von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 25.03.2019
Romanshorn steigt in Museumspoker ein
Kaum hebt die Regierung den Planungsstopp beim Historischen Museum Thurgau auf, beginnt der Standort-Wettstreit der Städte. Auch Romanshorn will jetzt wieder mitmischen.
Das hat nicht lange gedauert: Am vergangenen Donnerstag hatte Regierungsrätin Monika Knill auf einer Medienkonferenz zur Zukunft der kantonalen Museen erklärt, sie finde es grossartig, dass sich so viele Städte um das Historische Museum reissen, vier Tage später, Montagmorgen, nimmt die Stadt Romanshorn den Ball auf und bringt sich per Medienmitteilung als neuen Standort für das Museum ins Spiel. „Unsere Stadtplanung hat die Ansiedlung des Historische Museums nie aus den Augen verloren, das Dossier wurde kontinuierlich à jour gehalten. Wir sind darum parat, dem Kanton einen Vorschlag mit fünf attraktiven Standorten an bester Lage zur Prüfung einzureichen“, wird Stadtpräsident David H. Bon in einer Medienmitteilung zitiert.
Weiter heisst es darin: „Im Vordergrund stehen die Areale „Schlossberg“ mit einer durch die erhöhte Lage ausgezeichneten Seesicht sowie „Hafenbecken“ im Bereich der ehemaligen Parkettfabrik Gintzburger direkt am Wasser. Diese zwei Standorte sind sowohl im Gestaltungsrichtplan Innenstadt wie auch in der aktuellen Vorlage des Kommunalen Richtplans ausgewiesen. Eingereicht werden darüber hinaus drei weitere Standorte: Der „Hafenpark“ in der Nähe des Kornhauses, der „Volksgarten“ beim Bahnhof sowie ein zentraler Bereich in der Innenstadt. Alle zeichnen sich durch eine ideale Erreichbarkeit für die Bevölkerung und die Bodensee-Touristen aus.“
Romanshorn war fast schon mal am Ziel
In der Vergangenheit sah Romanshorn schon mal wie der der fast sichere neue Standort des Historischen Museums aus. 2014 liefen Gespräche mit den Eigentümern des Kornhaus in Romanshorn über einen Einzug des Museums dort. In einer umfangreichen Standortevaluation hatte die Politik dies zum besten Standort erkoren. Daraus wurde dann aber letztlich nichts: 2016 scheiterten die Pläne, da sich Kanton und Eigentümer nicht über die finanziellen und zeitlichen Rahmenbedingungen einigen konnten. Wie ernsthaft die aktuellen Ambitionen von Romanshorn sind, ist derzeit allerdings kaum absehbar. Der in der Medienmitteilung zitierte Stadtpräsident David H. Bon muss um sein Amt fürchten: Am 31. März steht der zweite Wahlgang an. Im ersten war Bon seinem Herausforderer Roger Martin unterlegen.
Interessant ist der Vorstoss aus Romanshorn aber auch deshalb, weil es zeigt wie fragil der Zusammenhalt im Ringen um das Historische Museum im Oberthurgau wirklich ist. Im Zweifel kämpft dann wohl doch eher jeder Stadt für sich. Die Interpellationen in der Sache hatten Kantonsräte aus verschiedenen Städten des Oberthurgau noch gemeinsam auf den Weg gebracht. Seit dem Aus der früheren Pläne in Romanshorn hatte sich vor allem Arbon immer wieder als Standort für das Historische Museum ins Gespräch gebracht und dazu auch schon verschiedene Ideen entwickelt.
Bis Frühling 2020 soll der künftige Standort feststehen
Am vergangenen Donnerstag hatte der Regierungsrat den Planungsstopp beim Historischen Museum aufgehoben. Gleichzeitig wurde eine 6-köpfige Projektgruppe eingesetzt. Diese soll nun vor allem zwei Dinge tun: Ein Anforderungsprofil für das künftige Museum erarbeiten und mögliche Standorte für das Museum prüfen. Bis zum Frühling 2020 will die Gruppe eine Empfehlung zum künftigen Standort des Historischen Museums abgeben.
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