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von Brigitte Elsner-Heller, 28.02.2019

Volles Programm voraus

Volles Programm voraus
Klosteranlage der Kartause Ittingen: Hier sitzen zwei von insgesamt sechs kantonalen Museen. In allen gibt es 2019 wieder ein abwechslungsreiches Programm. | © zVg

Die kantonalen Museen sind mit ihrem vielfältigen Angebot immer einen Besuch wert. 5 Ausflugstipps, die auch Familien ansprechen.

Winterschlaf? Das ist natürlich nichts für Museen, die längst ihr Jahresprogramm in trockenen Tüchern haben und in der Regel auch in der kalten Jahreszeit geöffnet sind. Trotzdem: Weil mit den längeren Tagen auch die Lebensgeister wieder erwachen, wollen wir einen Überblick über das Jahresprogramm der kantonalen Museen im Thurgau geben. Verbinden lässt sich ein Besuch eigentlich immer mit einer schönen Wanderung oder einem Spaziergang.

Kartause Ittingen in Warth: Kunst und Geschichte erleben

Die Kartause Ittingen, das Seminar- und Kulturzentrum im ehemaligen Kloster in Warth nahe Frauenfeld, kann nicht nur mit einer idyllischen Lage punkten, sondern gleich mit zwei kantonalen Museen: dem Ittinger Museum und dem Kunstmuseum Thurgau.

Im Ittinger Museum, das die Klosteranlage selbst umfasst, steht wie bereits 2018 noch einmal bis Mitte Dezember 2019 das Thema Wasser im Mittelpunkt. Zahlreiche Zeugnisse der klösterlichen Wasserwirtschaft sind nämlich bis heute in der Anlage zu entdecken. Wie das historische Kanalsystem, das auch Mühlen antrieb. In der Ausstellung „Wasser – Lebensader des Klosters“ werden nicht nur Fakten zur Trinkwasserversorgung und Abwasserführung erläutert, sondern es wird auch auf die liturgische Bedeutung von Wasser eingegangen. Parallel dazu zeigt das Kunstmuseum Thurgau bis 28. April 2019 noch seine Sonderausstellung „Konstellation 9. Alles fliesst“ – und damit diverse zeitgenössische künstlerische Positionen zum Thema Wasser.

In diesem Jahr neu hinzu gekommen ist der Schwerpunkt „Wandern und wandeln“. Zwölf unterschiedliche Routen wurden erarbeitet, auf denen Besucher in und um die Kartause Ittingen unterwegs sein können. Ihre Wege führen dabei durch die Anlage oder in die Umgebung. Gewandert werden kann zudem mit einem Waldführer oder auf dem Weinlehrpfad. Auch mehrtägige Erlebnisaufenthalte sind im Angebot.

«Kakteen» von Helen Dahm: Eines der vielen Werke, die in der grossen Retrospektive auf die Thurgauer Künstlerin im Kunstmuseum zu sehen sind. Bild: Kunstmuseum Thurgau

Kunstmuseum Thurgau: Frauen?!

Das Kunstmuseum Thurgau hat seine umfassende Retrospektive der Künstlerin Helen Dahm ebenfalls in dieses Jahr hinein verlängert. Die Ausstellung „Ein Kuss der ganzen Welt“, zu der eine umfangreiche Publikation erschien, kann daher noch bis 25. August 2019 besucht werden.

Im Rahmen der Ausstellung werden verschiedene Veranstaltungen angeboten, darunter der Frauen-Kunst-Club zu unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten an vier Nachmittagen. Zwar finden noch zwei Termine im März statt („Der befreite Körper – Tanz als Lebenshaltung“ und „Ist Kunst von Frauen anders?“), sie sind jedoch bereits ausgebucht. Ein kleiner Trost: Im Herbst soll das Format fortgesetzt werden, dann zu Germaine Winterberg, deren Leben und Wirken ab 19. Mai 2019 eine Ausstellung gewidmet ist. Genaue Termine für diese Veranstaltungen des Frauen-Kunst-Clubs liegen im Moment noch nicht vor.

„Geschichten aus einem nonkonformistischen Frauenleben“ werden ab 19. Mai 2019 bis ins kommende Jahr hinein unter dem Titel „L' universe de Germaine“ erzählt. Es handelt sich dabei um ein dreiteiliges Videoprojekt von Muda Mathis, Sus Zwick und Hipp Mathis, bei dem die 82-jährige Baslerin Germaine Winterberg im Mittelpunkt steht. Die Ausstellung war im vergangenen Jahr bereits im Kunsthaus Baselland zu sehen.

Video: Till Veltens Installation „La condition humaine“

Die Installation „La condition humaine“ des Basler Konzeptkünstlers Till Veltenim Kunstmuseum Thurgau (bis 27. Oktober 2019) kreist um die Frage, was der Mensch ist und welches Bild wir uns von ihm machen. Videos des Künstlers werden dabei in direkte Beziehung gesetzt zu Skulpturen des Aussenseiterkünstlers Erich Bödeker (1904-1971). Im Rahmen der Ausstellung findet am 4. April 2019 ab 19 Uhr ein Künstlergespräch mit Till Velten statt, das Museumsleiter Markus Landert moderiert. Dabei wird auch das Buch „Sieben Bühnen. Till Velten trifft Erich Bödeker“ dem Publikum vorgestellt. Im Rahmen des Stiftungsfests der Kartause Ittingen am 23. Juni 2019 gibt es ein weiteres Gespräch mit Till Velten, Markus Landert und betreuten Mitarbeitern der Stiftung.

Vom 13. September bis 11. Oktober 2019 ist das Künstlerkollektiv COSMOS („Center of Sound, Margin of Silence“) im Kunstmuseum aktiv. Acht Künstlerinnen und Künstler aus Kroatien, Kolumbien und aus der Schweiz setzen sich dann mit Ton, Geräuschen und der Stille im ehemaligen Kartäuserkloster auseinander. Ein prozessorientiertes Ausstellungsprojekt, das Video- und Soundinstallationen, Assemblagen und Performances hervorbringen soll.

Werkschau Thurgau startet am 26. Oktober

Neben der Kunsthalle Arbon, dem Kunstraum Kreuzlingen und der Shed im Eisenwerk in Frauenfeld ist auch das Kunstmuseum Thurgau dabei, wenn es darum geht, regionalen Künstlern eine Ausstellungsplattform zu bieten. Vom 26. Oktober bis 17. November 2019 sind auch in Ittingen Arbeiten zu sehen, die von der Jury Eingang erhalten haben in die Werkschau Thurgau.

Detailprogramm zu allen Ausstellungen und Begleitveranstaltungen in der Kartause Ittingen (Vorträge, Lesungen, Workshops, Sonderführungen) unter www.kunstmuseum.ch


Naturmuseum Thurgau in Frauenfeld: Auf Samtpfoten?

Können diese Augen lügen? Das Naturmuseum widmet sich in einer neuen Ausstellung den Katzen. Bild: Naturmuseum Thurgau

 

Für das Naturmuseum des Kantons im Thurgau waren die Überwinterungsstrategien verschiedener Tiere eben noch ein grosses Thema. Mit Blick auf das Frühjahr hat das Museum das „Leben auf Sparflamme“ aber hinter sich gelassen und wartet ab 15. März 2019 (Vernissage: 14. März 2019) mit einer neuen Sonderausstellung auf: „Die Katze. Unser wildes Haustier“ ist im Prinzip schon auf dem Sprung und wird in Kürze dabei einer eingehenden Beobachtung unterzogen werden – schliesslich ist der Stubentiger das beliebteste Haustier in der Schweiz. Entwicklungsgeschichte, Biologie, Lebensweise und Verhalten der Hauskatze werden in der Ausstellung thematisiert, wobei aktuelles Wissen und die eigene Wahrnehmung der Hauskatze einander gegenübergestellt werden. Von März 2019 bis Herbst 2019 im Naturmuseum zu erleben, anschliessend im Naturmuseum Olten.

Zur Ausstellung bietet das Naturmuseum bis über den Sommer hinweg zahlreiche Begleitveranstaltungen, von wissenschaftlichen Vorträgen bis hin zu Familienführungen. Am 4. November 2019 wird dann bereits die nächste Sonderausstellung eröffnet, bei der es heisst: „Wild auf Wald“. Und in der neuen Kabinettsausstellung geht es ab Dezember 2019 um Charles Darwin und die Evolutionstheorie. Bis dahin ist dort noch das Thurgau-Relief zu sehen, das der Amriswiler Kunsthandwerker Ernst Schefer gefertigt hat.

Zum Internationalen Museumstag, am Sonntag, 19. Mai 2019, werden bei freiem Eintritt die Pforten geöffnet und Einblicke in das Depot des Museums gewährt.

Ausführliche Informationen zum Programm des Naturmuseums Thurgau unter www.naturmuseum.tg.ch  


Historisches Museum in Frauenfeld: Wie war's?

Das Historische Museum Thurgau sitzt im Schloss Frauenfeld. Bild: Historisches Museum Thurgau


Das Historische Museum des Kantons in Frauenfeld präsentiert sein Jahresprogramm 2019 unter dem Motto „Bartli & Most. Landvögte im Thurgau“ und folgt dabei historischen Herrschaftsstrukturen. Es führt derart in einen Thurgau zwischen Fremdherrschaft und Selbstbestimmung. 1460 stehen die Eidgenossen vor der Tür, erkämpfen sich das Gebiet und entsenden ihre Landvögte in die Gemeine Herrschaft Thurgau. Von Schloss Frauenfeld aus wirken die Eidgenossen über 300 Jahre als „fremde Richter“.

Das Thema bietet Stoff für zahlreiche Abendvorträge und öffentliche Führungen – wobei auch der Klassiker der mittäglichen „Museumshäppli“ in eine neue Runde geht. Jeden letzten Donnerstag im Monat lädt das Museum dazu ins Schloss Frauenfeld. Das heisst: Geschichte prägnant in 30 Minuten. „Grafenburg und Landvogteisitz. Schloss Frauenfeld als Ort der Herrschaft“ heisst es das nächste Mal am 28. März 2019 mit dem Historiker Peter Niederhäuser.

Ein Fall für Thurgauer Follower

Hervorzuheben unter den zahlreichen Veranstaltungen ist der Comedy-Abend mit Timo Michels am 21. März 2019 – eine Premiere für das Historische Museum, für das das Format in seinem Veranstaltungskalender neu ist. „Vogt & Ei. Kuhschweizer suchen Thurgauer Follower“ nennt sich launig das Programm. Eine Tour der etwas anderen Art durch Schloss Frauenfeld wird am 13. April 2019 geboten. „Game of Vogts“ streift dabei Verschwörungen, Mordsgeschichten, Lachnummern und elende Kuhschweizer.

Tag der offenen Tür im Schaudepot

Einblick in das Schaudepot St. Katharinentalin Diessenhofen. Bild: Historisches Museum Thurgau

 

Am 4. und 5. Mai 2019 lädt das Museum zum Tag der offenen Tür in sein Schaudepot St. Katharinental in Diessenhofen, ein ehemaliges Dominikanerkloster. Geboten wird ein buntes Programm für die ganze Familie mit Kurzführungen, Demonstrationen alten Handwerks, Kinderangebot, Wettbewerb und Festwirtschaft. Am 25. August 2019 ist der bunte Mittelaltertag auf Schloss Frauenfeld ein weiteres Highlight des Jahresprogramms.

Ausführliche Informationen, auch zu den Angeboten für Gruppen und Schulen, unter www.museen-im-thurgau.ch/historisches-museum-thurgau 


Museum für Archäologie in Frauenfeld: Spuren im Boden

Einer der gefundenen Schätze: Detail von der frühmittelalterlichen Goldscheibenfibel aus Steckborn. Die Verzierungen bezeugen die hohe Kunst der Goldschmiede im 7. Jh. n.Chr. Bild: AATG, D. Steiner, www.archaeologie.tg.ch


Das Museum für Archäologie in Frauenfeld präsentiert einen Querschnitt archäologischer Befunde von den Pfahlbaukulturen bis zum Schlachtfeld Napoleons im Kanton Thurgau. Dabei werden unter anderem Grabungsmethoden und die Zusammenarbeit mit verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen vermittelt.

Ergänzend zur Dauerausstellung zeigt das Museum bis 2. Juni 2019 im dritten Stock („Le Trésor“) eine Ausstellung über die im Sommer 2018 entdeckten frühmittelalterlichen Siedlungsreste am Höflerweg in Eschenz und präsentiert damit auch vorläufige Resultate der Forschung. Die Funde bezeugen zum ersten Mal für den Thurgau eine frühmittelalterliche Siedlung, während man bislang nur auf einzelne Grundrisse und Friedhofsreste gestossen war. Da die Bauten aus Holz, Lehm und Stroh errichtet waren, weisen heute nur noch Verfärbungen im Bodenprofil auf die Existenz einer Siedlung hin. Auch wenn die Funde nicht umfangreich sind, bieten sie doch Anhaltspunkte dafür, wie das Leben im Alltag ausgesehen haben mag. Da in einer Urkunde von 958 ein Hof namens „Askinza“ erwähnt wird, wird heute im Zusammenhang mit der Grabung vom „Dorf Askinza“ gesprochen. Frühere Funde gaben bereits Einblick darin, dass das Gebiet wegen seiner Wasserwege schon im Frühmittelalter von strategischer Bedeutung war.

Kinder sind immer willkommen

Das Museum bietet eine Vielzahl von Veranstaltungen an, die sich auch an Kinder und Familien richten. Um Glaube und Kult geht es etwa am 9. März 2019 bei einer Führung auf den religiösen Spuren des Thurgau mit der Archäologin Irene Ebneter. Anschliessend rückt Ostern für die ganze Familie in den Mittelpunkt, bevor Wolle-Spinnen oder steinzeitliches Handwerk für die Kinder im April und Mai auf dem Programm stehen. Zum Internationalen Museumstag am 19. Mai 2019 wird Gold im Thurgau glänzen, bevor am Wochenende vom 14. bis 16. Juni 2019 das Mitsommerfest rund um die Promenade in Frauenfeld Archäologie und Natur in einem bunten Programm vereint.

Hier das gesamte Jahresprogramm im Detail www.archaeologisches-museum.tg.ch/public/upload/assets/73957/Jahresprogramm_2019_GzD.pdf  


Napoleonmuseum Schloss Arenenberg: Schöne Aussichten

Das Napoleonmuseum auf dem Arenenberg. Bild: zVg


Wie bei einem Besuch der Kartause Ittingen lädt auch die Landschaft um Schloss Arenenberg wegen seiner idyllischen Lage auch zu einer Wanderung oder einem Spaziergang ein. 1816 wählte Hortense de Beauharnais, die Stieftochter Napoleons I., Schloss Arenenberg als Exilsitz. Sie baute die Anlage aus und richtete die prächtigen Salons stilsicher ein. Das Schloss ist bis heute original ausgestattet, die Gartenanlagen in weiten Teilen rekonstruiert.

Das Napoleonmuseum bietet das ganze Jahr über unterschiedliche Themenführungen durch die Schlossanlage an, daneben auch Veranstaltungen speziell für Kinder. Monatlich wird so etwa eine Kostümführung angeboten: Für „Märchenhaft schön oder schön umständlich?“ (das nächste Mal am 3. März 2019, dann jeden ersten Sonntag im Monat) öffnet Madame Bure, die Amme des kaiserlichen Hofes auf Arenenberg, ihre Kleidertruhe und erzählt vom Leben im Schloss. Auch interaktive Führungen für Kinder sind im Angebot.

Es war einmal: Krieg

Die Sonderausstellung des vergangenen Jahres „Wir waren auch dabei“, die sich mit der Rolle von Männern aus der Schweiz beschäftigt, die im Ersten Weltkrieg im Konstanzer Regiment Nr. 114 kämpften, ist bis Ende des Jahres in etwas abgewandelter Form weiter zu besuchen. Die Ausstellung greift auf grösstenteils unveröffentlichte Erinnerungen, Briefe, Zeichnungen und mehrere Tausend Fotos zurück, die aus Privatbesitz zusammentragen wurden.

Weitere Informationen unter www.napoleonmuseum.tg.ch


  

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