, die zum erstem Mal mit dabei ist und die Rolle der Ehefrau des Fieslings Brochant spielt. „Es macht einfach Spass“.
Alle Vorstellungen in Theaterhaus Thurgau am Bahnhof in Weinfelden. Tickets im Vorverkauf gibt es hier
Die Termine im Überblick:
31. Dezember 2017: 17.15 Uhr - Premiére
31. Dezember, 20.15 Uhr
5. Januar, 20:15 Uhr
6. Januar, 20.15 Uhr
7. Januar, 17.15 Uhr
12. Januar, 20.15 Uhr
13. Januar, 20.15 Uhr
14. Januar: 17.15 Uhr
18. Januar 20.15 Uhr
19. Januar 20.15 Uhr
20. Januar, 20.15 Uhr
21. Januar, 17.15 Uhr
25. Januar, 20.15 Uhr
26. Januar, 20.15 Uhr
27. Januar, 20.15 Uhr - Derniére

Walter Millns in der kunstvoll ausgestatteten Bühne. Bild: Inka Grabowsky

Lorena Soppelsa als Geliebte und Benjamin Heutschi als freundlicher „Spinner“ Francois Pignon. Bild: Inka Grabowsky

Von Inka Grabowsky
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