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Zukunft wird aus Mut gemacht

Zukunft wird aus Mut gemacht
Wie Kultur unser Leben besser machen kann. | © Anna Altdorf

Wie können Stadtentwicklung und Kultur besser voneinander profitieren? Sieben Learnings aus der zweiten Ausgabe „Kultur trifft Politik“. (Lesedauer: ca. 3 Minuten)

Bei der zweiten Ausgabe des Dialogformats „Kultur trifft Politik“ haben Ende Mai rund 60 Kulturschaffende und Politiker:innen darüber diskutiert, wie Kultur noch mehr zur positiven Entwicklung von Städten und Gemeinden beitragen könnte. Diese sieben Learnings sind ein Ergebnis der Veranstaltung.

Bildergalerie vom Diskussionsabend (alle Fotos: Jörg Rudolph)

Kultur trifft Politik No. 2: Stadtentwicklung und Kultur

1. Überzeugungsarbeit als Basis: Die Bedeutung von Kultur muss in Politik und die Breite der Gesellschaft noch besser vermittelt werden. Was kann Kultur für die Gesellschaft leisten? Warum profitieren wir alle davon? Und wie konkret kann Kultur unser Leben besser machen? Daneben braucht es auch Vertrauensarbeit. Es geht darum zu erklären, was es heute bedeutet, Künstler:in zu sein, wie künstlerische Prozesse ablaufen und den gesamten Kunstbetrieb den Menschen näherzubringen. Das hilft auch dabei Entscheider:innen einzubinden. Transparenz, Offenheit und Vermittlung sind dafür zentral. Zum Beispiel über Einblicke in den Alltag von Kulturschaffenden. Damit kann man Verständnis dafür schaffen, wie viel Arbeit in einem künstlerischen Prozess steckt. Denn nur wer weiss, wie viel Mühe, Handwerk und Liebe in Kunstwerken steckt, kann die Arbeit von Künstler:innen wirklich wertschätzen. In der politischen Überzeugungsarbeit helfen zusätzlich empirische Daten, die Diskussion zu versachlichen. Es braucht also zwei gleichzeitige Bewegungen: Emotionale Einbindung und sachliche Überzeugung.


2. Kultur zahlt zurück: die Umwegrentabilität. Es gibt inzwischen zahlreiche Studien, die belegen, dass sich Investitionen lohnen. In Lausanne beispielsweise hat eine Erhebung gezeigt, dass jeder in Kultur investierte Franken, drei Franken in die Region zurückbringt.

 

 

3. Eine dynamische Kulturszene hilft bei der Neugestaltung und Neubelebung von Quartieren. Deshalb sollte man die Szene über partizipative Prozesse einbinden, ihre Bedürfnisse und mögliche Leistungen abholen. Diese Teilhabeprozesse sind oft langwierig und nicht in einem Termin erledigt. Es braucht langen Atem. Der zahlt sich am Ende oft aus.

4. Ämter spartenübergreifend vernetzen: In den Verwaltungen müssen Kulturamt und Amt für Bau stärker miteinander agieren. Damit dies auch unabhängig von Personen geschehen kann, braucht es klare Strukturen, die nachhaltig wirken können. Das Kulturamt sollte in Stadtentwicklungsprozesse automatisch einbezogen werden.


5. Anreize für Immobilieneigentümer/-entwickler:innen schaffen: Bislang finden Zwischennutzungen und Umnutzungen mit Kultur oft nur aus Good Will oder persönlichem Interesse des Immobilienkapitals statt. Um die intrinsische Motivation der Branche zu fördern, sollte die Politik über Anreizsysteme für die Unternehmen nachdenken. Wie könnte man es ihnen schmackhaft machen, das Risiko einer kulturellen Nutzung einzugehen, ohne die Kultur nur als Vehikel für die Ausweitung von Baufenstern zu missbrauchen?

 

6. Die Rolle von Kultur für Quartiere herausarbeiten: Was kann Kultur zur Gemeinschaft in einem Quartier beitragen? Wie verändert Kultur die Atmosphäre in einem Quartier? Was passiert in Quartieren ganz ohne Kultur? Welche Form von Kultur passt zu welchem Quartier? Hier gilt es über Studien und Befragungen eine objektive Entscheidungsgrundlage herauszufinden, die dann wieder in der politischen Überzeugungsarbeit helfen kann. Transparent, offen und partizipativ.


7. Vernetzungsarbeit zwischen Kultur, Tourismus und Stadtentwicklungs-Ämtern ausbauen. Nicht selten gibt es in allen drei Bereichen ähnliche Interessen. Oder zumindest so nah beieinander liegende Interessen, dass man sie bündeln und Synergien schaffen kann. Die Argumentationskraft gegenüber der Politik steigt mit der Zahl der Befürworter:innen.

 


 

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