von Inka Grabowsky, 21.08.2025
Eine Pop-up-Ausstellung zur Preisverleihung

Othmar Eder wurde bei der Verleihung des Thurgauer Kulturpreises im Werk2 in Arbon gebührend gefeiert. Besonders dankbar war das Publikum, dass der bildende Künstler eine Auswahl seiner Werke mitgebracht hatte, so dass man sich in der ehemaligen Webmaschinenhalle ein Bild davon machen konnte, wofür der Stettfurter geehrt wurde. (Lesedauer: ca. 3 Minuten)
„Es war fast ein bisschen viel“, sagt der frisch gekürte Kulturpreisträger Othmar Eder. Bei der Verleihung der Urkunde im Werk2 in Arbon wurde er von allen Seiten mit Lob überschüttet. Allen voran – ihrer Rolle entsprechend – die Laudatorin Katja Baumhoff, die als Herausgeberin der Eder gewidmeten Monografie „Bilderfinder“ eine Expertin für den Künstler ist. „Othmar Eder ist ein Zeichner, der malt, und der sich als Maler für die Beschaffenheit der Farbe interessiert. Er ist auch ein Videokünstler, der zeichnet.“

Sie attestiert ihm aufmerksames Beobachten, einen poetischen Umgang mit der Zeit, eine Archivierung von Sinneseindrücken, ein Herausfiltern von unspektakulären Schönheiten. „An einem gewöhnlichen Kieselstein kann man die Geschichte der Erde ablesen. Und ‚gewöhnlich' ist dann ein unpassender Ausdruck“, nimmt sie beispielhaft Bezug auf die Bildserie, für die Eder Urner Strahler bei ihrer Suche nach Kristallen begleitet hat.
Baumhoff äussert Respekt für die Entscheidung von Kulturkommission und Regierungsrat, in diesem Jahr einen poetischen Ton gehört zu haben – „nicht einfach denjenigen, der am lautesten schreit.“

Lob von Regierungsseite
Regierungsrätin Denise Neuweiler steht dem nicht nach und preist Eders Präzision und Ausdauer: „Othmar Eder gilt als stiller Schaffer“, sagt sie in ihrer Rede. „Aber er bringt sich trotzdem ins Kulturleben ein. Die Mischung als Konzentration und Engagement ist eine besondere Qualität.“ Aus politischer Sicht hervorzuheben sei, dass die Arbeit des Künstlers über die Grenzen des Thurgaus hinaus ausstrahle.

Von einer Identifikationsfigur und einem Botschafter des Thurgaus spricht der Präsident der Kulturkommission Hans Jörg Höhener. Er erklärt nicht nur, wie der Auswahlprozess vonstatten ging, sondern beschreibt dabei automatisch, welche Qualitäten Othmar Eder mitbringt: Nur in einem Punkt des Anforderungskatalogs hätten die Kommissionsmitglieder kurz gestutzt: „Der Kulturpreis soll zur Weiterentwicklung ermutigen. Nun bist du aber schon siebzig Jahre alt. Wir warten dementsprechend gespannt auf das Alterswerk.“ Eder verspricht: „Ich werde weiterforschen im Dialog mit den Menschen.“

Einzigartige Gelegenheit
Zunächst aber gilt es bei der Preisübergabe das bestehende Werk in Ausschnitten zu bewundern. Zum ersten Mal nutzt ein geehrter Künstler diese Gelegenheit für eine Ausstellung. „Eigentlich war es eine Anregung von Hans Jörg Höhener“, so Othmar Eder. „Ich kannte die Räume schon von einem Besuch des ‚Heimspiels' vergangenes Jahr, aber er war es, der mir sagte, hier wäre der ideale Ort für meine Werke.“ Als dann Denise Neuweiler nach einem Wunschort für die Preisverleihung fragte, konnte Eder spontan das Werk2 ins Spiel bringen. „Es ist tatsächlich ein Pop-up-Ereignis nur für diesen einen Abend“, lacht er. „So eine kurze Ausstellung hatte ich noch nie.“

Insbesondere die lange Wand hinter dem Rednerpult hätte es in sich gehabt. „Ich war versucht, einfach nur viele Bilder aufzureihen und habe auch stürmisch begonnen, aber dann haben wir noch mal von vorne angefangen und im Verlauf von mehreren Stunden die richtige Kombination gefunden.“ In seiner Dankesrede wendet er sich direkt ans Publikum: „Ohne euer Interesse bleibt jede Form der Kunst unvollständig.“ Die Angesprochenen dankten es ihrerseits mit stürmischem Applaus.


Von Inka Grabowsky
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